Zwischen Aufsichtsrat und Vorstand

Compliance Manager im Fokus

07.01.2008
Von Helene Endres und Klaus Werle

Die zurückhaltende Diktion gehört zum Geschäft: "Wir wollen weg vom Image der Unternehmenspolizei und stärker als Berater wahrgenommen werden, die aufklären und präventiv arbeiten", sagt Dirk Scherp, Josts Kollege bei der Dresdner Bank. Motto: systematisches Hinterfragen statt Schnüffelei. Im Zweifel aber sind die Machtverhältnisse wegen der Sonderstellung des CCO direkt unter dem Vorstand, meist dem Chief Financial Officer, klar: Ein kluger Vorstand wird sich nie gegen den Rat seines CCOs stellen - denn dann obläge ihm selbst die Pflicht, sich gegenüber den Aufsichtsbehörden zu rechtfertigen.

In vielen Firmen kann das Veto des CCOs grundsätzlich nicht übertrumpft werden - auch nicht durch das Votum des Vorstandschefs. Heftig diskutiert wird derzeit in vielen Unternehmen die Frage, ob der CCO über eine "dotted line" parallel noch an den Aufsichtsrat berichten sollte, um eine Deckelung durch den CEO zu verhindern. "Da entsteht dann ein interessantes Spannungsfeld", sagt Compliance-Experte Bernd Saitz von PricewaterhouseCoopers, "denn der CCO ist ja im Auftrag des Vorstands unterwegs, müsste diesen aber gleichzeitig kontrollieren."

Compliance-Kultur ist von Ethik und Integrität geprägt

Die BankenBanken als besonders stark regulierte Branche haben ihre Compliance-Strukturen mit meist mehr als hundert Mitarbeitern bereits Anfang der 90er Jahre geschaffen und gelten als Vorreiter. Doch auch sie bekommen die verschärfte Bedeutung des Themas zu spüren, immer neue Vorschriften wie die 3. EU-Geldwäscherichtlinien müssen umgesetzt und überwacht werden: "Das Bewusstsein in der Öffentlichkeit ist größer, die Regelungen sind komplexer und die Sanktionen drastischer geworden", sagt Jost. Top-Firmen der Branche Banken

Schwarze Kassen, Bestechung und Kartellabsprachen sind ernsthafte Delikte. "Die Bußgelder etwa der EU-Kommission werden weiter stark ansteigen und können für kleinere Firmen existenzbedrohend sein", sagt Jens Liese von der Kanzlei Freshfields. So verhängte Brüssel im Januar über Siemens wegen illegaler Absprachen ein Bußgeld von 397 Millionen Euro; im Februar wurde ein Kartell von Aufzugsherstellern zu einem Rekordbußgeld von 992 Millionen Euro verdonnert.

Solche Summen können selbst einen Weltkonzern ins Mark treffen. BASF , das Ende der 90er wegen illegaler Preisabsprachen im Vitamingeschäft von den amerikanischen Kartellwächtern eine Geldbuße von 225 Millionen Dollar aufgebrummt bekam, hat damals seine bittere Lektion gelernt - und umgehend ein Compliance-Programm aufgebaut. Mittlerweile gehen die Ludwigshafener das Thema grundsätzlicher an: "Compliance bedeutet nicht nur die Einhaltung von Gesetzen", sagt CCO Eckart Sünner (63), "es ist eine von Ethik und Integrität geprägte Kultur, die jeder im Unternehmen leben muss."

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