Enterprise Application Integration

Anbieter richten sich neu aus

04.04.2005
Von Jan Schulze

Schwieriger Marktzugang für Microsoft

Eine Schwierigkeit sieht Bitterer beim Softwarekonzern Microsoft. Mit der neuen Version des "Biztalk"-Servers haben die Redmonder zwar eine technisch überzeugende Integrationsplattform mit respektablen Kundenreferenzen am Markt. Allerdings fehle Microsoft oft der Zugang zu den Chefetagen der großen Konzerne, die Gates-Company sei hier oft auf Partner angewiesen, die die Türen öffnen. Ein weiteres Plus bei IBM ist für Bitterer, dass IBM im Gegensatz zu Microsoft alle notwendigen Dienstleistungen aus einer Hand erbringen kann. Denn in einem Integrationsprojekt entfalle der größte Teil der Investitionen auf die Services.

Bitterer sagt dem Integrationsgeschäft eine gute Zukunft voraus. Viele Firmen hätten sich noch nicht mit der Prozessintegration befasst, Prozesslücken und separate Datensilos seien vielerorts noch anzutreffen: "Die Anwenderprobleme und der Markt für Integrationsplattformen sind da. Doch in der ersten EAI-Welle sei viel Geld in ProjekteProjekte mit zweifelhaftem Erfolg versenkt worden, der frühere Ansatz war aus seiner Sicht zu technisch. Die Ernüchterung bei vielen Early Adopters hemmt noch immer die Investitionsbereitschaft. Alles zu Projekte auf CIO.de

Auch Wolfgang Martin, Inhaber der Unternehmensberatung Wolfgang Martin Team, sieht die kleineren Integrationsanbieter künftig in Nischenmärkten: "Die vier Großen werden dominieren. Die kleineren Firmen wie Bea oder Webmethods haben weder die Marktdurchdringung noch die Macht, um dagegenzuhalten." Tibco habe sich beispielsweise als hoch innovativer Anbieter mit technischem Vorsprung platzieren können und sei bei Anwendern, die nach der neuesten Technologie Ausschau halten, gut positioniert.

Schlechtes Marketing der Anbieter

Auch das israelische Unternehmen Magic mit seiner "I-Bolt"-Plattform habe sich einen zukunftsträchtigen Markt gesichert: Magic hat vor kurzem in den USA ein Abkommen mit SAP geschlossen und liefert die Integrationsplattform für "SAP Business One", die Mittelstandslösung der Walldorfer. "Netweaver ist hier viel zu groß. Ich erwarte, dass Magic und SAP diese Vereinbarung auch auf Europa ausweiten", so Martin.

Eine große Herausforderung für viele Hersteller, die sich in diesem Bereich etablieren wollen, ist laut Martin das Marketing. Hier vergibt der Berater teilweise schlechte Noten: "Computer Associates zum Beispiel hat Anfang März die erste ernsthafte Presseinformation zu seiner Integrationsplattform Cleverpath Aion im deutschsprachigen Raum herausgegeben." Und auch Oracle vermarktet sein im vergangenen Jahr gekauftes Produkt Collaxa bisher schlecht, obwohl es sich um gute und ausgereifte Software handelt. Um sich gegen die Marktmacht von SAP speziell im deutschsprachigen Raum zu behaupten, müsse aber ein entsprechendes Marketingbudget eingesetzt werden: "Oracles Wahrnehmung als Applikationsanbieter wird besser, nicht zuletzt durch die Peoplesoft-Übernahme. Hier besteht aber noch immer Nachholbedarf."

Auf die kleineren Integrationsspezialisten kommen schwierige Zeiten zu, so das einhellige Urteil der Marktbeobacher. Obwohl die großen Anwendungs- und Infrastrukturanbieter noch nachbessern müssen, setzt sich der allgemeine Trend auch hier fort: Anwender wollen möglichst große, wirtschaftlich starke Partner, die über ein breites Portfolio und Expertise in allen wichtigen Teilen der Unternehmens-IT verfügen. 

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