Strategien


"Beidhändiges" Führungsprinzip

Ambidextrie wird zum Führungsmodell



Dr. Willms Buhse ist Gründer der d-cademy, der Managementberatung doubleYUU und Keynote-Speaker. Er bringt Erfahrung aus über 20 Jahren digitaler Transformation und vier Jahren Silicon Valley in die Führungsetagen deutscher Unternehmen. Buhse lehrte in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) sowie an mehreren deutschen Universitäten. Er ist Autor mehrerer Management-Bestseller.
Ambidextrie heißt ein neues Schlagwort in der Führung digital transformierter Unternehmen. Was steckt hinter dem "beidhändigen" Führungsprinzip und wie können CIOs es für sich nutzen?
Beidhändiges Führen erlaubt CIOs schnell und flexibel zu lenken, ohne dabei auf Stabilität und Verbindlichkeit zu verzichten.
Beidhändiges Führen erlaubt CIOs schnell und flexibel zu lenken, ohne dabei auf Stabilität und Verbindlichkeit zu verzichten.
Foto: DR FOTO - shutterstock.com

Bis in die 1980er Jahre noch wurden Linkshänder zu Rechtshändern umerzogen. Selten gab es damals Schüler, die beidhändig schreiben konnten. Die Fähigkeit, sich flexibel auf neue Umstände einstellen zu können und Fähigkeiten zu vernetzen, war einfach nicht gefordert. Dennoch wurde der Begriff der Ambidextrie für Wirtschaftsorganisationen bereits 1976 erstmals verwendet. Denn auch in den frühen 80er Jahren standen Unternehmen vor dem Problem, ihre Geschäfte ausbauen und sich gleichzeitig weiterentwickeln zu müssen. Heute, im Rahmen der Digitalen Transformation und der enormen Innovationsgeschwindigkeit, erfährt die Ambidextrie eine Renaissance und neue Bedeutung für die FührungFührung von Unternehmen. Alles zu Führung auf CIO.de

Ambi-was?

Wie so oft kommt ein Modell, das im Management Anwendung findet, ursprünglich aus dem medizinischen Kontext. Ambidextrie (lateinisch: ambo - beide; dexter - rechts) heißt wörtlich übersetzt Beidhändigkeit, also die Fähigkeit, beide Hände völlig gleichwertig einzusetzen. Entsprechend bedeutet Ambidextrie für das Management von Unternehmen, bestehende Modelle zu optimieren (Exploitation) und gleichzeitig zu forschen (Exploration). So haben es O'Reilly und Tushman definiert. Nur durch Ambidextrie kann ein Unternehmen langfristig agil und anpassungsfähig sein.

Die Digitale Transformation zwingt Organisationen geradezu täglich, sich mit diesem Dilemma auseinanderzusetzen. Wie gelingt der Spagat zwischen Flexibilität, Entdecken, Neuem und der Verfeinerung von Stabilität und Effizienz? Was bedeutet das für die Führung von Unternehmen? Hier liefert die Ambidextrie ein zeitgemäßes Modell im Rahmen des Digital Leaderships.

Zwischen Top-Down und Interaktivität

Einerseits muss die Führungskraft, sagen wir mit ihrer rechten Hand, eher klassisch Top-Down-Entscheidungen durchsetzen, um die Stabilität und Effizienz des Unternehmens zu sichern und auszubauen. Andererseits hat die linke Hand die Aufgabe, schnelle, vernetzte und selbstorganisierte Einheiten zu motivieren und zu "enablen". Leader ist dabei nur noch derjenige, der Innovationen mit lockerer Hand fließen lässt.

In nahezu allen Organisationen sind beide Welten vorhanden. Nur: wie managt man Stabilität und Effizienz auf der einen Seite sowie Unsicherheit und Innovationen auf der anderen Seite? Um im körperlichen Bild zu bleiben: was tun, damit man nicht in Schieflage kommt, weil die eine Hand zu schwer wird?

Ambidextrie kann als zeitgemäßes Modell des Digital Leadership nur funktionieren, wenn Unternehmen, wenn die Führungskräfte den Kern ihrer Aufgabe, nämlich das Managen mit beiden Händen durchführen, nicht outsourced. Wenn Unternehmen in die Zukunft schauen und sich neben ihren erfolgreichen Kerngeschäften fragen, wie sie intensiv an innovativen Geschäftsfeldern arbeiten, dann agieren sie beidhändig. Wenn sie ihre Mitarbeiter ambidextrisch führen - einerseits mit klaren Vorgaben, andererseits mit flexiblen Motivationsumfeldern - dann weiß die rechte Hand, was die Linke tut.

Die linke Hand beruht darauf, dass Führung agileagile Zusammenarbeit und schnelle Kommunikation ermöglicht. Und die rechte Hand muss entsprechend eingesetzt werden, um das klassische Betätigungsfeld des Unternehmens weiter zu optimieren. Alles zu Agile auf CIO.de

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