Analysten-Kolumne

2.0-Welle: Innovation und Marketingmasche zugleich

10.01.2007
Von Joachim Philippi, Bernd Scherf und Carsten Dittmar

Mit SOA 2.0 oder der so genannten Advanced SOA, steht das Konzept bereits vor einem weiteren Quantensprung in Richtung Business-Orientierung. Als wesentliche neue Komponente steht dabei das Complex Event Processing (CEP) im Vordergrund. Das CEP ist eine Art Radarsystem, welches aus vielen Geschäftsereignissen die auftretenden Ereignisse in Echtzeit auffängt und nach geschäftsrelevanten Mustern auswertet. Ein Beispiel: Der Kreditvergabeprozess einer Bank wird von Ereignissen, wie der Veränderung von Leitzinsen, der Bewertung eines Unternehmens durch Ratingagenturen oder die Tätigkeit von Hedgefonds, beeinflusst. Das CEP erkennt, ob diese Ereignisse zufällig auftreten oder die Bonität eines Unternehmens schlechter wird. Diese Faktoren wirken sich unmittelbar auf die aktuelle Kreditvergabe aus. In diesem Fall greift das CEP aktiv in den Prozessablauf ein.

Die neue Ausweitung des Konzepts SOA auf die Fachabteilungen ist allerdings nicht wirklich neu. Der Grund: SOA 1.0 hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Während das Konzept Ende der neunziger Jahre schwerpunktmäßig als Technologiethema gesehen wurde, ist mittlerweile in den meisten Unternehmen die Erkenntnis gereift, dass SOA auch in den Fachabteilungen Einzug halten muss, weil die optimale fachliche Definition von Services und Prozessen eine wesentliche Voraussetzung für die Entkopplung von den dahinter liegenden IT-Systemen ist.

Wenn SOA in der Version 2.0 ein Erfolg werden soll, dann durch Nachweis von konkreten Nutzenpotentialen und weniger durch "Feature-Diskussionen". Insofern muss die "2.0"-Diskussion auch klug geführt werden, damit potentielle Anwender nicht verunsichert werden und lieber auf eine 3.0-Version warten.

Data Warehouse - Aus alt mach alt

Ganz anders als bei SOA, wo die Abgrenzung von Release 1.0 zu Release 2.0 Inhalt langer Diskussionen sein kann, liegt der Fall bei dem Data Warehouse (DW). Bill Inmon, einer der Väter der Idee, hat sich den Begriff DW 2.0TM sogar schützen lassen. Ein Indiz dafür, wie hoch die Erwartungen in den 2.0-Trend liegen. Das Data Warehouse der zweiten Generation strukturiert vor allem die unterschiedlichen Daten eines Unternehmens neu. Ein DW ist nun in unterschiedliche Sektoren aufgebaut, anhand des Lebenszyklus der Daten.

Darüber hinaus geht eine Data Warehouse-Anwendung der Version 2.0 weg von einem lokalen hin zu einem unternehmensübergreifenden Metadatenmanagement und integriert auch unstrukturierte Daten. Allerdings sind einige dieser vorgeschlagenen Veränderungen schon heute gängige Praxis. Über die Bedeutung eines übergreifenden Metadaten-Managements besteht seit Jahren Konsens. Auch die Zusammenführung von strukturierten und unstrukturierten Daten ist unter dem Begriff Enterprise Information Management lange bekannt.

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