Prognose von Forrester

Die 10 wichtigsten IT-Trends bis 2018

01.04.2018 von Christiane Pütter
Um Vernetzung, Kundenorientierung und die wachsende Rolle der IT in der Markenbildung kreisen die Top-Trends bis 2018.
  • Forresters Zehn-Punkte-Prognose beinhaltet Themen rund um Kundenorientierung, Vernetztheit und interne Re-Organisation
  • Entscheider rücken immer mehr den Kunden in den Mittelpunkt. Dafür investieren sie in Analytics
  • Der CIO muss eine IT der zwei Geschwindigkeiten (Two Speed) organisieren
Forresters grafische Darstellung der zehn Technologie-Trends bis 2018 soll CIOs Orientierung bieten.
Foto: Forrester

Der US-Marktforscher Forrester legt sein Papier "The top technology trends till 2018 to watch" vor. Eine grafische Darstellung derselben ordnet Forrester in drei Phasen an: Heraufziehend (Dawning), Bewusstsein (Awareness) und Akzeptanz (Acceptance). Für jeden Trend gibt Forrester außerdem eine Einschätzung über dessen Geschwindigkeit ab, die von "sich langsam entwickelnd" über "foranschreitend" bis "beschleunigend" reicht.

Die zehn Trends im Einzelnen

1. Konnektivität: Nach in der Morgendämmerung des Internet der Dinge sieht Forrester die smarten, vernetzten Produkte, die den Unternehmen neue Kundendaten liefern und Kunden binden sollen. Dieser Trend entwickelt sich erst langsam, so die Einschätzung der Analysten. Vorreiter wie John Deere, Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen, zeigen, dass es nicht nur um Lifestyle-Produkte geht.

2. Datenanalyse-Software: Insbesondere das Sammeln von immer mehr Kundendaten, wobei das Kürzel CX für Customer Experience steht, bringt Unternehmen an ihre Grenzen. Diese Daten spielen aber eine immer wichtigere Grundlage für Entscheidungen. Forrester geht davon aus, dass Insel-Lösungen Platz machen werden für "Systems of Insight". Ziel wird sein, Insight-to-Execution-Prozesse zu etablieren.

3. APIs: Die Relevanz von Programmierschnittstellen (Application Programming Interface) für das Neu-Konfigurieren ganzer Geschäftsmodelle ist erkannt. Als Beispielhaft nennt Forrester die dänische Saxo Bank, die ihre Trading-Plattform von der Kunden-Schnittstelle abgekoppelt hat. Dadurch kann das Geldinstitut technologische Neuerungen auf der Handels-Plattform umsetzen, ohne dass der Kunde davon etwas merkt.

4. CX: Für Customer Experience (CX) muss kein Bewusstsein mehr geschaffen werden, Entscheider rücken das Thema bereits in ihren Fokus. Entsprechend hoch sind die Investitionen in Mobile IT, Social und Analytics. Allerdings folgt der Software-Einsatz bisher keinem End-to-end-Prinzip. Das werden Unternehmen jetzt angehen.

5. Sicherheit und Risiko: Dass Digitalisierung mit neuen Anforderungen an Security and Risk verbunden ist, braucht niemandem mehr erklärt zu werden. Das neue Schlagwort Zero Trust wird die Richtung vorgeben, ist Forrester überzeugt. Zero Trust umschreibt den Ansatz "Never trust, always verify" und bezieht sich damit nicht nur auf die technische Seite von Sicherheit, sondern auch auf das Verhalten der Anwender.

6. Hypervernetzte Kunden: Glaubt man Forrester, wissen immer mehr Verbraucher ganz genau, zu welcher Zeit und über welchen Online-Shop Produkte am billigsten zu haben sind. Für Unternehmen heißt das: Sie müssen Kundenwünsche und -gewohnheiten sowie ihre Wahrnehmung immer präziser einschätzen können, zum Beispiel indem sie Kundenhistorien exakt analysieren. Der Begriff Customer Journey umreißt das.

7. Technologischer Reifegrad: Forrester spricht von der dualen Agenda des Tech-Managements, andere Analysten nennen es die IT der zwei Geschwindigkeiten. Konkret: Unternehmen müssen sich auf neue Technologien rund um den Endkunden konzentrieren und arbeiten dafür mit Cloud Computing und schnellen Kunden-Plattformen. Gleichzeitig dürfen sie die traditionelle IT und deren Ziele in Sachen Effizienz nicht vernachlässigen.

