Harte Eigenanalyse hilft beim Wiedereinstieg

Wie es nach der Kündigung weitergeht

06.04.2009
Von Michael  Leitl

HBM: Für Manager, die ganz oben angekommen waren, muss der Jobverlust ein immenser Schlag sein. Wie fühlen sich Vorstände nach ihrer Entlassung?

Sendele: Viele Manager fallen in eine tiefe Depression. Die erlittenen psychischen Verletzungen sind oft erheblich. Sie müssen sich vorstellen, dass in Deutschland im Gegensatz zu den USA das Verlassen eines Unternehmens generell ein eher unangenehmes Thema ist. Auch wenn jemand selbst kündigt, passiert es häufig, dass die Kollegen auf Distanz gehen. Hinter vorgehaltener Hand wird kolportiert, dass es ja auch gar nicht schade sei, dass dieser Kollege nun weg sei.

Bei einer Entlassung potenziert sich dieser Hang zum Nachtreten noch. Die Geschäftsfreunde wenden sich ab, das Netzwerk geht auf Distanz - und der Ex-Vorstand spürt sehr rasch, dass es nicht einfach sein wird, wieder Fuß zu fassen.

"Selbstmitleid ist die falsche Strategie"

HBM: Was raten Sie einem Betroffenen, der sich im vermutlich schlimmsten Tief seiner Karriere befindet?

Sendele: Er darf sich vor allem nichts anmerken lassen. Er muss analysieren, warum er gescheitert ist, welche Fehler passiert sind und was gut lief, das heißt, wo seine wirklichen Stärken liegen. Selbstmitleid ist die falsche Strategie. Ich habe viele Manager erlebt, die ihren Absturz ganz sachlich analysiert haben. Das half ihnen, einen klaren Kopf zu bekommen. Dann kommt in der Regel auch der alte Kampfgeist zurück. Der Prozess der Selbsterkenntnis ist ganz entscheidend für das Comeback.

HBM: Manche Manager nutzen in so einem Moment die Gelegenheit und verreisen erst einmal für ein paar Monate, um Abstand zu gewinnen und zu sich selbst zu finden.

Sendele: So ein Verhalten kann den Karriereplänen empfindlich schaden. Sie dürfen niemals den Anschein erwecken, dass Sie nicht weitermachen wollen. Erst einmal eine Auszeit zu nehmen und für ein halbes oder gar ganzes Jahr zu verreisen, wie das einige tun, ist ein Kardinalfehler. So etwas spricht sich in den Führungsetagen und bei den Personalberatern schnell herum. Und plötzlich hat der ehemalige CEO das Image, für konkrete Aufgaben nicht ansprechbar zu sein. Man wird schnell abgeschrieben - und bleibt dann arbeitslos.

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