Schlechtes Projektmanagement

Gelder für IT-Projekt gestoppt

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Anke Kirch, zuständige Sprecherin für Cúram Software bei IBM, wollte keine Informationen zum Sachstand geben: „Zu einem laufenden Projekt kann ich Ihnen leider keine Auskünfte geben", sagte sie gegenüber CIO.de. Man solle sich an die Pressesprecherin der Hamburger Sozialbehörde wenden. Auch Holger Förster, Sprecher von Dataport, verwies an die Hamburger Sozialbehörde.

Deren Sprecherin sagt: "Wir haben einen Vertrag mit einem Vertragspartner, der vorher HP und jetzt IBM ist. Für uns hat sich durch den Wechsel nichts geändert, da der Vertrag gleich geblieben ist. Dass es zu Verzögerungen gekommen ist, lag auch nicht an der Sozialbehörde, sondern an unserem ehemaligen Vertragspartner HP. Die Kosten haben sich dadurch für uns nicht erhöht, da der Vertragspartner das selbst zu verantworten hat."

Laut der aktuellen Presseerklärung der Hamburger Sozialbehörde zu dem Thema hat der zuständige Senator Detlef Scheele nun erst einmal veranlasst, dass zunächst nur das Modul Jugendhilfe und dann erst bis 2014 schrittweise die anderen Module umgesetzt werden sollen. „Die verbleibenden Investitionsmittel von 31,7 Millionen Euro sollen nur dann ausgegeben werden, „wenn eine aktualisierte und schlüssige Planung" vorliegt. Die durch den Wechsel des Projektsteuerers „gewonnene Zeit" bis September 2012 wolle die Familienbehörde nun nutzen, „um die Organisation der nachfolgenden Module umzustrukturieren und entsprechend zu priorisieren".

Das Projekt im Ampel-Check von CSC

Senator Scheele: „Ich möchte, dass wir JUS-IT erfolgreich in die Abläufe unserer Behörde implementieren und während dieses Prozesses selbst entscheiden, wann welches Modul umgesetzt werden soll." In Hamburg hatte es im Bereich Jugendhilfe zuletzt schlimme Versäumnisse gegeben. Die Kinder Jessica (2005), Lara-Mia (2009) waren wegen Vernachlässigung gestorben, Chantal, die in einer Pflegefamilie lebte, starb im Januar 2012 an einer Methadonvergiftung. Scheele dazu: „Da wir nach dem Fall Chantal ein neues Qualitätsmanagement einführen wollen und dafür eine digitale Infrastruktur brauchen, steht das Modul Jugendhilfe zurzeit an erster Stelle."

Die Firma CSC hat im Auftrag der Sozialbehörde eine Ampelskala aufgestellt. Ergebnis laut Behörde: Die IT-Lösung an sich und die bereits gesetzten Ziele seien mit Grüngelb bewertet worden, die Projektmanagement-Methodik erhielt Rot. Die Projektkosten waren orange, die Technik von Cúram und die Projektleitung bekamen demnach Grün, so dass die Gesamtnote Grüngelb ausgefallen sei.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.

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