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IT-Sourcing-Berater

4 Punkte, die der IT-Dienstleister können muss

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Rund vier von zehn Anwenderunternehmen sind mit IT-Providern unzufrieden. Die Digitalisierung drängt Provider in die Rolle eines Umsetzers, neben der des Beraters. 36 Prozent der Kunden erwarten, dass der Dienstleister in den Aufbau digitaler Geschäftsmodelle vorinvestiert. Das zeigt eine Lünendonk-Studie.
  • Anwenderunternehmen fordern Unterstützung in vier Punkten an: Neugestaltung der Organisations- und Governance-Prozesse, Change Management, digitale Business-Modelle und Provider-Steuerung
  • Der IT-Services-Markt hat sich konsolidiert, Beispiele sind DXC (Fusion aus HP Enterprise und CSC) oder die Übernahme von Pironet durch Cancom
  • An der Vergabe eines Outsourcing-Auftrages ist in 96 Prozent der Fälle der CIO beteiligt

In Sachen IT-OutsourcingIT-Outsourcing bringt der Marktforscher Lünendonk den Begriff Wertschöpfungspartnerschaft ins Spiel. Knapp vier von zehn Anwenderunternehmen (36 Prozent) erwarten, dass ihr BeraterBerater in den Aufbau digitaler Geschäftsmodelle vorinvestiert. Das belegt die Studie "Moderne IT-Sourcingstrategien für die digitale Transformation". Kommentar der Marktforscher: "Derzeit sind es vor allem die großen Beratungs- und Dienstleistungskonzerne, die Wertschöpfungspartnerschaften für die Entwicklung und Umsetzung von digitalen Geschäftsmodellen eingehen können." Alles zu Consultant News auf CIO.de Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Lünendonk hat aus den Gesprächen mit 29 Anbietern einige Zitate ausgewählt, die zeigen, wie vielfältig IT-Sourcingberatung heute sein muss.
Lünendonk hat aus den Gesprächen mit 29 Anbietern einige Zitate ausgewählt, die zeigen, wie vielfältig IT-Sourcingberatung heute sein muss.
Foto: Lünendonk

Für die Studie hat Lünendonk 102 Anwender und 29 Anbieter befragt. Unter den Anwendern sind Spezialisten wie Sepicon und Zelos Management Consultants ebenso wie die Größen KPMG und PwC. Der IT-Services-Markt verändert sich, das bedeutet auch Konsolidierung. NTT Data hat Dell Services übernommen, HP Enterprise und CSC sind zu DXC fusioniert. Denn nicht alle IT-Provider können derzeit Infrastruktur und Software aus der Cloud bereitstellen beziehungsweise hybride Cloud-Umgebungen aufbauen, so Lünendonk. 38 Prozent der Anwender geben zu Protokoll, "viele IT-Provider" könnten ihre Anforderungen nicht erfüllen. So fehlten ihnen Skills in Sachen agile Software-Entwicklung und das Umsetzen fachlicher Anforderungen in IT-Strategien.

Der Berater mausert sich zum Partner

Dieser letzte Kritikpunkt beschreibt die Verschiebung der Rolle des Consultants. Immer stärker geht es nicht allein um Beratung, sondern auch um Umsetzung. Lünendonk nennt vier Bereiche, in denen Anwender Support brauchen: Neugestaltung der Organisations- und Governance-Prozesse, Change Management, Technologieberatung für digitale Business-Modelle und die Professionalisierung der Provider-Steuerung.

Zwei von drei befragten Anwendern bezeichnen ihren Sourcingberater denn auch als "Management-Berater". Weitere Bezeichnungen lauten Fachexperte (59 Prozent) und Transformationsexperte (57 Prozent). Vereinfacht gesagt: Der Berater mausert sich zum Partner. Die Kunden versprechen sich von der engeren Zusammenarbeit, Erfahrung und Innovationskraft ins Haus zu holen.

Kundenunternehmen stellen hohe Ansprüche an Sourcing-Berater.
Kundenunternehmen stellen hohe Ansprüche an Sourcing-Berater.
Foto: Lünendonk

Mit Blick auf die Technologie rechnen die Sourcing-Berater ihrerseits mit steigender Nachfrage in folgenden Bereichen: SAP HANA (82 Prozent der Nennungen), Microsoft Azure (66 Prozent), Industrie 4.0 (65 Prozent), Amazon Web Services (59 Prozent), IoT (58 Prozent) und Salesforce (37 Prozent).

Rapid Prototyping und DevOps gefragt

Ein weiterer Aspekt ist das Thema Agilität. Die Kundenunternehmen sehen sich unter dem Druck, Produkte und Services schneller auf den Markt bringen zu müssen. Gegenüber Lünendonk nannten sie Stichworte wie agile Software-Entwicklung, Rapid Prototyping und DevOps. Außerdem können sie sich Kooperationen mit Startups und branchenfremden Unternehmen vorstellen.

Eines ist jedenfalls sicher: Der Bedarf an IT-Sourcing-Beratung steigt. Rund 61 Prozent der Anwenderunternehmen gehen davon aus, künftig mehr Geld dafür bereitzustellen, meist bis zu einem Zehntel mehr. 36 Prozent rechnen mit einer Stagnation und lediglich zwei Prozent wollen künftig mit weniger Geld für IT-Sourcing-Berater auskommen.

Eine Mehrheit der Kunden wird künftig mehr Geld für die Beratung rund um IT-Sourcing ausgeben.
Eine Mehrheit der Kunden wird künftig mehr Geld für die Beratung rund um IT-Sourcing ausgeben.
Foto: Lünendonk

Lünendonk sieht in dieser Studie davon ab, die Umsätze der Anbieter zu schätzen. Die Marktforscher begründen das zum einen mit den sehr unterschiedlichen Unternehmensgrößen, zum anderen mit methodischen Problemen. Es sei kaum nachvollziehbar, in welchem Segment welcher Umsatz erwirtschaftet wurde. Die Teilnehmer der Studie zeigen sich jedenfalls optimistisch, die Mehrheit rechnet sich für das noch laufende wie für das kommende Jahr ein Wachstum von jeweils rund zehn Prozent aus. Nur eine Minderheit von sieben Prozent erwartet Umsatzverluste.

Nicht jeder gründet eine "Retained Organisation"

Ein weiteres Ergebnis bezieht sich auf die Entscheidungswege innerhalb der Kundenunternehmen. Ein gutes Drittel (36 Prozent) stellt eigens Mitarbeiter ab, die sich als "Retained Organisation" um die Steuerung von Cloud-Sourcing-Verträgen und um das Orchestrieren der einzelnen Sourcing-Varianten kümmern. Weitere 34 Prozent planen, eine solche Abteilung zu gründen.

Wer letztlich den Zuschlag für einen Auftrag erhält, entscheiden mehrere Funktionen. So gut wie immer (96 Prozent) sitzt der CIO mit am Tisch. Sehr häufig (89 Prozent) schaltet sich Vorstand beziehungsweise Geschäftsführung ein. In 77 Prozent der Fälle redet der IT-Projektleiter mit und in 74 Prozent der Fälle der IT-Sourcing-Berater. Außerdem ist in mehr als jedem zweiten Fall (55 Prozent) der Business Projektleiter involviert.

Lünendonk zieht das Fazit: Anbieter dürfen sich nicht mehr auf Bewährtes verlassen. Die Marktforscher schreiben: "Ständiger Wandel gilt in Zeiten der Digitalisierung nicht nur für die Anwenderunternehmen, sondern vor allem auch für die Beratungs- und IT-Dienstleister!"

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