Kuriositätensammlung

6 Zahlenpatzer mit schlimmen Folgen

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

3. Sieben Monate Haft: Weniger lustig ist der nächste Fall, den Actuate aufgreift. Sieben Monate zu lang saß ein Jugendlicher in Heidenheim hinter Gittern. Wegen schweren Raubes war der Mann zu dreieinhalb Jahren Knast verurteilt worden. Ein Rechtspfleger vergaß dann offenbar, die Zeit der Untersuchungshaft davon abzuziehen. Dem Häftling selbst fiel das überhaupt nicht auf, erst eine externe Prüfung deckte den Rechenfehler auf.

Stromkunden: 882 Millionen zu viel

Züge sind zum Transport von Menschen und Gütern da. Über eine Wupper-Brücke dürfen sie aber zurzeit nur ohne Fahrgäste und Ladung fahren.
Züge sind zum Transport von Menschen und Gütern da. Über eine Wupper-Brücke dürfen sie aber zurzeit nur ohne Fahrgäste und Ladung fahren.
Foto: VAG Nürnberg

Eine unschöne Sache nicht nur für den zu lange Inhaftierten, sondern auch für den Rechtspfleger, der laut Presseberichten 600 Euro Geldbuße zahlen und sich einem Disziplinarverfahren unterziehen muss. Auch für den Steuerzahler ist derartiger Murks teuer: Dem Jugendlichen stehen für jeden zu lange im Gefängnis verbrachten Tag 25 Euro Entschädigung zu.

4. Überteuerter Strom: Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) will der Gesetzgeber das Klima schützen. Die damit einhergehende EEG-Umlage sorgte jüngst indes für Wirbel. Vermutlich berechneten 750 Grundversorger den Anstieg der Umlage falsch. In jedem Fall sorgte die mit der Umlage begründete Preiserhöhung um sieben Prozent zu Jahresbeginn für eine beträchtliche und nicht gerechtfertigte Belastung der Verbraucher, wie das Verbraucherportal Verivox ermittelte: etwa 882 Millionen Euro wurden deutschlandweit zu viel gezahlt. „Ob es sich bei der Fehlprognose um Absicht oder einen Rechenfehler handelt, kann derzeit noch nicht abschließend beurteilt werden“, so Peter Reese, Leiter Energiewirtschaft bei Verivox. „In beiden Fällen ist das Resultat eine unnötige Belastung privater Haushalte.“

5. Unnötige Umwege: Die Müngstener Brücke führt über die Wupper, ist 107 Meter hoch, 465 Meter lang und 112 Jahre alt. Es ist Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke. Als kürzlich die Stabilität der Brücke überprüft werden sollte, unterlief der Deutschen Bahn eine peinliche Panne. Man führte zwar Ausbesserungsarbeiten durch und wies die Sicherheit nach. Aber nur für leere Züge. Das Gewicht der Fahrgäste wurde nicht einberechnet. Den Ärger haben jetzt alle, die sich mit dem Zug zwischen Remscheid und Solingen bewegen wollen. Sie müssen weiter Umwege in Kauf nehmen. Denn die Brücke darf zwar befahren werden – aber nur von leeren Zügen.

6. Risse im Flieger: Hunderte Flugzeuge des Typs Boeing 737 müssen derzeit zur Inspektion. Nachdem vor einigen Monaten eine Maschine wegen eines Lochs im Dach notlanden musste, fiel ein Konstruktionsfehler in den zwischen 1993 und 2000 gebauten Fliegern dieses Typs auf. Es besteht ein erhöhtes Risiko von Rissen in der Außenhaut. Ursache ist laut Actuate eine ingenieurtechnische Fehlleistung. Eigentlich sollte eine neue Fertigungstechnik die Flugzeuge langlebiger machen. Erreicht wurde offenbar das Gegenteil. Als Schwachstelle erweisen sich die Schnittkanten der verwendeten Aluminiumplatten.

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