Work-Life-Balance verschwindet

Die 11 Arbeitertypen der Zukunft

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.

Typ 9: Neue Spezialisten. Vor allem im technischen Sektor und in der Forschung, aber auch bei physischen "Hardcore"-Tätigkeiten wie der Arbeit auf Ölbohr-Plattformen entwickelt sich derzeit eine neue Fraktion von Hyperspezialisten. Typischerweise sind sie projektgebundene Arbeiter, die nach Auftragserfüllung gutes Geld kassieren und serienweise mit verschiedenen Auftraggebern arbeiten. Phasen intensiver Arbeit, die klassische Arbeitszeiten sprengen, folgen längere Phasen von Freizeit. Beispiele für dieses Cluster: Programmierspezialisten, Systemspezialisten in den Bereichen Bauen/Konstruktion/Verkehr, die über die ganze Welt nomadisieren, Arbeiter auf Ölbohr-Plattformen.

Prekaristen im mittleren Management

Typ 10: Prekaristen. Mit Volatilität in der Arbeitsgesellschaft wächst auch der Anteil derer, die vom Absturz bedroht sind oder am Rand stehen. Bei ihnen mangelt es nicht zwingend an Ausbildung und Qualifikation, sondern nicht selten an einer "Ego-Strategie". Dies und "biografische Dispositionen" können zu vielfältigen Dysfunktionalitäten in Bezug auf Arbeit, Selbstvertrauen und Kreativität führen. Prekaristen gibt es also nicht nur unter Zeitarbeitnehmern, Aufstockern, Mini- und Mehrfachjobbern, sondern auch im mittleren Management.

Typ 11: Digital Bohème. Diese Avantgarde der Netzwerkwirtschaft lebt und arbeitet in bewusst offenen Netzwerken. Angestelltenverhältnisse akzeptiert sie nur selten und allenfalls vorübergehend. Die Digital Bohème ist Projekt-orientiert und organisiert sich in losen Zusammenhängen, Bürogemeinschaften oder "Coworking Spaces" selbst die Arbeit, von der sie lebt. Ihre Vertreter wollen sich selbst verwirklichen und kreativ sein. Dafür nehmen sie ein hohes Maß an Zukunftsunsicherheit und eine große Volatilität beim Einkommen gerne hin.

Die Ausprägung dieser unterschiedlichen Arbeitstypen wirkt sich wiederum auf die Hierarchien innerhalb der Unternehmen, auf Mitarbeiterbindung und -rekrutierung aus. Die Zukunft der Arbeit sei nicht definiert, schreiben die Forscher. Es gehe heute darum, "diese Freiheit an Gestaltung zu nutzen und eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Individuen sich entfalten können".

Das Zukunftsinstitut in Kelkheim/Ts. gibt es seit 1997. Gründer ist der Trendforscher Matthias Horx. Er ist unter anderem mit den Büchern "Das Ende der Alternativen oder Die verlorene Unschuld der Radikalität" (1988) und "Die wilden Achtziger. Eine Zeitgeist-Reise durch die Bundesrepublik" (1990) bekannt geworden.

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