IT-Manager wetten

3D-Druck kommt, nur nicht daheim

20.04.2015
Von Peter Meyer und Thomas Endries

Das ständige Streben nach Profit wird auch jene Privatproduzenten hervorbringen, die Produkte eben nicht nur für den Heimbedarf produzieren, sondern via Online-Plattformen zum Verkauf anbieten. Produktsicherheit und -haltbarkeit werden dabei nach derzeitigem Kenntnisstand auf der Strecke bleiben, eine mögliche Entwicklung, die durch die vielen Nachahmerprodukte (Fake) auf besagten Plattformen heute schon belegt ist.

Sollten Privatpersonen zu "kleinen" kommerziell orientierten Fertigungsunternehmen unter Nutzung der 3D-Printing Technologie werden, sehen wir einen entsprechenden regulatorischen Bedarf, um insbesondere die Produktsicherheit zu gewährleisten und die Verbraucher zu schützen. Dies mag nach unnützer Bürokratie klingen, aber wir halten sie für unvermeidbar. Im Zeitalter weltweiter grenzenloser Logistik, wo Produkte über das Internet überall bestellt werden können, wird dies eine unvermeidbare und große Herausforderung werden.

Die nächste industrielle Revolution?

Im industriellen Bereich hingegen sind vielseitige Einsatzmöglichkeiten vom Produktentwurf über Design, Fertigung und Wartung bis zur Produktinnovation, also über den gesamten Produkt-Lebenszyklus, aufzuzeigen. 3D-Printing wird den Design-, Produktions- und Logistikprozess radikal verändern, da die hier verwendeten 3D-Drucker und -Druckverfahren bereits auf Materialvielfalt, Qualitätsanspruch, Produktivität, Servicefähigkeit und Ease-of-Use ausgelegt sind, angefangen vom Rapid Prototyping oder Modelling nach dem Leitsatz "Die erste Idee ist immer die beste Idee!", also einer schnellen und kostengünstigen Art und Weise, einen ersten, anfassbaren Entwurf eines Objekts zu erstellen, bis hin zur professionellen Fertigung von Teilen für die Luft- und Raumfahrtindustrie.

Basierend auf digital bearbeitbaren 3D-Modellen (CAD) lassen sich einfach Entwürfe in Iterationen erstellen, bearbeiten, vergleichen und optimieren, wo früher Tage zwischen CAD-Entwurf und Modellerstellung vergingen. Durch die Beschleunigung der Time-to-Market lassen sich neue Business-Cases rechnen, die zuvor außerhalb der wirtschaftlich sinnvollen Machbarkeit lagen.

Hier ist von "designed by customer", also kundenindividuellen Designs, über die Herstellung von Kleinstserien bis hin zur Serienfertigung, wenn die 3D-Printing-Technologie sich weiterhin so rapide entwickelt - zum Beispiel mehrere Druckköpfe arbeiten parallel an der Herstellung eines Objekts -, in den nächsten Jahren vieles denkbar.

Auch wenn heute 3D-Printing eher als additives Verfahren zur klassischen Produktion gesehen wird, müssen Unternehmen bereits ernsthaft darüber nachdenken, wie diese Technologie in den Produktlebenszyklus zu integrieren ist. Traditionelle Herstellungsverfahren werden nicht immun dagegen sein. Der Trend zu individuellem Design und Personalisierung hält an und wird beim 3D-Printing kombiniert mit geringen Markteintrittsbarrieren und dem Fakt, dass Objekte "gedruckt" werden können, die sich mit den klassischen Produktionsverfahren nicht herstellen lassen.

Auch die deutschen Maschinenbauer haben diesen Trend erkannt und setzen bereits heute teilweise auf die Additive Fertigung bei Kleinserien. In den vergangenen zehn Jahren ist die Nachfrage nach dieser Technologie nur langsam gewachsen, doch prognostiziert die Strategieberatung Roland Berger eine Vervierfachung des Marktvolumens für metallische 3D-Druck-Verfahren in den nächsten zehn Jahren (2012: 1,7 Milliarden Euro).

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