Public IT


Interview mit Franz Josef Pschierer

"Unsere Strategie ist Glasfaser und funkbasierte Lösungen"

Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Telekoms Drosselpläne, Breitband auf dem Dorfe, digitales Bildungsnetz: Wir sprachen darüber mit Franz Josef Pschierer, Finanzstaatssekretär, IT-Beauftragter von Bayern und zurzeit auch Vorsitzender im IT-Planungsrat beim Bund.

Herr Pschierer, als Verantwortlicher für die IT- und Netzinfrastruktur im Freistaat Bayern dürften Sie sich eine Meinung zu den Plänen der Telekom gebildet haben, Flatrate-Verträge bei entsprechend hohem Verbrauch zu drosseln ...

Franz Josef Pschierer: Ich habe Verständnis, dass die Telekom als börsennotiertes Unternehmen betriebswirtschaftlich arbeiten muss. Ich bin aber auch der Meinung, dass eine ehemals staatliche Institution auch gesellschaftspolitisch verantwortlich agieren sollte.

Computerwoche-Chefredakteur Heinrich Vaske im Gespräch mit Franz Josef Pschierer.
Computerwoche-Chefredakteur Heinrich Vaske im Gespräch mit Franz Josef Pschierer.
Foto: Joachim Wendler

Könnte sich die Politik nicht stärker in die Pläne der Telekom einmischen?

Franz Josef Pschierer: Die Telekom zu privatisieren war eine Entscheidung, die wir politisch unterstützt haben und die auch aus heutiger Sicht richtig war. Aber ich denke, dass die Politik hier weiter alle Möglichkeiten nutzen sollte, die Interessen der Bürger, der Wirtschaft und der Kommunen gegenüber der Telekom engagiert zu vertreten. Die Telekom war ein Staatsunternehmen mit einem Auftrag, keine Privatinitiative.
Die Netzinfrastruktur ist letztendlich eine Bundesaufgabe, genau wie die Fernstraßen, die Autobahnen oder die Bundeswasserstraßen. Auch beim Ausbau des Münchner Flughafens redet ja der Bund mit, er ist Anteilseigner.

Wenn wir auf Bayern blicken, dann betonen Sie beim Ausbau der Netzinfrastruktur den breitbandigen Mobilfunk via Long Term Evolution (LTE) und Glasfaservernetzung. Von Vectoring ist bei Ihnen keine Rede, obwohl die Telekom sich hier positionieren möchte.

Franz Josef Pschierer: Wir sehen das Thema Vectoring eher skeptisch. Sicher ist es eine technische Möglichkeit, über Kupferkabel die Übertragungsraten weiter zu steigern, aber …

… sie wollen lieber den großen Wurf.

Franz Josef Pschierer: Richtig, nicht nur mit Glasfaser, sondern vor allem mit LTE. Man muss die geografischen Besonderheiten in Bayern sehen: Wir haben bei LTE manchmal das Problem, dass die Kommunalpolitiker auch in der letzten Bauernschaft im Allgäu noch gerne Glasfaseranschluss hätten. Was LTE angeht hat ja bezüglich der Übertragungsbandbreiten eine enorme Entwicklung stattgefunden und wird sich auch weiter fortsetzen. Da wird mitunter protestiert, obwohl schon seit 20 Jahren ein Mobilfunkmast auf dem Feuerwehrhaus stand – ohne dass jemand Anstoß daran genommen hätte. Aber nochmal: Unsere Strategie bezüglich Breitband ist Glasfaser plus funkbasierte Lösungen.

Franz Josef Pschierer: " Wir haben bei LTE manchmal das Problem, dass die Kommunalpolitiker auch in der letzten Bauernschaft im Allgäu noch gerne Glasfaseranschluss hätten"
Franz Josef Pschierer: " Wir haben bei LTE manchmal das Problem, dass die Kommunalpolitiker auch in der letzten Bauernschaft im Allgäu noch gerne Glasfaseranschluss hätten"
Foto: Joachim Wendler

Es gibt auch in Bayern immer noch viele Menschen, die auf dem platten Land wohnen und keinen breitbandigen Netzzugang bekommen. Was wollen Sie dagegen tun?

Pschierer: Es ist eine Hol- und eine Bringschuld. Wir haben bis Ende 2014 rund 500 Millionen Euro im Staatshaushalt bewusst dafür hinterlegt, den Breitbandausbau voranzutreiben. Wir sind in die Regierungsbezirke gegangen, haben die Landräte und Bürgermeister aufgeklärt. Es gibt auch ein attraktives Förderprogramm mit einer Maximalförderung von bis zu 500.000 Euro für eine kleine Gemeinde.

"Wir müssen aufpassen, dass die Menschen nicht wegziehen"

Da merkt man schon, wie ernst wir das nehmen. Für Bayern ist der flächendeckende Breitbandausbau eine zentrale Zukunftsaufgabe – ein Standortfaktor. Hier geht es auch um die demografische Entwicklung. Wenn ich etwa Regionen wie Oberfranken nehme, dann müssen wir aufpassen, dass nicht noch mehr Menschen wegziehen, weil Verkehrs- und Breitbandinfrastruktur nicht ausreichen. Wir wollen, dass nicht nur Unternehmen, sondern auch die öffentlichen Institutionen, beispielsweise Schulen, sowie die Vielzahl der Privathaushalte angeschlossen wird.

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