Analysten-Kolumne

IT nach wie vor kein Vorstandsthema

Peter Ratzer ist Partner bei Deloitte. Er arbeitet dort seit 1998. Er ist auf die Beratung von CIOs bei der Entwicklung von strategischen Konzepten bis hin zur operativen Umsetzung einzelner Konzeptkomponenten fokussiert.
Seit Beginn der Nutzung von Informationstechnologie (IT) in Unternehmen ist ihre Bedeutung für das Geschäft kontinuierlich gestiegen. Anfangs lag der Fokus noch auf der Automatisierung der Geschäftsprozesse, mittlerweile gewährleistet sie auch die Kommunikation innerhalb des Unternehmens sowie die Vernetzung mit externen Kontakten wie Lieferanten oder Kunden.

Im Zuge dieser immer größer werdenden Bedeutung der IT für den Geschäftserfolg wird es in den nächsten Jahren die wesentliche Aufgabe von CIOs sein, bestehende Lücken in Bezug auf IT-Strategien und deren Verständnis sowie den daraus resultierenden Wertbeitrag zum Geschäft zu schließen. Dies kann zu finanziellen Aufwendungen führen, die sich bei großen Unternehmen jenseits der Milliarden-Euro-Grenze bewegen. Die diesen Aufwendungen zugrunde liegenden Initiativen beeinflussen nachhaltig die Beibehaltung von Kunden (Customer Retention) sowie das Management von Risiken und Wettbewerbspositionierung. Vor diesem Hintergrund stellt die kontinuierliche Involvierung des Unternehmensvorstands in IT-strategische Fragestellungen eine grundlegende Voraussetzung für den IT-Einsatz dar und muss aktiv forciert werden.

Vorstände setzen sich unzureichend mit IT auseinander

Deloitte hat aktuell die Studie "Maximizing IT Performance through IT Strategy" durchgeführt, an der weltweit 455 Vorstandsmitglieder aus 35 Ländern teilgenommen haben. Sie zeigt auf, dass in den Vorstandsetagen das Bewusstsein für die Signifikanz informationstechnologischer Themenstellungen bereits vorhanden ist. 66 Prozent schreiben der IT-Strategie beim Aufbau von Kundeninformation und bei der Pflege des bestehenden Kundenstamms eine sehr hohe Bedeutung zu. Hinsichtlich des Risk Management spielt die IT-Strategie für 57 Prozent der Befragten eine elementare Rolle, in Bezug auf die Wettbewerbspositionierung ist sie für 50 Prozent essenziell. Bei compliance-spezifischen Themen ist die IT-Strategie sogar für knapp 70 Prozent sehr wichtig.

Allerdings führt diese Einschätzung nicht zu einer intensiveren Beschäftigung mit IT auf der Vorstandsebene. Nur 14 Prozent aller Teilnehmer gaben an, dass sie vollständig und aktiv in die IT-Strategie ihres Unternehmens involviert sind. Lediglich 66 Prozent sind der Meinung, dass IT-spezifische Aspekte im Vorstand diskutiert werden müssen, obwohl die Auseinandersetzung mit der IT-Strategie im Vorstand, laut der Studie, positive Auswirkungen auf das finanzielle Ergebnis hat: Unternehmen, bei denen die IT-Strategie vom Vorstand überwacht wird, erzielen bessere finanzielle Resultate als Firmen, bei denen dies nicht der Fall ist.

Trotz dieser Zusammenhänge meinten mehr als die Hälfte der Befragten, dass sich der Vorstand in den nächsten drei Jahren nicht intensiver mit IT-Fragestellungen beschäftigen wird. Positiv bleibt hervorzuheben, dass bei der Diskussion von IT-Themen im Vorstand diese nicht nur vom CIO und CTO geleitet werden, sondern auch CEO und CFO sich pro-aktiv an der Auseinandersetzung beteiligen. Somit wird dem integrativen Charakter der IT bereits Rechnung getragen.

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