Netzwerke

Falsch verbunden

17.09.2007
Von Klaus Werle und Sven Böll

Die Details der Kooperation hat von Estorff dann aber im persönlichen Gespräch ausgehandelt. Denn für echte Geschäfte braucht es Vertrauen, und das gibt es nur im direkten Kontakt.

Wer ein schlechtes Produkt zu überhöhten Preisen anbietet, dem nutzen auch 10.000 Kontakte nichts - die Stunde der Wahrheit schlägt immer offline. Auch deshalb will Xing die lange vernachlässigte Offline-Komponente stärken: Business-Treffen wie in Grevenbroich sollen unter dem Label "Xing Live" intensiviert, ihre Qualität soll überwacht werden. Bloß: Eine neue Verpackung und eine hübsche Schleife machen aus einem Penny-Business noch lange kein Big-Business.

Peer-Arne Böttcher, im Streit geschiedener Ex-Geschäftspartner von Lars Hinrichs, hat seine einstige Online-Begeisterung gleich ganz über Bord geworfen: "Geschäftsbeziehungen muss man analog pflegen, man muss den anderen riechen können." In seinem "Hamburger Business Club" treffen sich Geschäftsleute seit 2002 wieder persönlich - wie vor hundert Jahren.

Nur besseres Telefonbuch?

Lektion 4: Xing ist ein Werkzeug, kein Zaubermittel. Es setzt eine Tausende Jahre alte Regel nicht außer Kraft: Wichtige Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht, die sich kennen. Deshalb: Schnell per Telefon oder Treffen klären, wer sich hinter einem Profil tatsächlich verbirgt.

Für hochrangige Manager birgt Xing ein weiteres Problem: Die Börsenfirma muss die Mitgliederzahl hochtreiben, um dem Kapitalmarkt zu gefallen. Doch mit jedem Neuzugang verschärft sich der Konflikt zwischen Qualität und Quantität. Zu Beginn waren die Geschäftsleute nahezu unter sich - doch dann kam die Praktikanten- und Assistentenschwemme. Das ging - und geht - zulasten der Exklusivität. Das Image hat sich gewandelt: Früher ein reiner Business-Club, läuft Xing nun Gefahr, zu einem besseren Telefonbuch zu werden - aus dem die wirklich wichtigen Kontakte in ein separates, exklusives Netzwerk (wie beispielsweise das CIO-Netzwerk) abwandern.

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