Strategien


Stufenmodell von IDC

5 Schritte zur Digitalen Transformation

21.05.2014
Von Matthias  Kraus
Für ein vernetztes Business sollten IT-Führungskräfte Cloud, Mobility und Social Media sinnvoll kombinieren. Wie das geht, erklärt Analyst Matthias Kraus von IDC in seiner Kolumne.
Matthias Kraus ist Research Analyst bei IDC in Frankfurt.
Matthias Kraus ist Research Analyst bei IDC in Frankfurt.
Foto: IDC

Nach der Mainframe-Welt bis Mitte der 1980er-Jahre und den Client-Server-Umgebungen spricht die IT-Welt etwa seit dem Jahr 2010 von einer neuen Epoche, der "3. IT-Plattform". Die Nutzung und Bereitstellung von IT-Leistungen verändert sich tiefgreifend.

Der Weg, den CIOs gehen müssen, um bei diesem langfristigen Wandel der IT-Welt (Stichwort: "3. Plattform" - Cloud ComputingCloud Computing, Mobility, Social Business, Big DataBig Data) den maximalen Nutzen für das gesamte Unternehmen - also vor allem für die Fachbereiche - zu generieren, unterteilt IDC in einen fünfstufigen Transformationsprozess. Alles zu Big Data auf CIO.de Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Auf jeder dieser Stufen gibt es für IT-Manager spezifische Aufgaben zu lösen, die sich auf die Schlüsselbereiche Strategie und InnovationInnovation, Service Management, Vendor und Sourcing Management, organisatorische Entwicklung inklusive Personalentwicklung und die IT-Architektur konzentrieren. Alles zu Innovation auf CIO.de

1. Ad hoc: Core IT

Die erste Stufe ist gekennzeichnet durch ein reaktives, risikomeidendes Verhalten der IT, der Fokus liegt auf der IT-Kostenreduzierung und die IT agiert als Silo. Diese Situation hemmt sowohl die Entwicklung von einheitlichen Prozessen und Regularien als auch die Innovationskraft. Fast alle IT-Entscheidungen und -Investitionen werden auf Basis von kurzfristigen Anforderungen einzelner Fachbereiche getätigt. Strategische Überlegungen und die Auswirkungen auf das Gesamtunternehmen spielen eine untergeordnete Rolle. Die IT bietet lediglich grundlegende IT-Funktionen und Services. IDC empfiehlt in dieser Phase:

  • Bewerten Sie die Auswirkungen des reaktiven Verhaltens der IT-Abteilung für das Gesamtunternehmen - insbesondere in Bereichen, in denen Ihr Wettbewerb bereits 3. Plattform-Technologien einsetzt.

  • Implementieren Sie grundlegende Service Desk Tools sowie Incident-, Request- und Problem Management-Kapazitäten.

  • Beginnen Sie mit Schulungen und stellen Sie passendes IT-Personal ein, um den Transformationsprozess zu beginnen.

  • Führen Sie eine IT-bezogene Überprüfung personalintensiver Prozesse durch und konzentrieren Sie sich auf Verbesserungen in diesen Bereichen, den hier bietet sich besonders viel Potenzial.

  • Entwerfen Sie einen Handlungsplan für die Veränderung der IT-Architektur hin zu Technologien der 3. Plattform - und berücksichtigen Sie dabei sowohl die IT- als auch die Business-Anforderungen.

2. Opportunistic: 2nd Plattform IT

Das Potenzial der 3. Plattform wird auf diesem Level von den Unternehmen erkannt. Die IT-Abteilung unterstützt erste Projekte und eine allmähliche Ausrichtung der IT-Strategie nach den Unternehmenszielen ist zu beobachten - isolierte IT-Entscheidungen sind aber immer noch vorherrschend.

IT-Services (z.B. ITIL-basiert), Personalrekrutierung ebenso wie das Sourcing und Vendor Management beginnen in diese Phase standardisiert und dokumentiert zu werden. Der operative IT-Betrieb ist effizient, sicher und zuverlässig - bezieht sich aber immer noch hauptsächlich auf die Technologien der 2. Plattform (Client-Server-Architekturen). In dieser Phase sollten Sie auf folgendes achten.

  • Suchen Sie sich einen Partner aus dem Fachbereich, um gemeinsam Projekte rund um die 3. Plattform voranzutreiben und integrieren Sie diese Projekte als festen Bestandteil in Ihre IT-Gesamtplanung.

  • ITIL-basierte Prozesse sollten Sie dokumentieren und messen, vor allem in den Bereichen Service Desk, Incident und Problem Management.

  • Schaffen Sie eine Umgebung, die die Verbesserung von abteilungsbezogenen Prozessen fördert. Unterstützen Sie dabei die Business-Prozesse, die von den Fachbereichen am häufigsten optimiert werden und somit den größten Nutzen bieten.

  • Die Unternehmensarchitektur sollten von einem zentralen Team erstellt und 3rd Platform Technology integriert werden.

