Apple-Chef Steve Jobs - Die Napoleon-Analogie

Apples Allüren

07.07.2011
Von Jan Schulze

So ähnelt die Situation im Kampf um Tablet-Marktanteile der Schlacht von Preußisch Eylau: Die Gegner sind gut aufgestellt, keiner kann einen klaren Vorteil für sich verbuchen. Apple hat ein erfolgreiches Produkt im Markt, der aber zumindest für Unternehmensanwender eher eine Nische bleiben wird. Dazu kommt, dass Apple einige Schwachstellen in seinen Geschützen hat, die zwar Privatanwender nicht weiter zu interessieren scheinen, jedoch für Unternehmenskunden von erheblicher Relevanz sind: zu teuer, zu unsicher, proprietär.

Auch wenn Apple-Produkte deutlich an Exklusivität verloren haben und mittlerweile in jedem Elektronikfachmarkt zu bekommen sind: "Für Apple muss noch immer ein Aufpreis bezahlt werden", beobachtet Morvay. Zudem konnte Apple seinen Ruf nicht aufrechterhalten, eine überdurchschnittlich sichere Plattform anzubieten. Denn die Schattenseite einer hohen Marktdurchdringung ist, dass die Plattform damit auch ins Visier der organisierten Online-Kriminalität gerät. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Cyber-Kriminellen und Malware-Jägern hat längst auch in die Apple-Welt Einzug gehalten - und weder Anwender noch der Hersteller selbst scheinen gut darauf vorbereitet.

Napoleon 1812

Steve Jobs 2011

Aufbruch in ein riesiges Reich mit zahlreichen, aus dem Volk rekrutierten Soldaten. Aber die Versorgungswege werden länger ...

Waffen

iCloud

Stärken

kostenlos, einfach zu bedienen

Schwächen

schlechte Rückzugsmöglichkeiten

Gegner

Google, Microsoft und andere Cloud-Anbieter für private Nutzer

Analogie

Russland-Feldzug

Neues Schlachtfeld: Cloud

Microsoft verfügt in dieser Schlacht über ein starkes Geschütz: Sowohl Apples iOS als auch Googles Android sind aus Sicht der IT-Verwaltung Fremdkörper in einer Windows-dominierten Client-Welt. Wobei durch die zunehmende Verbreitung von Cloud ComputingCloud Computing die Plattformfrage immer weniger eine Rolle spielt. Zudem kann für die kommenden Monate als sicher angenommen werden, dass Tablets vor allem im privaten Umfeld genutzt werden. Große iPad-Rollouts gab es zwar bereits, sind jedoch bislang eine seltene Ausnahme. Die Entscheidung um die Vorherrschaft steht aus. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Im Bereich der mobilen Endgeräte konnte sich die Grande Armée aus Cupertino zumindest bis jetzt durchsetzen: "Apple hat derzeit noch die Marktführerschaft im Highend-Bereich der mobilen Kommunikation und mit dem iPhone und iPad Standards gesetzt", so Velten.

Wie es mit Apple weitergeht, wird sich auf einem ganz anderen Schlachtfeld entscheiden. "Cloud-Services und Streaming werden künftig die wichtigen Einnahmequellen sein", ist sich Velten sicher. "Bereits heute werden rund 80 Prozent des Internet-Verkehrs durch Video erzeugt." Apple, Google und Microsoft bringen ihre Armeen in Stellung für die nächste, vielleicht entscheidende Schlacht. Wird es ein Russland-Feldzug, in dessen Folge Napoleon abdanken und ins Exil gehen musste? Oder kann der Große Kalifornier einen "Frieden von Tilsit" erzwingen und damit seine Vormachtstellung ausbauen?

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