Strategien


Im Lasergewitter

3D-Druck erobert die Fabriken

10.07.2014
Von Thomas Kuhn, Rebecca Eisert und Dieter Dürand

Neue Ideen können schnell ausprobiert werden

Wollen die Entwickler eine neue Idee ausprobieren, halten sie einen Prototypen nach 48 Stunden in der Hand - ein weiterer Vorteil des 3D-Verfahrens. Würden sie ihn traditionell in einer Gießerei in Auftrag geben, müssten sie Monate warten. "So können wir viel mehr Ideen testen, und die Entwicklungszeiten verkürzen sich drastisch", hebt Vortmeyer hervor.

Trotz all dieser Stärken des 3D-Drucks werde der herkömmliche Maschinenbau nicht an Bedeutung verlieren, sagt Berater Langefeld voraus. Denn Fräsmaschinen und Bearbeitungszentren stellen Massenprodukte noch lange unschlagbar schnell und billig her. Eric Klemp, Produktionsexperte am Direct Manufacturing Research Center (DMRC) der Universität Paderborn, ist sich sicher: "Die additiven Verfahren werden das Portfolio des Maschinenbauers ergänzen, nicht aber kannibalisieren."

Andererseits verbinden Experten mit der additiven Fertigung die Hoffnung, einen Teil der aus Deutschland in Billiglohnländer verlagerten Arbeitsplätze zurückholen zu können. Weil sie nämlich viele Montageschritte einspart, könnte es sich lohnen, die bis zu 1,5 Millionen Euro teuren Schmelzöfen hierzulande aufzustellen.

Wie es sich auf die Produktionswelt auswirkt, wenn die Drucker zu all ihren Vorzügen auch noch schnell werden, ist noch unklar. DMRC-Forscher Klemp hält eine Verzehnfachung der Geschwindigkeit für realistisch.

Klar ist hingegen schon, dass 3D-Drucker im Service-Geschäft eine größere Rolle spielen werden. Die Vision: Reparaturkolonnen drucken direkt beim Kunden das defekte Teil nach. Teure Industrie-Anlagen stünden dann nicht mehr ewig still, bis von irgendwoher ein Ersatzteil besorgt ist. Der britische Luftfahrtkonzern BAE Systems hat mit der Luftwaffe des Landes schon einen entsprechenden Deal abgeschlossen. Er soll die Wartungskosten für die Kampfjets in den kommenden vier Jahren um 1,4 Millionen Euro senken.

Vor allem aber muss sich im Denken der Entwickler und Konstrukteure vieles ändern, um die Möglichkeiten des 3D-Drucks wirklich auszuschöpfen. Davon ist jedenfalls Airbus-Mann Dalle Donne überzeugt. "In der Vergangenheit gab es etwa in der Metallverarbeitung die zehn Regeln für gussgerechtes Design", erläutert er. "Im Zeitalter der additiven Fertigung sind solche Beschränkungen überholt."

Und auch die Hersteller von Konstruktions- und Simulationsprogrammen müssen diese an die neuen Freiheiten anpassen. Im Optimalfall könnte es in Zukunft reichen, dass der Konstrukteur nur noch wenige Vorgaben wie Befestigungspunkte und Lastverhalten eingibt. Anschließend findet der Rechner selbstständig die optimale Bauform.

Mensch und Maschine befreit von den lästigen Fesseln der alten Fertigungstechniken. Spätestens dann dürfte die 3D-Revolution nicht mehr aufzuhalten sein.

(Quelle: Wirtschaftswoche)

Zur Startseite