Projektmanagement


CIO Kontargyris vom TÜV Rheinland

4 große Innovationsbereiche

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.
Für CIO Constantin Kontargyris besitzen Industrie 4.0, die Cloud-Börse sowie IT-Sicherheit und der Arbeitsplatz der Zukunft ein enormes Potenzial. Außerdem sitzt er in der Jury für den neuen Innovationspreis des Kongressveranstalters Finaki.
"Wenn das Ding tatsächlich fliegt, wird das unsere RZ-Landschaft komplett verändern", sagt CIO Constantin Kontargyris vom TÜV Rheinland über die Cloud-Börse der Deutschen Börse.
"Wenn das Ding tatsächlich fliegt, wird das unsere RZ-Landschaft komplett verändern", sagt CIO Constantin Kontargyris vom TÜV Rheinland über die Cloud-Börse der Deutschen Börse.
Foto: TÜV Rheinland AG

Im Kölner Büro von Constantin Kontargyris hängt ein großes, hässliches Poster mit der IT-Strategie des TÜV Rheinland. Groß und hässlich, aber auch sehr klar bringt die Strategietapete zum Ausdruck: Der TÜV Rheinland wird weiter wachsen. Er wird weiter wachsen, insbesondere durch Innovationen, denn: "Wenn der I-Schub ausbleibt, haben alle ein Problem", sagt Kontargyris, "dann kommen alle - sowohl Anwender als auch Anbieter - in die Kostendiskussion." Sehr schön zu sehen sei das bei Softwareanbietern, die keine InnovationInnovation mehr zu bieten haben. Sämtliche Kreativität fließe dort in die Lizenzmodelle. IndustrieIndustrie 4.0 sei eigentlich das viel bessere Thema, meint Kontargyris: "Das ist der Treiber für den nächsten Innovationsschub. Das wird die Geschäftsmodelle ändern." Alles zu Innovation auf CIO.de Top-Firmen der Branche Industrie

Mag sein. Mag auch die Skepsis erklären, die Kontargyris gegen allzu etablierte Softwareanbieter hegt, die eben nicht in die M2M-Kommunikation vordringen. Was genau beim Thema Industrie 4.0 den Schub bringen soll, will der TÜV-CIO dann aber nicht ausführen: "Ich werde Ihnen nicht alle Innovationen nennen, die für uns interessant sind." Das ginge dann doch zu tief in Punkt 2 der IT-Strategie, der die Zukunftsmärkte des TÜV Rheinland behandelt. Da lässt sich Kontargyris nicht so gerne ins Poster gucken.

Cloud, Sicherheit und Arbeitsplatz der Zukunft

Aber er redet gerne über drei andere Bereiche von Innovation:

1. Die Cloud-Börse der Deutschen Börse: "Wenn das Ding tatsächlich fliegt, wird das unsere RZ-Landschaft komplett verändern", meint Kontargyris. Idee der Cloud-Börse ist der Handel mit hoch standardisierten IT-Produkten. "Die berühmten Skaleneffekte sollten uns eine Flexibilität verschaffen, die wir bisher noch nie hatten."

2. IT-Security: "Da gibt es ein ganzes Feld an Innovationen", meint Kontargyris, dessen Unternehmen sich in diesem Bereich selbst engagiert. Der TÜV Rheinland beteiligt sich an Unternehmen aus der Sicherheits-Szene. Kontargyris ist überzeugt, dass das Thema eine wichtigere Rolle innerhalb der IT übernehmen wird. Als Beispiel nennt er die Software, die Anomalien überprüft und daraus Handlungsbedarf ermittelt oder ausgereifte Trainingsumgebungen erstellt, um den Ernstfall zu üben. Da übernimmt er gerne mal die Innovationspartnerschaft: "Dinge, die wir nach außen verkaufen, setzen wir erst mal intern ein."

3. Der IT-Arbeitsplatz der Zukunft: Hier tritt der TÜV Rheinland als reiner Nutzer auf. Hintergrund ist Punkt 3 der Unternehmensstrategie: Wachstum. Bis 2017 will der TÜV Rheinland sein Geschäft verdoppeln! Sprich: drei Jahre noch, um überhaupt den Raum für einen derartigen Schub zu schaffen. Am Hauptsitz Köln gerät Kontargyris damit schon mal an seine Grenzen. Neben seinem Büro baut der TÜV gerade ein neues Gebäude für 600 Leute. Aber selbst da ist schon klar, dass die Bürofläche nicht reichen wird. Also muss ein Konzept für mobile Arbeitsplätze her.

