Strategien


Social-Collaboration-Analyse

Die Schwächen bei SharePoint und Yammer

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Ein Experte erkennt einen Mangel an Analyse-Funktionen. Christian Buckley kritisiert Schwachstellen im Microsoft-Angebot und gibt fünf Tipps zur Selbsthilfe.
SharePoint biete alle Möglichkeiten, meint der Experte. Aber es sei zu kompliziert, sie zu nutzen.
SharePoint biete alle Möglichkeiten, meint der Experte. Aber es sei zu kompliziert, sie zu nutzen.

Bei Social Collaboration fehlt es an Analyse-Möglichkeiten. Das jedenfalls kritisiert scharf Christian Buckley, Share Point-Experte unter anderem in Diensten der IT-Profi-Community AIIM.org und des Anbieters Metalogix. Die von Buckley identifizierte Lücke lässt sich exakt einkreisen – leider just auf das Zuständigkeitsfeld von CIOs. Denn an sich, so der Experte, bietet Social MediaSocial Media sogar hervorragende Analyse-Instrumente, nämlich für wissenschaftliche Forschung und für den Endverbraucherbereich. Aber eben nicht für Unternehmen. Dass das vorerst nicht besser werden dürfte, hat nach Einschätzung Buckleys auch mit strategischem Kalkül im Hause MicrosoftMicrosoft zu tun. Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu Social Media auf CIO.de

Baustellen SharePoint und Yammer

Es wimmle an sich sogar an Tools, mit denen sich Daten von sozialen Plattformen sammeln und messen lassen, konstatiert Buckley in einem Beitrag für CMSwire. Da gebe es zum einen Lösungen wie Gephi, Centrifuge, Social Network Visualizer und NetMiner, die für ambitionierte grafische Darstellung und Visualisierung konzipiert sind. Zum anderen existierten konsumentenfreundliche Tools wie SproutSocial, SimplyMeasured und Klout, mit denen sich Daten aus populären sozialen Netzwerken mühelos in Reports packen lassen.

Was hingegen fehlt sind laut Buckley Out-of-the-Box-Lösungen, die Führungskräften relevante Informationen über Erfolg und Hintergründe der Social Collaboration-Aktivitäten in ihrem Unternehmen aufzeigen. „Wir können grundlegende Messdaten nachvollziehen: die Zahl an Posts, die Zahl an Kommentaren und die Zahl an ‚Likes‘", so der Experte. „Aber wir gehen nicht den nächsten Schritt: nämlich zu verstehen versuchen, wie diese Statistiken die Zusammenarbeit beeinflussen."

Die Wurzel des Problems veranschaulicht Buckley am Gegensatz zwischen SharePoint und Yammer, einer originalen und einer kürzlich zugekauften Lösung aus Redmond also. SharePoint generiere an sich eine Fülle von detaillierten Daten über jede soziale Interaktion, zum Beispiel über aufgerufene und geteilte Inhalte. Nicht angeboten werde aber eine simple Methode, wie sich diese Daten für Administratoren übersichtlich präsentieren lassen. Anders gesagt: Es fehlt bei SharePoint nicht an vielfältigen und komplexen Möglichkeiten, Datenberichte zu erstellen. Weil das aber nicht ohne großen Aufwand geht, sparen sich die meisten Anwender die Mühsal der Datenexegese.

Fehlende Datentiefe

„Yammer hat das entgegengesetzte Problem", meint Buckley. Die Plattform punkte mit benutzerfreundlichem Interface und einem vergleichsweise schlichten Set an Funktionen. Aber es fehle an der Datentiefe, aus der sich die gleichen Metriken wie bei SharePoint aufbauen lassen. Auch die Kombination mit SharePoint Online, der SharePoint-Version in der Office365-Cloud, löst das Problem nach Meinung des Experten nicht. Eine gemeinsame Sicht auf die sozialen Aktivitäten in SharePoint und Yammer werde von Microsoft bislang nicht angeboten.

Administratoren können vor diesem Hintergrund nicht wirklich beurteilen, welche Features, Teams und Collaboration-Aktivitäten erfolgreich sind und welche nicht. Laut Buckley besteht die Gefahr, dass die Anwender überbewerten, wenn die User einfach dem Reiz des Neuen erliegen und Funktionen nur vorübergehend stark frequentieren.

Immerhin erste Teilerfolge

Nun gibt es nach Buckleys Einschätzung immerhin Teilerfolge. So habe es sich als Erfolgsrezept erwiesen, soziale Aktivitäten mit spezifischen Business-Tätigkeiten zu verzahnen. Beispielsweise werden Umfragen und Rating-Systeme aus sozialen Plattformen etwa in Prozesse der Produktentwicklung eingewoben. Entsprechend gebe es eine Reihe an Anwendungsszenarien für den Bereich der Ad-hoc-Collaboration und der unstrukturierten CollaborationCollaboration, etwa für den Aufbau von Communities oder das Entwickeln von Produktideen. Alles zu Collaboration auf CIO.de

CRM unsozial

Der Haken: Laut Buckley fehlt es an robusten und strukturierten Modellen. Es gebe kaum Möglichkeiten, im Bereich der gängigen Workloads „social" zu sein. Der Experte hat hier unter anderem das Customer Relationship Management (CRMCRM) und die personalbezogenen Prozesse vor Augen. Alles zu CRM auf CIO.de

An dieser Stelle wird das Microsoft-Kalkül zum Problem. Yammer habe sich darum bemüht, strukturiertere, dokumentenbezogene Collaboration-Features zu entwickeln, die Abhilfe für das genannte Problem hätten schaffen können. Nun hat der Riese aus Redmond aus verständlichen Gründen den Herausforderer eingekauft und seine Produktpalette bei der cloud-basierten Social Collaboration komplettiert. Die Entwicklungsansätze bei Yammer erscheinen aber vorerst im Keim erstickt.

So stecke das Segment Enterprise Social Analysis weiter in den Kinderschuhen. Zumindest für die großen und damit besonders relevanten Plattformen ist laut Buckley Besserung nicht in Sicht. Daher bleibe den Anwendern vorerst nichts anderes übrig, als eigene Lösungen zur Analyse von Social Collaboration zu entwickeln.

5 Schritte zur Selbsthilfe

Buckley empfiehlt, dies in fünf Schritten anzugehen: Daten sammeln – und zwar die „richtigen", also die wirklich relevanten; Metriken identifizieren – wiederum die individuell relevanten; die Daten einer Review unterziehen und die eigenen Annahmen in der Praxis testen; Trends beobachten – auch wenn das Zeit in Anspruch nimmt; eine Strategie entwerfen, die die gelernten Lektionen aufnimmt.

Der Experte geht von wachsender Reife im Segment aus. Mit wachsender Reife werden demnach immer mehr Anbieter Tools und Methoden entwickeln, mit denen sich die Produktivität von Wissensarbeitern verbessern lasse. „Aber natürlich kann man nichts verbessern, ohne zu messen", betont Buckley. Bis das entsprechende Angebot bereit steht, bleibt deshalb nur, die Lücke selbst zu überbrücken.

Zur Startseite