Was den Schlaf raubt

Schlafstörungen durch Smartphones und Tablets

Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.
Sich im Bett noch einen Film auf dem Tablet anschauen, davon raten Forscher ab. Tablets und Smartphones machen schlaflos, dick und krank.

Im Bett liegen und einen Film auf dem Tablet ansehen oder ein paar E-Mails schreiben - alles schön. Nur leider kann man den Schlaf dann meist vergessen. Das hat nichts mit Überreizung zu tun. Wissenschaftler des Lighting Research Center (LRC) am Rensselaer Polytechnischen Institut in den USA haben herausgefunden, dass die Bildschirme mit Hintergrundbeleuchtung von TabletsTablets und SmartphonesSmartphones uns den Schlaf raubt, wenn wir sie länger als zwei Stunden benutzen. Alles zu Smartphones auf CIO.de Alles zu Tablets auf CIO.de

Schlaflos dank der Hintergrundbeleuchtung in Tablets und Smartphones.
Schlaflos dank der Hintergrundbeleuchtung in Tablets und Smartphones.
Foto: Kristen Prahl - shutterstock.com

"Unsere Studie zeigt, dass zwei Stunden Licht dieser Displays den Melatonin-Wert um 22 Prozent absenken", sagt Mariana Figueiro, Studienleiterin und Direktorin des "Light and Health Program" am LRC. Das Hormon Melatonin ist dafür verantwortlich, dass der Körper in den "Schlaf-Modus" versetzt wird. Es ist eine Art Zeitgeber und wird typischerweise nachts ausgeschüttet.

Display-Beleuchtung hält wach

Der Effekt von Tablets und Smartphones auf den Körper liegt vor allem daran, dass das Display, um so hell zu leuchten, vor allem kurzwelliges Licht nutzt. Das hemmt die Melatoninproduktion und stört den Schlaf. Das wiederum führt langfristig zu einem erhöhten Risiko für Diabetes und Fettleibigkeit. Wer regelmäßig seinen Schlaf unterbricht, hat auch ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheiten wie Brustkrebs.

Das bestätigte auch ein französische Studie: Wer über einen längeren Zeitraum seinen Schlaf stört, hat ein höheres Krebsrisiko. Besonders Nachtarbeiter oder Schichtarbeiter leiden an einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus. Nachts arbeiten stört also nicht nur das Eheleben, es ist also auch gefährlich.

Arbeiten im Bett sollte man ohnehin vermeiden. Abgesehen von Eheproblemen führt das auch zu Gesundheitsrisiken.
Arbeiten im Bett sollte man ohnehin vermeiden. Abgesehen von Eheproblemen führt das auch zu Gesundheitsrisiken.
Foto: Marcos Mesa Sam Wordley - shutterstock.com

Wer also abends noch länger sein Smartphone benutzt, stört die circadiane Rhythmik (inneren Rhythmen), also gewissermaßen unsere innere Uhr, die Prozesse im Körper ohne äußere Reize steuert. Vor allem Teenager sind von den Effekten der Hintergrundbeleuchtung betroffen, fanden die Studienleiter heraus. Gerade die unter-25-Jährigen nutzen die Geräte fast ständig.

Nach zwei Stunden machen Tablets schlaflos

Die Wissenschaftler maßen, wie viel Licht aus welchem Abstand auf die Augen traf und über welchen Zeitraum. Nach einer Stunde waren die Melatonin-Werte im Körper kaum verändert. Nach zwei Stunden aber waren sie stark gesunken. Ein Spielfilm auf dem Tablet oder langes Chatten auf dem Telefon reicht also schon aus, um den Schlaf nachhaltig zu stören. Allerdings wirkt sich das auf die Gesundheit erst nach einigen Jahren aus.

Es gibt noch einen weiteren wichtigen Kritikpunkt an der Studie: Die Forscher testeten nur wenige Probanden, eine groß angelegte Studie fehlt. Generelle Aussagen darüber, dass Smartphones und Tablets abends gesundheitsgefährdend sind, wären also fehl am Platz.

Die Studienleiterin Figueiro empfiehlt, die Helligkeit der Tablets und Smartphones nachts zu dämmen, um so die Melatoninproduktion nicht zu stören. Man könnte abends im Bett ohnehin auf das Smartphone oder Tablet verzichten. Das dürfte allerdings für einige schwierig werden, schließlich sind sie richtiggehend süchtig nach ihrem mobilen Endgerät oder Social Media. Und jeder fünfte erledigt vor dem Schlafengehen noch E-Mails aus der Arbeit.

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