3. Repeatable: 3rd Platform IT

Auf dem nächsten Level erwartet die Unternehmensleitung von den IT-Managern, dass sie Services und Technologien der 3. Plattform aktiv vorantreiben. Allerdings werden in dieser Phase unternehmensweite Standards und Budgets von den Fachbereichen noch beschränkt. Die Folge: IT-Architekturanpassungen, Prozess-Standardisierungen (z.B. ITSM) oder die KonsolidierungKonsolidierung der Zulieferer sind noch nicht umfänglich umgesetzt. Dennoch bietet die IT Services, welche Business-Ziele wie Profitabilität und Kundenzufriedenheit unterstützen. IDC empfiehlt. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de

  • Bei neuen Anforderungen sollten 3. Plattform-Technologien die erste Wahl darstellen.

  • Standardisieren Sie IT-Strategie, Planung, Architektur und Governance im gesamten Unternehmen.

  • Das ITSM sollten Sie nach den Unternehmenszielen ausrichten.

  • Führen Sie eine Vendor und Sourcing Management-Abteilung mit entsprechend qualifiziertem Fachpersonal ein. Implementieren Sie Standardprozesse und Govenance-Modelle mit strategischen Partnern.

  • Optimierte Prozesse, die Sie für einzelne Abteilungen entworfen haben, sollten auf weitere Fachbereiche ausgeweitet werden (Best Practices).

4. Managed: Business Innovation

Das wesentliche Merkmal dieser Reifestufe ist die Innovationskraft des Unternehmens mittels 3. Plattform-Technologien. Unternehmensweite Regularien und Services sowie eine "3rd Platform First-Strategy" sind etabliert.

Innovationen und kontinuierliche Service- und Prozessverbesserungen sind Teil der Organisationskultur. Der Fokus liegt auf Business Analytics und weiteren Themen der 3. Plattform (Mobiles Arbeiten, Social Business). Achten Sie auf Folgendes.

  • Die Technologien der 3. Plattform sollten Sie als Enabler für neues Business und als Wettbewerbsvorteil ansehen. Eine langfristige Geschäftsidee (Vision) und eine systematischer Innovationsprozess sollten etabliert werden.

  • Kreieren und messen Sie IT-Services, die einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten.

  • Vendor und Service Management sollte weiter etabliert werden.

  • Identifizieren Sie die Prozesse, die standardisiert und zentral gemanagt werden sollten.

  • Überführen Sie IT-Architektur-Aspekte auf eine 3. Plattform-Umgebung. Institutionalisieren Dashboards, Business-KPIs und IT-Metriken; kombinieren Sie in- und externe Datenquellen (z.B. Social Business-Daten).

5. Optimized: Business Transformation

Auf der höchsten Transformationsstufe bestimmen die Businessanforderungen die IT-Services und -Struktur. Fachbereiche und Unternehmensmanagement kooperieren eng - auf der operativen Ebene insbesondere mittels ITSM.

  • Es werden neue, branchenspezifische Lösungen (z.B. Connected Car, etc.) mittels 3. Plattform-Technologien geschaffen. Das Gesamtunternehmen kann sich so von seinem Wettbewerb differenzieren. Auf folgende Aspekte sollten Sie hierbei achten.

  • Transformieren Sie Strategie, Governance, Organisationsstruktur, Planungsprozesse einen dynamischen und kontinuierlichen Vorgang.

  • Bewerten Sie die IT als Teil des Gesamtunternehmens; Demonstrieren und validieren Sie Innovationen als Kernkompetenz der IT.

  • Das Vendor und Sourcing Management sollte als "Single Point of Contact" mit allen Lieferanten agieren.

  • Nutzen Sie die Unternehmensarchitektur, um Businessziele und -prozesse agil und dynamisch zu unterstützen.

Fazit

IDC beobachtet, dass in vielen Unternehmen eine Kombination unterschiedlicher Transformationsstufen vorzufinden ist. Die meisten Firmen dürften sich dabei auf dem zweiten (Opportunistic) oder dritten Level (Repeatable) befinden.

In einigen der genannten IT-Schlüsselaspekten (z.B. organisatorische Entwicklung) sind IT-Abteilungen bei der Nutzung von 3. Plattform -Technologien und -Services sogar weiter fortgeschritten als in anderen (z.B. Unternehmensarchitektur).

Das Erreichen der nächsthöhere Stufe kann dabei mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Dauer und Unterstützung einer solchen Investition - nicht nur monetär, auch im Hinblick auf Personal, Zeit, Training, etc. - sollten sich dabei an den zukünftigen Unternehmensanforderungen orientieren, denn die technischen Möglichkeiten werden sich in den kommenden Jahren stark ausweiten.

Insbesondere durch die intelligente Kombination von Cloud, Mobility, Social Business und Big Data/Analytics lassen sich branchenspezifische Lösungen entwickeln. Erste Beispiele gibt es bereits, denken Sie an Public Safety, Mobile Health oder Connected Cars.

IDC geht davon aus, dass die Hauptaufgabe des CIO sich in den nächsten Jahren darauf konzentrieren muss, die volle Wertschöpfung aus der Nutzung und intelligenten Kombination der 3rd Platform-Technologien zu ziehen - um so die Fachbereiche und damit das Gesamtunternehmen optimal zu unterstützen.

Matthias Kraus ist Research Analyst bei IDC in Frankfurt.

Zur Startseite