Software-Testing und Anwendungsentwicklung

Albtraum Outsourcing

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Sechs von zehn IT-Führungskräften bezeichnen Outsourcing-Projekte als "totalen Fehler". Das ergab eine Studie von Vanson Bourne im Auftrag von Micro Focus.
Wenn es um Änderungen während des laufenden Projektes geht, zeigen CIOs Misstrauen. Insgesamt 47 Prozent glauben, dass der Provider solche Änderungen zumindest gelegentlich initiiert, um mehr Geld rauszuschlagen.
Wenn es um Änderungen während des laufenden Projektes geht, zeigen CIOs Misstrauen. Insgesamt 47 Prozent glauben, dass der Provider solche Änderungen zumindest gelegentlich initiiert, um mehr Geld rauszuschlagen.
Foto: Vanson Bourne (im Auftrag von Micro Focus)

Man muss nicht alles selbst erledigen: 49 Prozent der Unternehmen lagern Anwendungsentwicklung aus, 47 Prozent auch Software-Testing. Doch ihre Erwartungen erfüllen sich nicht. Das geht aus der Studie "The problems of outsourcing application development and testing" hervor, die der Software-Anbieter Micro Focus beim Marktforscher Vanson Bourne in Auftrag gegeben hat. Vanson Bourne hat 590 IT-Entscheider aus neun Ländern befragt, darunter Industrienationen wie Deutschland und die USA, aber auch China und Brasilien.

Demnach versprechen sich die CIOs vor allem, der Dienstleister führe diese Aufgaben schneller (56 Prozent der Nennungen) und kostengünstiger (50 Prozent) durch. 51 Prozent hoffen auch, von den Skills des Providers zu profitieren.

Doch diese Erwartungen laufen nicht selten ins Leere. Rund drei von zehn Projekten (31 Prozent) verzögern sich und verfehlen die gewünschten Service-Levels. Fast jedes Vierte (23 Prozent) setzt seine Ziele nicht um.

Drastischer sind die Ausdrücke, die 57 Prozent der Befragten für das OutsourcingOutsourcing von Anwendungsentwicklung und Software-Testing finden. Da ist von "Albtraum" und "totalem Fehler" die Rede. Die ProjekteProjekte seien "verwirrend" und "unüberschaubar". Alles zu Outsourcing auf CIO.de Alles zu Projekte auf CIO.de

Das liegt nach Ansicht der Befragten zunächst nicht nur am Provider. Hauptgrund für das Scheitern ist ein anderer: Während das Projekt bereits läuft, ergeben sich immer wieder Änderungen. Das erklären 55 Prozent der Befragten. An zweiter Stelle der Ursachenforschung stehen aber schon die Dienstleister. Ihnen fehlt die Fähigkeit, die Projektanforderungen richtig zu deuten und zu managen, gaben 47 Prozent der CIOs zu Protokoll.

Wenn sich der Provider an Projekt-Änderungen bereichert

Laut der Studie scheint es teilweise erheblich zu knirschen zwischen CIO und Service Provider. Stichwort unerwartete Zusatzkosten: 47 Prozent der IT-Chefs gehen davon aus, dass der Dienstleister zumindest gelegentlich Projekt-Änderungen initiiert, um Profit daraus zu schlagen. Weitere 19 Prozent sagen, dies sei oft der Fall - und drei Prozent glauben, dass es immer so ist. Lediglich 32 Prozent stimmen der Aussage zu, wonach solche Änderungen nun einmal passieren und man sie eben bezahlen muss.

Micro Focus als Auftraggeber der Analyse hat erfragen lassen, wie es um das Thema Anforderungs-Management steht. These von Micro Focus: Viele der genannten Probleme wären vermeidbar, wenn die IT-Entscheider nur ihre Anforderungen und die damit verbundenen Test-Szenarien exakt festlegten.

Der Ruf findet wohl wenig Gehör, zumindest bis jetzt. 48 Prozent der Studienteilnehmer arbeiten mit einem dezidierten Tool für die Beschreibung von Anforderungen. Nicht ausreichend, findet Micro Focus. Die Mehrheit der Befragten nutzt Excel oder Word.

Negative Folgen

Ursachenforschung hin oder her - schlechte Projekte ziehen Konsequenzen nach sich. Fast jeder CIO (98 Prozent) muss ausgelagerte Anwendungsentwicklungen und Software-Testings nachbearbeiten. Jeder Fünfte (19 Prozent) setzt sich sogar bei über der Hälfte der Projekte noch einmal daran.

47 Prozent beklagen bei der Frage nach negativen Konsequenzen noch einmal explizit die Kosten. 39 Prozent führen an, sie hätten Produkte später als gewünscht auf den Markt gebracht. Weitere Knackpunkte sind das Unternehmensimage, der Schutz des geistigen Eigentums oder Umsatzeinbußen. Lediglich 16 Prozent haben noch niemals negative Wirkungen festgestellt.

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