CIO – Career is over?

7 gute Gründe, einen CIO zu feuern

11.05.2023
Bob Lewis ist Management- und IT-Berater bei einem großen globalen IT-Dienstleistungsunternehmen. Die in dieser Kolumne geäußerten Ideen und Meinungen sind ausschließlich seine eigenen.
Den CIO-Job richtig zu machen und zu behalten, ist schwer. Viele IT-Chefs scheitern an den gleichen Stellen.
Für den CIO gibt es jede Menge Gelegenheiten, einen Rausschmiss zu provozieren. Manchmal reicht schon eine unüberlegte Bemerkung.
Für den CIO gibt es jede Menge Gelegenheiten, einen Rausschmiss zu provozieren. Manchmal reicht schon eine unüberlegte Bemerkung.
Foto: tsyhun - shutterstock.com

CIO, so heißt es in einem alten Witz, steht für "Career is over". In diesem Beruf gibt es viele Möglichkeiten, aus seinem prestigeträchtigen Büro heraus und in die Personalabteilung eskortiert zu werden, um sein Abfindungspaket durchzugehen und von dort aus, nachdem man gegenseitige Nichtverleumdungs- und Wettbewerbsverbotsvereinbarungen sowie einige andere Papiere unterzeichnet hat, ein Leben in erzwungener Freizeit zu führen. Wenn Ihnen ein Leben in Freizeit vorschwebt, unterstützt von Abfindungszahlungen, finden Sie hier sieben große Hebel, um Ihren Arbeitgeber zum jüngsten Eintrag in der Job-History Ihres Linkedin-Profils zu machen.

Hebel 1: Mit dem Vorstand streiten

Als CIO sind Sie für den Bereich verantwortlich, der meist die am schwierigsten zu verstehende Funktion der Organisation ist. Das bedeutet unter anderem, dass Sie die Notwendigkeit erkennen, Budget und Ressourcen in geheime Künste wie die IT-Integrationsarchitektur, das Plattform- und Lifecycle-Management von Applikationen oder die KI-basierende Informationssicherheit zu investieren, um nur drei von vielen Punkten zu nennen.

Weil Menschen, die nicht in die Geheimnisse der IT-Branche eingeweiht sind, diese Aufgaben nur schwer nachvollziehen können, besteht die Gefahr, dass das Top-Management diesen Ausgaben gegenüber misstrauisch ist. Es könnte sie als "Technologie um ihrer selbst willen" abtun oder mit einem anderen Ausdruck der Skepsis belegen. Diese vorschnelle und unbegründete Einschätzung könnte CIOs dazu verleiten, einen Streit zu provozieren. Aber anders als bei inhaltlichen Diskussionen und Gesprächen gibt es bei Streitigkeiten am Ende einen Gewinner und einen Verlierer. Raten Sie mal, welcher von beiden Sie sein werden. Und als streitsüchtig wahrgenommen zu werden, bringt Ihnen auch keine Bonuspunkte ein.

Noch ein Nachtrag: Der CFO ist das Mitglied im Top-Management, mit dem sich der CIO am ehesten streiten kann. Er ist auch derjenige, der für die KarriereKarriere des CIO am gefährlichsten ist. Alles zu Karriere auf CIO.de

Hebel 2: Kunden und Kollegen verwechseln

Die Führungskräfte der Geschäftsbereiche sind nicht Ihre Kunden. Sie sind Ihre Kollegen und Mitstreiter beim Schaffen von Wettbewerbsvorteilen - oder, in schwierigen Zeiten, beim Vermeiden von Wettbewerbsnachteilen. Betonen Sie dies als gemeinsame Ziele in jedem Gespräch, das Sie mit Ihren Führungskollegen führen. Denn wenn sie Ihre Kunden wären, würden sie denken, dass sie immer Recht haben. Mit der Folge, dass Sie sie auf jeden Fall enttäuschen müssen. Daher sorgen Sie als CIO dafür, dass alle, die mit der IT zu tun haben, diese Erfahrung als so angenehm wie möglich empfinden. Wenn die Kollegen nicht zufrieden sind, werden sie nicht mit Ihnen zusammenarbeiten und vielleicht beschließen, dass es besser wäre, wenn jemand anderes die IT leiten würde.

Hebel 3: Vom Kurs abweichen

Projekte sind das Mittel, mit dem Unternehmen das Morgen bewusst anders gestalten wollen als das Gestern. Die IT-Abteilung ist in der Regel an jedem Projekt beteiligt, das mit Informationstechnologie zu tun hat, selbst bei Projekten, deren eigentlicher Schwerpunkt auf geschäftlichen Veränderungen liegt (also eigentlich bei allen). Das heißt, wenn Projekte scheitern, ist der Name der IT-Abteilung - also Ihr Name - wahrscheinlich mitverantwortlich für das Scheitern. Gescheiterte strategische Projekte sind eine gute Möglichkeit für CIOs, Ex-CIOs zu werden.