Miracast überträgt Inhalte auf den Fernseher

Ohne große Investitionen versucht Kontargyris Innovationen zu testen - gerne auch in Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten. Sein eigenes Büro dient dabei als Testlabor. "Die Hälfte meiner Zeit bin ich unterwegs", erklärt der CIO. Da mutiere dann das Büro mit dem großen Tisch zum Besprechungsraum. An der Wand gegenüber vom Poster hängt dafür ein 60-Zöller, handelsüblich, für rund 1000 Euro in jedem Media Markt zu haben. Außergewöhnlich an dem Fernseher ist nur die kleine Box für 50 Euro, die per Miracast Bildschirminhalte von Notebooks, TabletsTablets und SmartphonesSmartphones auf den Fernseher überträgt. Alles zu Smartphones auf CIO.de Alles zu Tablets auf CIO.de

Miracast ist ein offener Funkstandard, den sich die Wi-Fi-Alliance ausgedacht hat. Die rund 300 Hersteller des Verbandes positionieren sich damit gegen Apples AirPlay, Samsungs Screen Mirroring und Intels Wire­less Display. Das Ziel ist auch dort das gleiche: große - und mittlerweile erstaunlich billige - Monitore oder Beamer in die Welt der Computer einzubeziehen. Im privaten Umfeld funktioniert das auch schon.

Intelligenz des Smartphone reicht

In den Büros ist die Konvergenz-Technik hingegen noch nicht wirklich angekommen. Noch trägt jeder sein eigenes Laptop in den Besprechungsraum, wenn er Folien an die Wand werfen will. Dabei könnte das Handy in der Hosentasche das eigentlich auch. Die Rechenleistung reicht. Die Intelligenz ziehen sich sowieso alle Geräte aus der Wolke. Allein bei der Eingabe liegen die Notebooks mit ihren Tastaturen derzeit noch vorne. Aber wie lange noch? Zukünftig, so meint Kontargyris, werde ein mobiles Gerät alle notwendigen Applikationen, Daten und Zugänge beinhalten und die Inhalte auf verschiedene Displays übertragen. Externe Tastaturen zu integrieren ist dann auch kein Hexenwerk mehr.

Das Innovationsmanagement

Wo findet Kontargyris solche Innovationen? "Wir sind generell ein innovatives Unternehmen und haben einen sehr hohen Akademikeranteil in der Belegschaft", sagt der CIO: "Ich bin immer wieder überrascht, wie viele gute Ideen auch aus dem Ausland an mich herangetragen werden, ob aus Europa, Amerika oder aus dem asiatischen Raum."

Vier Mal im Jahr entscheidet dann das CIO-Board mit Regional- und Geschäftsbereichsverantwortlichen unter Leitung von Kontargyris, welche Ideen weiterverfolgt werden. Dabei sei die Erfahrung, dass man nicht immer viele Ressourcen braucht. Da reichten manchmal drei bis vier junge Leute, um gemeinsam mit einem erfahrenen Kollegen zum Beispiel eine innovative, mobile Applikation zu realisieren, erklärt der CIO. Außerdem steigere dies den Korpsgeist in Unternehmen: "Innovation ist der Klebstoff", sagt Kontargyris.

Unternehmen

TÜV Rheinland

Hauptsitz

Köln

Umsatz

1,6 Mrd. Euro (2012)

Mitarbeiter

ca. 18.000

IT-Kennzahlen

IT-Mitarbeiter

mehr als 400

User

ca. 18.000

IT-Budget

mehr als 55 Mio. Euro

CIO

Constantin Kontargyris

Event - Innovationen für CIOs

Der Veranstalter Finaki bringt am 3. Juli in München Erfinder und CIOs zusammen. Eine Jury aus Wissenschaftlern und CIOs - darunter auch Constantin Kontargyris - sucht dafür kreative Ideen und zeichnet diese beim "Innovation Summit" mit dem "IT-Innovation-Award" aus. Die Gewinner präsentieren ihre Innovationen dann außerdem auf der CIO-Tagung INKOP2014, die vom 9. bis zum 12. Oktober in Lissabon stattfinden wird. Weitere Informationen unter www.finaki.de

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