Blackberry


Interview mit Blackberry-Chef John Chen

Deutsche Unternehmen passen zu uns

27.02.2014
Blackberry-Chef John Chen hat eine der härtesten Aufgaben in der Mobilfunk-Branche: Er will den kriselnden Smartphone-Pionier retten, der im vergangenen Jahr massiv Marktanteile verlor und hohe Verluste schrieb. Chen setzt dafür auf die klassischen Blackberry-Tastaturen, den Messenger BBM - und auch deutsche Firmenkunden.

Herr Chen, erst sagten alle, Blackberry hat Probleme, weil es sich zu lange an Tastaturen klammerte. Dann riss Sie ausgerechnet Ihr erstes gelungenes Touchscreen-Telefon richtig in die Krise - und nun setzen Sie wieder auf Tastatur-Modelle. Was ist jetzt Sache?

John Chen: Der Trick ist, wir müssen beides im Angebot haben. Bei dem Touchscreen-Modell Z10 haben wir unseren Kunden zu wenig die Bedienung erklärt. Das war ein Fehler. Die iPhone-Nutzer hatten kein Problem damit - aber gerade unsere bisherigen Kunden, die von Modellen mit Tastatur umstiegen, kamen mit den Wisch-Gesten nicht zurecht und gaben die Geräte zurück.

Sie betonen, Blackberry steige nicht aus dem Verbrauchermarkt aus. Zugleich spielen Sie da kaum noch eine Rolle und Ihr Rettungsplan ist ganz klar auf das Geschäft mit Firmen ausgerichtet. Eigentlich bräuchten sie vielleicht kein Verbrauchergeschäft mehr?

John Chen: Für die nächsten 18 bis 24 Monate - meine Zielmarke für eine Wende - liegt mein Fokus zunächst ganz klar darauf, Unternehmenskunden und professionelle Anwender zu halten. Wir haben immer noch 60 Millionen Kunden da draußen.

Sie starten in Indonesien das Modell Z3 für weniger als 200 Dollar. Wäre das auch etwas für den Verbrauchermarkt im Westen?

John Chen: Ja, wir werden voraussichtlich Ende des Jahres ein Nachfolge-Modell mit LTE-Datenfunk für den Rest der Welt auf den Markt bringen. Wir binden da den BBM-Messenger sehr stark ein. Zudem arbeiten wir an einem neuen High-End-Modell, das ebenfalls bis Ende des Jahres kommen könnte.

Welche Rolle spielt Deutschland in ihren Plänen?

John Chen: Ich glaube, die Einstellung in Deutschland passt dazu, was wir am besten können. In Deutschland geht es weniger darum, dass die Mitarbeiter locker ihre Telefone ins Büro mitbringen, sondern es wird gesteuert, welche Geräte ins Firmennetz dürfen. Und das ist genau das, worauf wir ausgerichtet sind.

Mit ihrem Blackberry-Server können Firmen auch Smartphones anderer Hersteller verwalten, der Absatz ihrer eigenen Telefone brach im vergangenen Quartal auf nur noch 1,7 Millionen Geräte ein. Ist ihre Zukunft, Dienstleister ohne eigene Smartphones zu sein?

John Chen: Ich denke, es wird lange dauern, bis uns diese Option offensteht. Wir brauchen eigene Geräte, weil sie auf Sicherheit ausgerichtet sind. Wenn sie es mit einer Tür vergleichen, ist es, als würden wir da sechs Schlösser einbauen. Aber: Für mich sind schwarze Zahlen wichtiger als Umsatzwachstum. Jedes Gerät, das wir verkaufen, muss Geld verdienen.

Und deshalb haben Sie einen Fünf-Jahres-Deal mit dem Auftragsfertiger Foxconn abgeschlossen?

John Chen: Wir hängen dadurch viel weniger vom Geräteverkauf ab. Foxconn kommt viel günstiger an Bauteile heran, weil sie einfach Massen davon kaufen. Wir tragen nicht mehr das Risiko, wenn Geräte in den Regalen liegenbleiben. Unsere Partnerschaft würde natürlich nicht lange dauern, wenn uns so etwas zu oft passiert - aber wir Teilen ab einem gewissen Absatzvolumen die Marge mit ihnen, was sie mögen.

Nach dem Verkauf des Messaging-Dienstes WhatsApp stieg die Blackberry-Aktie, weil Sie mit BBM einen ähnlichen Service haben. Was sagen Sie zu den hartnäckigen Gerüchten, sie könnten BBM verkaufen?

John Chen: Für mich ist BBM ein Schlüsselelement unserer Strategie. Wir wollen damit sichere Kommunikation in Unternehmen anbieten, inklusive Sprachtelefonie. Dieser Dienst unterscheidet uns von allen anderen. Als Chef einer Aktiengesellschaft kann ich aber auch nicht sagen: Nein, wir werden BBM niemals verkaufen, selbst wenn uns jemand 19 Milliarden Dollar dafür bietet. Aber das wird kaum passieren. (dpa/rs)

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