Healthcare IT


Interview der Woche

"Ärztliche Sichtweise auf IT oft anders"

14.08.2007
Von Stefan Holler

Unterschiedliche Auffassungen prallen ja auch beim größten IT-Projekt im Gesundheitswesen, der elektronischen Gesundheitskarte, aufeinander. Die Ärzte haben große Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Teilen Sie diese Bedenken?

Die Gesundheitskarte wird kommen. Wann das der Fall sein wird, kann ich im Mo-ment genauso wenig sagen wie andere auch. Die Bedenken hinsichtlich des Daten-schutzes sind teilweise berechtigt: Aber hierfür gibt es ja Gespräche mit den Daten-schützern, ohne deren Einverständnis das Projekt ja nicht umgesetzt werden kann. Dieses Problem wird sich also lösen, es wird allenfalls temporäre Indifferenzen ge-ben. Das Hauptproblem der eGK aus meiner Sicht ist, dass die Spezifikation bzw. Ausgestaltung so wenig konkret ist, dass wir in unserem Haus noch keinen großen Sinn darin sehen, Beschaffungen, Investitionen oder Projektplanungen anzusetzen. Wir sind natürlich in permanenten Kontakten sowohl mit den Industrieunternehmen als auch über das eFa-Projekt des Fraunhofer-Instituts mit Beteiligung der Deutschen Krankenhaus-Gesellschaft. Hier begleiten wir die Entwicklungen in den Testregionen hautnah. Einen konkreten Umsetzungsplan zur Einführung der Karte haben wir nicht terminiert.

Wann glauben Sie ist die Zeit reif für eine konkrete Umsetzung?

Dann, wenn wir die Sicherheit haben, dass unsere Investitionen auch zu einem sinnvollen Nutzen führen. Nehmen wir als Beispiel die anzuschaffenden Kartenlesegeräte. Bis vor kurzem war noch nicht klar, welche Geräte einsetzbar sind oder zertifiziert werden können. Daher macht es für uns keinen Sinn, auf der technischen Ebene Konzepte zu entwerfen, konkrete Mittel einzuplanen und Termine zu fixieren. Dazu ist es noch zu früh. Was wir aber getan haben, ist sich darauf vorzubereiten wie sich künftig medizinische Prozesse durch den Einsatz der Gesundheitskarte verändern werden. An dieser organisatorisch-prozessualen Thematik arbeiten wir.

Ein weiteres interdisziplinäres Projekt, an dem sich auch Vivantes beteiligt, ist die elektronische Fallakte des Fraunhofer Instituts. Wie sieht hier der aktuelle Stand aus?

Vivantes hat im Bereich der Urologie zum Prostata-Karzinom einen Business-Case definiert. Anhand dieser Indikation verfolgen wir den gesamten Behandlungsprozess EDV-gestützt und ermöglichen damit auch eine stärkere Zusammenarbeit zwischen stationärem Sektor und niedergelassenen Ärzten. Die technischen Vorbereitungen sind abgeschlossen, die Fachspezifikation liegt vor. Die Akteure dieses Business Cases sind benannt und informiert. Was noch fehlt, ist die konkrete Umsetzung der Technik durch die IndustrieIndustrie. Top-Firmen der Branche Industrie

Viele IT-Verantwortliche in Kliniken sehen in der RFID großes Potential. Wie schätzen Sie die Chancen ein?

Wir haben derzeit noch keine RFID-Technik im Einsatz. Jedoch sehen wir diese Technologie insbesondere bei Ortung und Lokalisation von Geräten und Personen als wichtig an. Das gilt auch für den Bereich der Mitarbeiterausweise- und -karten. Sollte man sich zu einer Einführung entschließen, würde man die RFID-Technologie mit einsetzen.

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