Rückblick NSA-Affäre

Die Chronik eines globalen Skandals



Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Die Enthüllungen des Ex-NSA-Mitarbeiters Edward Snowden zogen im Laufe des Jahres immer weitere Kreise. Wir fassen die bisherige Entwicklung zusammen und zeigen auf, wie Analysten und IT-Unternehmen reagierten.

Ziemlich genau ein halbes Jahr ist es nun her, dass die Snowden-Lawine ins Rollen kam. Durch sie haben wir Gewissheit über scheinbare Ungeheuerlichkeiten: Staaten, innerhalb und außerhalb der EU, überwacht und ausspioniert durch amerikanische und britische Geheimdienste; das Handy der Bundeskanzlerin als Privatwanze der Anti-Terror-Schnüffler, mit dem Segen des mächtigsten Mannes der Welt; deutsche Bürger, vielleicht stärker kontrolliert als zu Stasi-Zeiten die DDR-Gesellschaft. Stellt sich eine Frage: Wie konnte es nur soweit kommen?

Stichtag 9/11

Die gesamte Chronik des NSA-Skandals nachzuzeichnen, ist unmöglich. Wir können nur Fragmente der Geschichte wieder geben, die mutmaßlich am 11. September 2001 (ein Datum, das seither auch als "Nine/Eleven" oder "9/11" bezeichnet wird) in New York und Washington ihren Anfang nimmt. Damals werden die USA Opfer mehrerer terroristischer Angriffe, bei dem viele Tausend Menschen - Amerikaner wie Nicht-Amerikaner - ihr Leben verlieren. Ein Ereignis, nach dem "nichts mehr so sein wird wie früher", wie es in allen Medienberichten übereinstimmend heißt.

Was folgt, ist ein weltweiter Feldzug der USA und ihrer Verbündeter, öffentlich umschrieben als "Kampf gegen den Terror". Dieser bringt nicht nur mehrere Kriege und weitere Terroranschläge hervor, sondern auch den Aufbau einer nie gekannten Spionage-Infrastruktur. Mit der immmer besser werdenden Technik und den Möglichkeiten, die besonders die amerikanischen Geheimdienste im Internet besitzen, wird heimlich, still und leise ein globales Abhörnetzwerk installiert, mit dessen Hilfe sich die US-Regierung die totale Kontrolle über die Aktivitäten offensichtlicher und vermeintlicher Terrorverdächtiger zurückholen will. Damit eben so etwas wie am 11. September 2001 nie wieder geschieht.

Von Hawaii in die Welt

Zeitsprung. Ende Mai 2013. Der junge Systemadministrator Edward Snowden, noch keine 30, arbeitet seit fast vier Jahren im Auftrag der NSA für das Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton auf Hawaii. Im Rahmen dieser Tätigkeit hat er Zugriff auf streng geheime Informationen über amerikanische und britische Regierungsprogramme zur Überwachung der weltweiten Internetkommunikation - medial bekannt mittlerweile als "Prism" und "Tempora". Er fasst den Entschluss, sein Wissen öffentlich zu machen und kontaktiert den britischen Journalisten Glenn Greenwald, der für den "Guardian" arbeitet. Dieser veröffentlicht sie Anfang Juni - nur teilweise und ohne Quellenangabe. Die Lawine rollt los. Am 9. Juni beschließt Snowden von Hongkong aus, seine Identität preiszugeben, einen Tag später wird er von Booz Allen Hamilton gekündigt. Snowden flieht nach Moskau, bevor das FBI nur vier Tage später einen Haftbefehl wegen Spionage gegen ihn erwirkt. Bis heute sitzt Snowden in Russland fest, erhält dort Asyl.

Soweit die äußeren Umstände. Was sich genau in den von Snowden kopierten Dokumenten befindet und wie sich immer größere Kreise um die medialen Veröffentlichungen zogen, können Sie in der folgenden Zeitleiste nachvollziehen. Hier haben wir alle NSA-relevanten Meldungen seit Anfang Juni zusammengestellt:

Auf der folgenden Seite haben wir Stimmen von Anbietern, Herstellern, Beratern, Analysten und unabhängigen IT-Security-Experten zusammen gestellt, die zeigen, wie sich die Stimmung im gesamten Markt während der vergangenen Monate entwickelt hat. Dazu gibt es das kleine ABC der NSA-Fachbegriffe.

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