Hebel 4: IT-Infrastruktur auf Kante nähen

Jedes Mitglied des Top-Managements kauft vermutlich bei Amazon ein. Das bedeutet, dass jedes Mitglied des Top-Managements häufig mit einem Unternehmen zu tun hat, dessen Systeme, soweit sie es beurteilen können, niemals ausfallen. Ihr Führungsteam weiß also, dass eine Systemzuverlässigkeit auf Six-Sigma-Niveau möglich ist. Wenn Ihre Systeme nicht so zuverlässig oder zumindest annähernd so zuverlässig sind, dann wird es kritisch mit der Karriere.

Hebel 5: Am falschen Ende sparen

Es gab eine Zeit, da waren Ausfälle infolge von IT-Security-Problemen lediglich teuer und peinlich. Das ist lange vorbei. Jetzt sind sie lebensbedrohlich - in der Realität, wenn Ihr Unternehmen im Gesundheitswesen tätig ist; und im übertragenen Sinne, wenn nicht. Denn Ransomware-Angriffe können ein Unternehmen in den Ruin treiben. Es ist wahrscheinlich nicht möglich, Ihre Systeme vollständig vor Ransomware-Angriffen zu schützen. Aber eine gute Absicherung mit einer so genannten "High-Recoverability-Architektur" ist etwas, das die IT-Abteilung erreichen kann. Noch wichtiger ist es, ein Ransomware-Reaktionshandbuch zu erstellen und den Worst Case regelmäßig zu trainieren.

  • Wenn Ihr Unternehmen dann angegriffen wird, beweist Ihr Reaktionsplan, dass die IT-Abteilung weiß, was sie tut, und dass sie alles unter Kontrolle hat.

  • Wenn Sie stattdessen panisch reagieren, geraten alle in Panik. Und dann: Da ist die Tür!

Hebel 6: Schlechte Manager schützen

Die Ihnen unterstellten Manager liefern Ergebnisse, für die Sie die Anerkennung oder die Schuld bekommen. Ein Kreislauf durch alle Instanzen: Fast jeder ist ein Mitarbeiter, der seine Ergebnisse an seine Vorgesetzten liefert. Manager auf allen Ebenen sind dafür verantwortlich, die Arbeit so zu organisieren, dass sie richtig erledigt wird; sie sind dafür verantwortlich, die organisatorischen Kontrollmechanismen zu schaffen, die sie brauchen, um sicherzustellen, dass die Arbeit richtig erledigt wird.

Sie sind auch dafür verantwortlich, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das Mitarbeiter dazu ermutigt, im Unternehmen zu bleiben und - was noch besser ist - es ihren Freunden zu empfehlen. Einfach ausgedrückt: CIOs, die ihren Job behalten wollen, schaffen Organisationen, in denen die Menschen gerne arbeiten.

Nur für den Fall, dass der Punkt nicht klar ist: Wir leben in einer Zeit, in der selbst gut gemeinte Phrasen als feindselige und belästigende Äußerungen missverstanden werden können. Und mit der Bitte, sich mal "nicht so zu haben", werden Sie bei der Personalabteilung kaum Sympathie ernten. Sie denken vielleicht, dass der wichtigste Teil von "Mikroaggression" das "m i k r o" ist? Aber in den meisten Unternehmen ist der explizite Wunsch, dass ein beleidigter Mitarbeiter ein dickeres Fell und einen besseren Sinn für Humor haben sollte, eine hervorragende Möglichkeit für einen CIO, auf den Zug Richtung Abfindung aufzuspringen.

Hebel 7: Den eigenen Schützling unterschätzen

Es ist schon eine große Herausforderung, auf schlechte Manager aufzupassen. Gute Manager können eine noch größere Bedrohung darstellen, denn sie wollen wahrscheinlich nicht nur Ihren Job, sondern sind vermutlich sogar dafür qualifiziert.

Und nicht nur das - sie könnten auch in einer guten Position sein, den Posten zu bekommen, denn sie ernten die Lorbeeren für Ihre gemeinsamen Erfolge, während Fehltritte und Schuldzuweisungen in der Regel nur an Ihnen kleben bleiben.

Die eigene Karriere planen

Als CIO müssen Sie noch auf eine weitere Sache achten, und das ist vielleicht die Vielversprechendste: Der Job ist keine Sackgasse, denken Sie an die eigene Beförderung. Zwar wird ein CIO nicht unbedingt der nächste CEO werden, aber eine Stelle als COO wäre durchaus drin. CIOs haben jede Menge Möglichkeiten, sich auf die Leitung der Tagesgeschäfte eines Unternehmens vorzubereiten. Noch besser ist es, einen hochkompetenten Schützling in der Hinterhand zu haben. Dieser kann ein weiteres Argument dafür sein, dass man die richtige Person für die COO-Stelle ist, wenn sie frei wird.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwerstpublikation cio.com

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