Strategien


Dax-30-Analyse

Das IT-Wissen der Vorstände

29.04.2013
Von Dr. Peter Kreutter

IT in ausnahmslos allen Branchen

Man muss in diesem Zusammenhang zweifelsohne Edgar Aschenbrenner, dem CIO von E.ON, zustimmen. Dessen These aus dem CIO-Jahrbuch 2012 lautete: "Bald gibt es nur noch Jobs, die in irgendeiner Form mit IT zu tun haben". Mehr noch: Jede Branche wird durch die Strukturbrüche und Effizienzsprünge tangiert, die IT nun einmal auslöst. Das Zeitungs- und Verlagswesen, die Musikindustrie oder der Einzelhandel gehören dabei zu den prominentesten Beispielen. Aschenbrenner führt für den strategischen Veränderungsdruck aber auch die Landwirtschaft an.

Selbst in dieser so bodenständigen Branche ist vieles ohne IT heute nicht mehr vorstellbar. Der Umkehrschluss dieser Überlegungen darf dann aber nicht lauten, möglichst viele CIO-Positionen in Vorständen einzurichten. Die Bedeutung der IT im Unternehmen rein auf die Rolle des CIOs oder seine Platzierung im Vorstand zu reduzieren greift zu kurz und wäre die falsche Antwort auf die wichtige Frage, wie man die Durchdringung der Vorstandslandschaft mit IT-Know-how erhöht.

Grundsätzlich stehen die Chancen, in den kommenden Jahren deutlich mehr IT-affine Vorstände zu haben, nicht schlecht. Wie eine Studie von Roland Berger aus dem Jahr 2012 zeigt, lässt sich das typische Vorstandsmitglied eines Dax-30-Konzerns heute noch wie folgt charakterisieren: Jahrgang 1957, männlich, deutscher Staatsbürger, Universitätsstudium mit Fachrichtung Wirtschaft und anschließender Promotion. Als diese Manager-Generation die Schulbank drückte, war Computer noch ein Fremdwort, und als ihre Studienwahl anstand, richteten die ersten deutschen Universitäten gerade das Fach Informatik ein.

Im Gegensatz dazu ist die nächste Vorstandsgeneration aus den geburtenstarken Jahrgängen der 1960er fast schon mit PCs groß geworden. Von "Digital Natives" kann zwar noch keine Rede sein, aber immerhin gab es zu ihrer Studienzeit schon Computer-Pools an den Hochschulen. Informatik etablierte sich in den 80ern flächendeckend und rangierte in der Gruppe der beliebtesten Studiengänge. Es ist daher nur eine logische Konsequenz, dass künftig mehr Top-Talente aus dem IT-Bereich - wie man im 68er-Jargon sagen würde - den Marsch in Richtung Vorstandsbüro antreten.

Zudem haben sich in den vergangenen zehn Jahren die Chancen für IT-ler verbessert, über neue Ausbildungsmodelle in Führungspositionen zu wachsen. Laut der bereits zitierten Roland-Berger-Studie gehen aktuelle Vorstände - gegen ihren eigenen Karriereweg - in der Mehrheit davon aus, dass künftig nicht die Promotion im Fach des Erststudiums, sondern MBA-Studiengänge ein wichtiger Erfolgsfaktor für Nachwuchskräfte auf dem Weg zu Führungspositionen sind.

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