Projektmanagement


Projektmanager

Burnout durch selbstgemachten Druck

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Projektmanager stellen an sich selbst zu hohe Erwartungen. So lautet ein Studienergebnis der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement und der TU München.
Den größten Stress machen sich Projektmanager selbst.
Den größten Stress machen sich Projektmanager selbst.
Foto: Robert Kneschke - shutterstock.com

Ob Projektmanager überdurchschnittlich stark gestresst sind, wollte die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) aus Nürnberg wissen. In Zusammenarbeit mit dem Centrum für Disease Management an der TU München hat die GPM Projektmanager selbst gefragt.

Mehr als 1.300 Menschen haben geantwortet - diese "überaus hohe Studienbeteiligung" beweise schon das "immense Interesse" an dem Thema, kommentiert Yvonne Schoper aus dem Forschungsvorstand der GPM. Mehr als 70 Prozent der Studienteilnehmer haben Führungsverantwortung. Die Befragten stammen aus Deutschland und Österreich.

Größten Stress machen sich Projektmanager selbst

Fazit der Studie: Den größten StressStress machen sich Projektmanager selbst. Etwa 90 Prozent der Befragten erklären, sie seien erst dann mit sich zufrieden, wenn sie "ihr Bestes gegeben" haben. Diese hohe Erwartungshaltung mache auf Dauer krank, sagt Schoper. Alles zu Stress auf CIO.de

Dazu einige Präzisierungen: Männer und Frauen zeigen keine signifikanten statistischen Unterschiede. Wohl aber zwischen den Nationen: Österreicher haben ein signifikant niedrigeres Burnout-Risiko. Leider erhebt die Studie den Grund dafür nicht. Ein Blick auf die Branchen verdeutlicht, dass sich Projektmanager in der Pharma-Industrie und der Finanzdienstleistungsbranche besonders gestresst fühlen.

Erschöpfung, Zynismus und Effektivität

Der Grad an empfundenem Stress richtet sich in der Burnout-Forschung nach den drei Dimensionen Erschöpfung, Zynismus und Effektivität. Grob gesagt, geht es um Aussagen wie: "Ich fühle mich von meiner Arbeit ausgelaugt" (Erschöpfung), "Es fällt mir schwer, mich auf jeden Kunden individuell einzustellen" (Zynismus/Gleichgültigkeit) und "Ich habe immer seltener das Gefühl, etwas zu bewirken" (Effektivität). Diese Einteilung basiert auf dem Maslach- und Copenhagen Burnout-Inventory.

Insgesamt neigen die von der GPM Befragten vor allem zu Zynismus und Gleichgültigkeit (36 Prozent) und fühlen sich erschöpft (35 Prozent). Nichts mehr bewirken zu können, beklagen "nur" 27 Prozent.

Allerdings: Insgesamt 60 Prozent der Studienteilnehmer geben an, einen BurnoutBurnout zu befürchten. Das ist für sie der größte Nachteil ihrer Arbeit als Projektmanager. Dennoch wissen fast alle Befragten die Vorteile ihres Jobs nach wie vor zu schätzen. Knapp hundert Prozent bewerten positiv, dass sie "immer neuen Herausforderungen begegnen". Alles zu Burnout auf CIO.de

Äußere und innere Stressfaktoren

Die GPM hat nach äußeren und inneren Stressfaktoren gefragt. Hierbei zeigt sich, dass äußere Faktoren nicht von jedem als Belastung empfunden werden. Konkret: 63 Prozent der Projektmanager erhalten nach eigener Darstellung "nur manchmal" Unterstützung durch ihren Vorgesetzten. Von diesen 63 Prozent sieht das aber noch nicht einmal jeder Zweite (46 Prozent) als Belastung an.

Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) hält seine Arbeit "nur manchmal" für wichtig. Auch diesen Punkt empfindet nur rund jeder zweite (46 Prozent) Betroffene als Belastung.

Ganz anders beim Thema Störungen: 80 Prozent der Studienteilnehmer werden bei der Arbeit häufig unterbrochen. Von ihnen bestätigen wiederum 79 Prozent, dass das eine Belastung darstellt.

Bei den inneren Stressfaktoren spielt der hohe Leistungsanspruch (88 Prozent) die größte Rolle. Fast sechs von zehn Befragten fällt es schwer, abzuschalten (58 Prozent) und sich abzugrenzen (56 Prozent). Rund vier von zehn können nicht delegieren (41 Prozent).

Mehr Entspannung heißt geringeres Burnout-Risiko

Die Studie enthält aber auch beruhigende Nachrichten: Sie bestätigt den Zusammenhang zwischen Entspannung und geringerem Burnout-Risiko. Wer also regelmäßig Sport treibt oder "anerkannte Entspannungsverfahren" wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Yoga anwendet, schützt sich.

Am Ende zählt das subjektive Gefühl

Die Studienautorinnen weisen darauf hin, dass die Ergebnisse auf subjektiven Einschätzungen basieren. "Wir wissen zum Beispiel nicht, wieviel Arbeitslast die Teilnehmer wirklich, das heißt objektiv, hatten", schreiben sie. Sie fügen an: "Am Ende zählt in der klinischen Praxis und im Alltag jedoch das subjektive Gefühl, sich wohl zu fühlen oder sich unwohl zu fühlen. So gesehen schmälert diese Subjektivität die Aussagen der Studie nicht, sondern betont eher die Individualität und Subjektivität psychischer Gesundheit, psychischer Belastungen und psychischer Erkrankungen."

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