IT-Skills für die Digitalisierung
8 neue Mitarbeiter-Rollen
Laut Forrester brauchen IT-Abteilungen Beratungsfähigkeiten und übergreifende Zusammenarbeit. Das erfordert politisches Fingerspitzengefühl und Methodenkompetenz.
1. Beziehungsmanager
Die IT stellt Partnerschaft und Austausch zwischen Informationstechnologie und Business sicher. Sie übersetzt zwischen den beiden Seiten und bildet die Unternehmensziele technologisch ab. Im Zeitalter des Kunden bedeutet das vor allem mehr Beschäftigung mit Daten über die Verbraucher.
2. Architekt
In der Rolle des Architekten geht es konkret um das Entwickeln von Standards für Daten, Anwendungen und mobile Endgeräte. Das beinhaltet die Beobachtung der Konkurrenz und das Aufdecken neuer Kundengruppen.
3. Projekt- und Programm-Manager
Immer mehr Projekte starten von vornherein als abteilungsübergreifende Vorhaben. Hier ist nicht selten politisches Gespür gefragt.
6. Daten-Experte
Daten sind über das ganze Unternehmen verstreut. Der Daten-Experte wahrt dennoch die Kontrolle und erklärt jeder einzelnen Anwender-Gruppe, was sie mit welchen Daten tun darf und was nicht. Das beinhaltet Expertise in Daten-Tools, Methoden, dem Status jeder einzelnen Datenquelle und Einblick in die Geschäftsprozesse.
7. Geschäftsprozess-Designer
Unternehmen kaufen Anwendungen und setzen sie an allen Standorten ein. Geschäftsprozess-Designer sorgen für die Balance zwischen der Anpassung der Systeme und der Anpassung der Prozesse.
8. Sicherheitsexperte
Sicherheit ist nicht nur ein Thema von Regeln und Überwachung, sondern auch von Soft Skills. Security-Experten verdeutlichen der Belegschaft, warum sie nicht an der IT vorbeiarbeiten dürfen.
4. Vendor Manager
Der Vendor Manager entwickelt sich zunehmend zum Berater. Fachabteilungen interessieren sich üblicherweise nur für Funktionalitäten und kaum für Sicherheit. Der Vendor Manager schon.
5. Experte für Nutzer-Erfahrung
Die IT muss durch die Brille des Endverbrauchers beziehungsweise Unternehmenskunden sehen können. Das erfordert enge Zusammenarbeit mit den Kollegen im direkten Kundenkontakt.

8. Infrastruktur: All die genannten Anforderungen an die IT berühren das Thema Infrastruktur. CIOs müssen modernisieren, so Forrester. Modernisieren beinhaltet oft den Schritt zur Cloud- und Software-definierten Infrastruktur (SDI). Das bezieht sich auf Netzwerk, Server und Storage. Forrester ruft bereits eine "Infrastructure-as-code"-Bewegung aus. Bewusstsein muss dafür nicht mehr geschaffen werden. Der Trend ist akzeptiert.

9. Software und Markenbildung: Mit dem neunten Trend betonen die Analysten das Zusammenspiel von Software-Unterstützung und Marke. In jeder Branche können sich Unternehmen gegenüber den jüngeren Konsumenten, den Digital Natives, positionieren, indem sie Konnektivität nutzen und ihre Produkte und Services digital verbessern. "Everything must be smart", so Forrester.

10. BYOD: Dass Mitarbeiter die eigenen Geräte mitbringen, ist unter dem Kürzel BYOD (Bring your own Device) mittlerweile akzeptiert, erklärt Forrester. Im kommenden Jahr wird es darum gehen, die Geräte zu integrieren, die Nutzung genauer zu organisieren und dafür zu sorgen, dass die versprochenen Vorteile in Sachen mehr Zusammenarbeit und Produktivität sichtbar werden.

Die Fachleute der Stunde sind für Forrester Enterprise Architecture-Spezialisten. Sie gehören bei der Ausarbeitung einer Business Technologie-Agenda mit an den Tisch. Insgesamt ändert sich der Blick auf IT-Investitionen: so weit wie möglich sind Insel-Lösungen zu vermeiden und von vornherein End-to-End-Prozesse zu unterstützen, schreiben die Analysten.