Public IT


Ausschreibungen meist an Telekom und Siemens

Kritik am IT-Gipfel

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

CIO.de: Was macht Ihr Verband?

Grün: Wir sind die Vertretung des IT-Mittelstandes. Wir vertreten über 800 Unternehmen, die selber IT anbieten. Unsere Mitglieder haben bis zu 750 Mitarbeiter. Es gibt dabei eine Besonderheit: Wir sind ein Dachverband und vernetzen auch regionale NetzwerkeNetzwerke. Wir haben die Initiative „Software made in Germany" ins Leben gerufen. In vielen Punkten haben wir andere Ansichten als der Bitkom. Alles zu Netzwerke auf CIO.de

"Dann können nur noch Siemens und die Deutsche Telekom anbieten"

CIO.de: Was sind die Hauptunterschiede?

Grün: Wir sind gegen Softwarepatentierung, für Netzneutralität, gegen das Leistungsschutzrecht, für offene und freie Standards. Ein Schwerpunktthema ist: Öffentliche Auftraggeber sollen mittelstandsgerechter ausschreiben. Der größte Auftraggeber ist immer noch die öffentliche Hand. Die Losgrößen sind aber eine Katastrophe, sie sind viel zu groß. Dann können nur noch Siemens und die Deutsche Telekom anbieten.

Den Verantwortlichen in der Verwaltung ist oft nicht klar, was sie über die Ausschreibungen für eine Macht haben. Das muss geändert werden. Die Aufträge kommen zwar später über Siemens doch an den Mittelstand, aber eben zu schlechteren Konditionen. Wir sind auch dafür, dass freie Forschung steuerlich gefördert wird und nicht nur über spezielle Förderprogramme.

"Anerkennung gibt es nur in Sonntagsreden"

Telekom-Chef René Obermann meint, es fehle an Unternehmern in Deutschland. Grün widerspricht.
Telekom-Chef René Obermann meint, es fehle an Unternehmern in Deutschland. Grün widerspricht.
Foto: Telekom

CIO.de: Dem Mittelstand wird ja immer große Anerkennung gezollt, sind das nur Sonntagsreden?

Grün: Ja, das ist nur in Sonntagsreden der Fall, diese Anerkennung ist nicht da. Der Mittelstand macht aber mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze aus und stellt mehr als 85 Prozent der Ausbildungsplätze. Viele der großen Konzerne sagen, Ausbildung ist mir zu anstrengend. Das wird verkannt.

Auf dem Gipfel hat Herr Obermann auch gesagt, es fehle nicht an Geld, sondern an Unternehmern in Deutschland. Das verkennt aber die Situation total. Der Politik fällt es offenbar leichter, mit wenigen großen Industrievertretern zu sprechen als mit vielen kleinen Mittelstandsvertretern.

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