Verpasste Chancen

Die Gründe für flexible Arbeitszeitmodelle

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Letztlich scheint flexibles Arbeiten eine passende Antwort auf die unterschiedlichsten Fragen zu sein. In Indien und Australien etwa bewerten 70 Prozent der Befragten die Vorteile für die Work-Life-Balance besonders hoch. Die Studie verweist hierzu auf die ständig infarktgefährdeten Verkehrsverhältnisse in den Großstädten dieser Länder. Pendeln durchs Staulabyrinth von Mumbai oder Melbourne kostet eben ungleich mehr Zeit und Nerven als in München oder Hamburg. Dennoch erkennt auch eine Mehrzahl der hiesigen Firmen an dieser Stelle wertvolles Potenzial.

Flexibilität soll Kosten senken

Hauptargument für die deutschen Unternehmen ist allerdings das Plus an Familienfreundlichkeit. 88 Prozent nennen diesen Punkt. Zum Vergleich: Im globalen Mittel liegt der Wert bei 70 Prozent. In der Studie wird die deutsche Spitzenstellung in dieser Skala auf die traditionelle Diskrepanz zwischen dem Stundenplan in der Schule und einem regulären Arbeitstag zurückgeführt.

In Spanien, Südafrika und auch den Niederlanden zählt ein anderer Vorzug deutlich mehr. Über 70 Prozent der Firmen in diesen Ländern gehen davon aus, dass sich durch Flexibilisierung der Arbeit die Betriebskosten senken lassen. Der Kostenaspekt wird in Deutschland unterdurchschnittlich wahrgenommen. Nur knapp über der Hälfte der Firmen sieht hier Sparpotenzial. Zwei Fünftel der deutschen Unternehmen denken indes, dass Flexibilität insgesamt die Produktivität der Mitarbeiter hebt. Zuversichtlicher sind da lediglich die Belgier mit über 50 Prozent. In Kanada und Japan glauben das hingegen nicht einmal 30 Prozent.

Alles in allem fällt auf, dass in den westlichen Staaten – allen voran in den USA – weit größere Hoffnungen in die Flexibilisierung gesetzt wird als etwa in den asiatischen Ländern wie China, Japan und Indien. Dort ist auch das Vertrauen in die Mitarbeiter sichtlich weniger ausgeprägt. Flexibles Arbeiten soll dort nach Meinung der Mehrheit nur für alteingesessene Führungskräfte möglich sein. In den USA und Europa herrscht weithin die Vorstellung vor, dass jeder Mitarbeiter in den Genuss kommen sollte. Eine Ausnahme ist hier Frankreich, wo ähnlich rigide gedacht wird wie in Asien. Die Niederlande und Spanien sind die stärksten Advokaten einen großzügigen Ansatzes.

Die Studie "Flexible Working Report 2011" kann auf der Regus-Website heruntergeladen werden.

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