IT beim VfB Stuttgart

130 Kennzahlen für 30000 Mitglieder

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.

30 Zahlen für den Vorstand

Heute arbeitet der VfB mit 130 Kennzahlen, davon 100, die für die verschiedenen Abteilungen relevant sind, und 30 für den Vorstand. Alle Werte werden auf einer benutzerfreundlichen grafischen Oberfläche dargestellt. Die Basis der BSC-Lösung Balplan ist die multidimensionale Datenbank TM1 von Applix. Als Frontend dient das Reporting-Tool Insight von Arcplan. „Für den Vorstand und die Geschäftsführer gibt es spezifische Führungs- Cockpits mit ausgewählten Kennzahlen aus den verschiedenen Geschäftsfeldern, die an die aktuelle Situation angepasst werden“, sagt Staudt. Ferner habe die BSC die vereinsinterne Kommunikation enorm verbessert, erklärt der Präsident. „Bisher unabhängige Bereiche diskutieren aufgrund nachvollziehbarer Rechenregeln über dieselben Kennzahlen und erkennen so besser Zusammenhänge und Abhängigkeiten.“

Mit Hilfe dieser Kennzahlen werden auch klare Zielvorgaben formuliert und die Mitarbeiter über deren Zielerreichung gesteuert. „Wir haben es geschafft, selbst schwer Messbares wie der Erfolg der Pressearbeit messbar zu machen“, beschreibt Alex Wehrle die Auswirkungen der BSC in der Praxis: „Früher hieß es beispielsweise, der Pressesprecher kann nichts machen – wenn die Jungs schlecht spielen, schreiben die Zeitungen schlecht.“ Heute misst der VfB auch, wie die Berichterstattung bei vom Spielbetrieb losgelösten Themen wie der Jugendarbeit oder dem Management aussieht. „Selbst wenn es vier Niederlagen nacheinander gibt, beobachten wir, wie sich die Berichterstattung in Relation zu vergleichbaren schweren Phasen entwickelt hat“, erklärt Wehrle.

„Sport Planner“ sorgt für Liquidität

Im Gegensatz zu den meisten anderen Clubs haben die Schwaben durch die BSC inzwischen einen sehr genauen und zeihnahen Überblick über ihre finanzielle Situation. Kenner des Fußballgeschäfts halten dies für absolut notwendig, um im heutigen Haifischbecken Profifußball nachhaltig Erfolg zu haben. Professionelle Management- Strukturen, wie sie unter anderem der FC Bayern München aufgebaut hat, sind, sind dennoch die Ausnahme. Doch nicht nur die Großen müssen ihre finanzielle und strategische Postition genau kennen, mahnt Oliver Kruse, Professor für Finanz-Management an der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld. Und folgert: „Auch kleinere Vereine brauchen ein professionelles Management.“

Das BSC-Projekt war allerdings erst der Anfang von Staudts Umbauarbeit, um genau dies sicherzustellen. Gemeinsam mit dem FC Bayern München entwickelten die Schwaben auch die Planungssoftware „Professional Planner“ des Grazer IT-Hauses Winterheller weiter. Der „Sport Planner“ hilft den Schwaben ebenfalls, verschiedene Entwicklungsszenarien durchzuspielen. „Damit simulieren wir zum Beispiel, welche Auswirkungen es für unsere Liquidität hat, wenn wir aus Wettbewerb X ausscheiden und gleichzeitig Spieler Y verpflichten wollen“, erklärt Fußball-Manager Wehrle.Die Auswirkungen von Sieg oder Niederlage sowie die Konsequenzen eines Spielertransfers werden simuliert, damit die Entscheider nicht hilflos Entwicklungen abwarten müssen, sondern frühzeitig über Konsequenzen beraten können.

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