Energiewende

Ich weiß, ob Du gestern geduscht hast

30.04.2013
Von Christof Kerkmann und Dana Heide

Riesiges Geschäftspotenzial

"Die Hersteller haben auf Grund ihrer Wettbewerbssituation kein großes Interesse an gemeinsamen Sicherheitsstandards. Da muss die Politik eingreifen Das hätte man schon längst machen können", sagt Greveler. Mit dieser Vorgehensweise werde die Einführung des Geräts verzögert, da die Verbraucher verunsichert sind. Diese Vermutung bestätigen auch Umfragen, etwa der Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU). 60 Prozent der mehr als "700 überwiegend jungen und technikaffinen" Teilnehmern befürchten, dass "ihre Verbrauchsdaten nicht gänzlich vor unauthorisierten Zugriffen geschützt sind".

Tatsächlich gibt es in Deutschland bis auf wenige Pilotprojekte wie etwa "Mühlheim zählt" des Energieversorgers RWE kaum Haushalte, die einen intelligenten Strommesser installiert haben.

"Der Vorschlag des BSI ist seit 18 Monaten fertig", kritisiert Greveler. "seitdem streiten sich die verschiedenen Interessensgruppen, vor allem Energieversorger. Denen ist auf der einen Seite natürlich an hohen Sicherheitsstandards gelegen, aber auf der anderen Seite wollen sie verständlicherweise nicht, dass zu viele technische Vorgaben die Geräte verteuern".

Am 21. Dezember hat das BSI die Sicherheitsstandards zum letzten Mal den Betroffenen vorgelegt - selbst zu diesem Anlass trafen laut der Behörde noch 3.000 Kommentare ein. Dass die meisten Anmerkungen oder Einwände von den Energieversorgern kamen, lasse sich jedoch "pauschal nicht sagen", heißt es vom BSI.

Während die Interessengruppen um die Details streiten, liegen nicht nur wertvolle Sparpotenziale im Energiebereich brach. Auch den Unternehmen geht durch die Verzögerung seitens der Politik ein riesiges Geschäft durch die Lappen. Laut Bundeswirtschaftsministerium gibt es 48 Millionen Zähler in Deutschland, deren Umrüstung auf Smart Meter kostet bis zu 100 Euro. Hinzu kommen Wartungs- und Servicegebühren.

Telekommunikationsdienstleister und Energieversorger haben sich längst in Stellung gebracht, erst im Mai kündigte Vodafone an, auf dem Markt mitspielen zu wollen, die Telekom mischt ebenfalls mit. Doch solange das Vertrauen der Verbraucher fehlt, bleibt das Geschäft in der Nische.

(Quelle: Handelsblatt)

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