Online-Gebrauchtwagenbörse mobile.de

Gewinne nur mit Open Source

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Der Hamburger Online-Automarkt Mobile.de setzt konsequent auf Open-Source-Produkte. Dreh- und Angelpunkt der größten deutschen Gebrauchtwagenbörse ist die Open-Source-Datenbank MySQL. Nach Auskunft von Vorstand Vijay Sapre ist sie nicht nur erheblich kostengünstiger, sondern auch wesentlich schneller als die Datenbanksysteme der Konkurrenz.

Nicht alle Unternehmen der New-Economy endeten tragisch: Der Online-Automarkt Mobile.de gehört zu den seltenen Erfolgsgeschichten. Das Unternehmen begann 1996 in einem Kellerraum in Hamburg-Eimsbüttel mit einem 386er-PC und der Idee, Anbieter und Käufer von Gebrauchtfahrzeugen online zusammenzubringen.

Lizenzgebühren für Software standen bei Mobile.de von Beginn an nicht auf dem Budgetplan. "Etwas anderes als Open-Source-Software hätten wir uns gar nicht leisten können", sagt Ralf Prehn, einer der beiden Gründer, Technik-Chef und Leiter der Produktion von Mobile.de. Im Mittelpunkt der IT-Landschaft steht die Datenbank MySQL, die unter den Bedingungen der "General Public License (GPL) kostenlos verfügbar ist. "Vor einigen Jahren, als unser Geschäft richtig anzog, haben wir auch ein Angebot von OracleOracle eingeholt", erinnert sich Prehn, "die hatten uns ein Lizenzmodell angeboten, das auf der Anzahl der Zugriffe basierte." Dabei kam ein "für unser junges Unternehmen absurder Betrag, um die zweieinhalb Millionen Mark jährlich", heraus. "Das hätten wir nicht bezahlen können", konstatiert sein Gründungskollege und Vorstand von Mobile.de, Vijay Sapre. "Wenn wir nicht auf Open-Source-Software setzen würden, wären wir jetzt auch nicht profitabel. Den heutigen Gewinn von Mobile.de würden die Lizenzgebühren auffressen." Alles zu Oracle auf CIO.de

800 000 Gebrauchtfahrzeuge im Bestand

Mobile.de setzte im ersten Halbjahr 2003 mit rund 100 Mitarbeitern zehn Millionen Euro um und schreibt seit 2001 schwarze Zahlen. Mehr als 16 000 Kfz-Händler und rund 10 000 Privatanbieter nutzen die Plattform, über die jeder fünfte Gebrauchtwagen in Deutschland verkauft wird. Um die 800 000 Fahrzeuge sind im Bestand; mit fast 600 Millionen Seitenabrufen monatlich gehört die Website zu den meistgenutzten in Deutschland.

Der Umgang mit quelloffener Software ist für die Gründer aber keineswegs eine Notlösung, sondern geschieht aus Überzeugung. Auch spätere Tests mit anderen Datenbanken bestätigten sie in ihrer Entscheidung pro Open-Source. "Wir haben auch andere Datenbanken auf unsere Anforderungen hin getestet - keine war allerdings annähernd so schnell wie MySQL", berichtet Produktionsleiter Prehn. Ihm kommt zugute, dass sich seine Anforderungen an das Datenbanksystem exakt mit dem Leistungsspektrum von MySQL decken. "Wir benötigen keine Transaktionsverarbeitung, sondern vor allem die schnelle Verarbeitung von großen Datenmengen und gewaltigen Zugriffszahlen." Und genau das liefert die Datenbank von MySQL, deren Basisversion im Vergleich zu lizenzpflichtigen Produkten weniger Funktionen aufweist. "Bei lizenzpflichtigen Datenbanken würden wir vor allem für Features bezahlen, die wir nicht benötigen und die die Verarbeitung verlangsamen", meint Prehn.

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