IT-Tochterfirmen

Akute Absturzgefahr

02.06.2004

Bayer: Halten

Vor allem wegen der zerplatzten Drittmarkthoffnungen scheint das Tochtermodell auf breiter Basis gescheitert. Sich jetzt aus diesem Geschäft wieder zurückzuziehen, seine Strategie zu korrigieren, kommt für viele einem Eingeständnis des Scheiterns gleich. Völlig zu Unrecht, wie Bayer-CIO Andreas Resch meint: "Ich halte die gegenwärtige Welle von Verkaufsoptionen und Gerüchten für ein Resultat aus zwei Beweggründen. Auf der einen Seite wird die Welle der Sale-and-Lease-back-Aktionen fortgesetzt, mit denen sich diverse Firmen schon in der Vergangenheit zugunsten einer Bilanzkürzung und eines Zuflusses von Bargeld von Assets getrennt haben. In diesen Fällen gehe es schlicht um die Verbesserung des Cashflows beziehungsweise den Abbau von Verschuldung. Auf der anderen Seite wollten einige Firmen die Managementleistung nicht mehr erbringen, die für die Professionalisierung dieser Dienstleistungsbereiche benötigt werde.

Für Resch steht am Ende für jeden Konzern die Frage, ob er sich diese Gestaltungsaufgabe noch selbst zumuten will oder dies von einer fremden Firma steuern lässt. Resch: "Die Gefahr dabei ist, dass es sich nicht um das OutsourcingOutsourcing von gut geregelten Prozessen zur weiteren Optimierung handelt, sondern um den Versuch, Probleme zu verkaufen. Eigene Verkaufsabsichten für den Bereich der Business Services seien bei Bayer wieder ad acta gelegt worden. Resch: "Wir gehen den Weg der selbst gemanagten Professionalisierung unserer Dienstleistungen." Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Das Mobilfunkunternehmen Vodafone entschied sich, einige Teilbereiche der IT-Tochter Vodafone Information Systems zu veräußern. So wurden das SAPBeratunggeschäft sowie das Print- und Media-Center mit insgesamt 170 Mitarbeitern verkauft. Außerdem wurden 70 Mitarbeiter in den Konzern zurückgeholt, und weitere 100 Mitarbeiter befinden sich derzeit in einer Beschäftigungsgesellschaft. Der CEO von Information Systems, Joachim Bellinghoven: "Dabei hatten wir so große Pläne: Wir wollten den Laden auf 2000 Mann ausbauen, das führende E-Commerce-Haus in Europa werden."

Vodafone: zum Teil Verkaufen

Der externe Marktanteil, den die Tochter immerhin auf 20 bis 25 Prozent steigern konnte, werde im laufenden Geschäftsjahr wieder auf zehn Prozent zurückgefahren. Dazu Bellinghoven: "Was nützt der beste externe Anteil, wenn die Marge nicht entsprechend ist?" Bei dem dramatischen Preisverfall sei ein Profit einfach nicht zu erzielen gewesen. Man habe sich jetzt wieder auf die Mutter fokussiert, die verbleibenden 500 Mitarbeiter seien wieder zur Ruhe gekommen, die Restrukturierung abgeschlossen. Bellinghoven schaut nach vorn: "Wir planen jetzt wieder optimistisch für die Zukunft."

Wie das Beispiel Vodafone zeigt, taugt der externe Umsatzanteil nur äußerst begrenzt als Erfolgsmaßstab. Daher der berechtigte Zweifel, ob wirklich so viele potenzielle Käufer scharf auf die IT-Töchter sind. "Möglich, dass einige zum Verkauf stehen werden, aber ob sie auch gekauft werden, ist eine andere Frage", sagt Berater Weiß, und: "KonsolidierungKonsolidierung ja, aber das muss nicht immer gleich Verkauf heißen." Ohnehin handele es sich bei den meisten Verkäufen in Wirklichkeit um eine Form des Outsourcings - der Käufer will über die Tochter an die Mutter herankommen. Peter Kreutter von der WHU glaubt, dass ein Verkaufspreis, der den Wert der erwarteten Zuflüsse aus bestehenden Dienstleistungsverträgen (Service-Level-Agreements) wesentlich übersteigt, aus diesem Grund schwer zu erzielen sein wird. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de

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