Desktop, Client, Server, Anwendung

Was ist was bei der Virtualisierung

11.10.2012
Von Johann Baumeister

Applikationsvirtualisierung

Bei der Applikationsvirtualisierung wird, anders als bei der Servervirtualisierung, nicht ein Rechnersystem, sondern die Ausführumgebung für eine Applikation, also eigentlich ein Betriebssystem, virtuell nachgebildet. Die Applikationsvirtualisierung zielt damit in erster Linie auf die Client-Desktops und die dort ausgeführten Anwendungen. Prinzipiell könnte es sich auch um eine Serverapplikation handeln, denn auch hier ist die Abgrenzung weniger eine technische als eine, die durch den Einsatzzweck bestimmt wird. Die Grundlage aufseiten des Benutzers stellt, wie auch heute, ein Windows-Betriebssystem dar. Auf diesem Gerät können Applikationen fest installiert sein. Die virtualisierten Applikationen jedoch kommen immer von einem zentralen Server oder anderen Speicherstellen, auf die das Client-Gerät Zugriff hat. Der Benutzer erhält in der Regel lediglich einen Link auf den zentralen Speicherplatz und die Applikation auf seinem Desktop oder das Startmenü. Wenn er diesen Link aktiviert, so wird die Applikation geladen und ausgeführt. Hierfür hat sich auch der Begriff des Streamings etabliert.

Die Applikationsvirtualisierung hat eine Reihe von Vorteilen. Erstens entfallen all die Schritte, die bei einer festen Installation einer Software auf den Benutzergeräten notwendig sind. Die sind in vereinfachter Darstellung das Schnüren eines Installationspaketes, dessen Verteilung auf die Zielgeräte und der Anstoß der Installation aus diesen Paketen heraus. Zwar werden diese Prozesse durch eine Vielzahl an Client-Management-Suiten unterstützt, aber Aufwand verursachen die Abläufe dennoch. Zweitens treten bei den installierten Applikationen mitunter Inkompatibilitäten auf, die sich derart äußern, dass bestimmte Anwendung sich gegenseitig stören. Die gilt nicht nur für die reine Laufzeit, sondern generell. Sobald ein Applikation einmal installiert wird, kann es passieren, dass just eine andere Anwendung nicht mehr lauffähig ist und umgekehrt.

Der dritte Schwachpunkt der festen Installation von Anwendungen - und damit der dritte Vorteil der Virtualisierung - liegt darin, dass von einer Anwendung, obgleich sie wieder deinstalliert wurde, Reste in der Registry oder im Dateisystem zurückbleiben, die ihrerseits wieder zu Problemen führen können. Vorteile hat die Applikationsvirtualisierung auch im Hinblick auf die Sicherheit der Desktops und dessen Daten. Wie erwähnt, laufen die virtualisierten Applikationen in einer eigenen Betriebssystemumgebung. Dabei werden sowohl die Registry als auch das Dateisystem von Windows nachgebildet. Alle Änderungen, welche die virtualisierte Applikation vornimmt, betreffen ausschließlich diese virtualisierten Umgebung, deren Registry und Dateisystem. Handelt es sich bei der virtualisierten Applikation allerdings um eine zentrale Dateien oder etwa die Inhalte einer zentralen Datenbank, so gilt dies natürlich nicht.

Die Nachteile der Applikationsvirtualisierung bestehen darin, dass sie eine gute Netzwerkanbindung an den zentralen Server, von dem sie die Applikation beziehe, aufweisen müssen. Dies gilt zumindest für den Zeitpunkt des ersten Aufrufs der Applikation, den sie muss ja schlussendlich erst geladen werden.
Um das Laden der Applikation zu optimieren, hat man sich jedoch diverse Techniken einfallen lassen. Durch die Pufferung muss die Applikation somit nur ein einziges Mal über das Netz transferiert werden. Mithilfe der etablierten Client Management Suiten lassen sich die virtualisierten Applikationen auch in größeren Mengen effizient verteilen. Ein weiterer Schwachpunkt kann in der Separierung der Laufzeitumgebung liegen - ein Aspekt, der weiter oben unter den Vorzügen erwähnt wurde. Ein virtualisierte Applikation kann daher keinen Datenaustausch mit anderen Applikationen vornehmen.

Applikationsvirtualisierung kurz und bündig:

  • virtuelle Laufzeitumgebungen für Client-Applikationen

  • einfache Verwaltung der Applikationen, weil traditionelle Softwareinstallationen (Rollouts) entfallen

  • erhöht die Sicherheit der Client-Desktops

  • Anbieter: VMware ThinApp, Microsoft App-V, Altiris SVS Symantec Endpoint Virtualization Suite, Landesk

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