Apple-Chef Steve Jobs - Die Napoleon-Analogie

Apples Allüren

07.07.2011
Von Jan Schulze

Die wichtigsten Stationen im Leben des Großen Korsen: rasanter Aufstieg in der Armee, faktisch Diktator der Republik und letztlich Kaiser, erfolgreicher Feldherr und Herrscher über Europa. Dann folgten Rückschläge: das Desaster des Russland-Feldzugs, Absetzung und Exil in Elba. Seine Rückkehr auf den Thron währte gerade 111 Tage, bis Napoleon nahe der belgischen Stadt Waterloo von den Koalitionstruppen unter dem Befehl des Herzogs von Wellington vernichtend geschlagen wurde. Napoleon wurde auf die Insel St. Helena im Südatlantik verbannt, wo er vermutlich an Magenkrebs starb.

Ähnlich das Auf und Ab im Leben von Steve Jobs: Gründung der Apple Computer Company mit Steve Wozniak, Einführung des ersten kommerziell erfolgreichen Computers mit grafischer Oberfläche, Abgang bei Apple nach internen Machtkämpfen. Mit seiner zweiten Firma NeXT Computer bringt er einige sehr fortschrittliche Technologien zur Marktreife und schafft die Basis für das spätere MacOS. Noch erfolgreicher: Jobs’ Zeichentrickstudio Pixar. Schließlich Rückkehr zu Apple und Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte, die auch von Jobs’ Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht aufgehalten wird: iMac, iPod, iPhone, iPad. iErfolg reiht sich an iErfolg - von vereinzelten Misserfolgen wie Lisa, Newton oder Apple-TV abgesehen. Der nächste Zug des Apple-Strategen: die iCloud. Wird es eher eine zweite Schlacht bei Friedland oder ein Russland-Feldzug?

Napoleon 1806

Steve Jobs 2009

Die alten Mächte fühlen sich zu sicher. Keiner rechnet damit, dass ein Marktneuling sie durch schnelle, punktuelle Vorstöße überrumpelt.

Waffen

iPhones

Stärken

hippes Design, Apps auch für Entwickler interessant

Schwächen

teuer, lausige Batterielaufzeit

Gegner

Nokia, Microsoft, Palm

Analogie

Schlacht von Jena und Auerstedt

Smartphone-Krieg

Auf den meisten anderen Schlachtfeldern sind die Fronten klar verteilt, so etwa beim Kampf um die Vormachtstellung am Smartphone-Markt 2007: Auf der einen Seite die Grande Armée von Steve Jobs. Beweglich, auf dem neuesten Stand und von einem weitsichtigen und klugen Feldherrn dirigiert. Auf der anderen Seite die Feldherren Ed Colligan (Palm), Olli-Pekka Kallasvuo (Nokia) und Steve Ballmer (MicrosoftMicrosoft). Deren Truppen sind leicht in die Jahre gekommen und über das Aufmarschgebiet verteilt. Alles zu Microsoft auf CIO.de

Der Angriff trifft die Gegner völlig unerwartet. Nach heftigen und zähen Gefechten ziehen sich die Armeen von Colligan, Kallasvuo und Ballmer zurück und überlassen Jobs - zunächst - das Schlachtfeld. Wie bei Napoleons Schlachten bei Jena und Auerstedt gilt auch beim Smartphone-Krieg: Die Schlacht musste nicht zwangsläufig durch die Überlegenheit der Apple-Armee gewonnen werden. Das Risiko, das Jobs einging, war groß. Immerhin konnte sein Unternehmen auf keinerlei Erfahrung in diesem Bereich zurückblicken. Die Gegner dagegen hatten einst eine starke Position inne: Microsoft als Quasi-Monopolist bei PC-Betriebssystemen war auch auf dem Mobile-Markt ein ernst zu nehmender Gegner. Nokia konnte in der Pre-Smartphone-Zeit fast schon unanständige Marktanteile für sich reklamieren. Und Palm als Pionier des Handheld-Geschäfts hatte zwar eine veraltete Produktphilosophie, aber durchaus Potenzial.

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