Beispiel Boehringer Ingelheim

Wie Firmen gegen Burnout kämpfen

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

„Generell ist davon auszugehen, dass Mitarbeiter in leitenden Positionen wie Projektleiter einen größeren Workload und damit mehr Druck verspüren, was sehr schnell in Stress umschlagen kann“, so die Autoren im Hinblick auf Risikogruppen in der IT. Allerdings hätten Führungskräfte anders als einfache Mitarbeiter die Möglichkeit, Aufgaben zu delegieren. Deshalb gebe es das Burnout-Risiko auch auf der unteren Sprosse der Hierarchieleiter. „Oftmals bleibt auch die Anerkennung für die geleistete Arbeit bei den Führungskräften hängen und wird nicht an die Personen weitergegeben, die die eigentliche Arbeit geleistet haben“, so das Autoren-Trio weiter.

Häufung nach Umstrukturierung

Psychologe Leidig unterstützt diese Sichtweise. „Ein Top-Manager hat mehrere Assistenten“, so der Experte. „Somit gibt es dort viel mehr Spielraum, weswegen sie auch viel höhere Arbeitsbelastungen verkraften.“ Stress bestehe nämlich aus mindestens zwei Komponenten: der tatsächlichen Arbeitsbelastung und der individuellen Freiheit, mit dieser umzugehen. Hinzu kämen private Aspekte.

„Wichtig ist, dass es im Betrieb einen Fachmann wie einen Betriebspsychologen oder einen Betriebsarzt gibt, der sich damit auskennt und Führungskräfte kompetent beraten kann“, empfiehlt Leidig. Man könne von einer Führungskraft keine diagnostischen Kenntnisse erwarten. Aber sie müsse wissen, an wen man sich wenden kann. „Innerbetriebliche Ansprechspartner sind heute so notwendig wie nie“, so Leidig.

Dirk Weitzel von Boehringer Ingelheim geht davon aus, dass der Trend zu globalen Strukturen im Unternehmen großen Einfluss auf die gefühlte Arbeitsbelastung habe. „Früher hatten wir lokale Teams, während wir heute in virtuellen, global agierenden Teams arbeiten“, so Weitzel. „Somit ist schon alleine die Koordination von Projekten und Meetings eine Herausforderung.“ In seinem Unternehmen gebe es zwar sehr flexible Arbeitszeitmodelle, die aber auch von den Mitarbeitern genutzt werden müssten.

„Wir haben mittlerweile auch einige Fälle in unserer IT-Organisation“, berichtet Weitzel weiter. „Seit der Umstrukturierung unserer weltweit verteilten IT-Einheiten zu einer globalen IT-Einheit im Jahr 2010 sind mir mehrere Burnout-Fälle bekannt geworden“ Es lasse sich allerdings nicht feststellen, ob dies mit der Umstellung zu tun habe.

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