ERP-Trends

Anwender wollen ERP-Bremse lösen

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Anwender stecken in der Komplexitätsfalle

Frank Schönthaler, strategischer Beirat der Deutschen Oracle Anwendergruppe (Doag)
Frank Schönthaler, strategischer Beirat der Deutschen Oracle Anwendergruppe (Doag)

Frank Schönthaler, strategischer Beirat der Deutschen Oracle Anwendergruppe (Doag), zu den aktuellen Entwicklungen im ERP-Markt:

Anforderungen an ein modernes ERP-System:
Aus Sicht der Anwender steht weiterhin die Usability an vorderster Stelle, wobei neben der möglichst weitgehenden Abdeckung der fachlichen Anforderungen die Präsentation der Funktionalität mit Einbindung in moderne Web 2.0-Oberflächen (Stichwort: Enterprise 2.0) zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das Management konzentriert sich auf die Themen Wirtschaftlichkeit und Investitionssicherheit; Letztere sowohl in puncto Bestandssicherheit des Herstellers als auch Zukunftsfähigkeit der Systemarchitektur.

Position der Softwareanbieter:
Hersteller wie Oracle genügen im Hinblick auf die Investitionssicherheit zweifellos höchsten Ansprüchen. Und auch bezüglich der Wirtschaftlichkeit werden mit unterschiedlichen Betriebsmodellen wie On Premise, SaaSSaaS, ERPERP on Demand, einer vollständigen Infrastruktur- und Applikationsplattform und flexiblen Preismodellen die richtigen Wege beschritten. Zudem deckt Oracle - als Ergebnis der Zukäufe in den vergangenen Jahren - heute auch funktionale Bereiche ab, in denen große ERP-Systeme in der Vergangenheit nicht anzutreffen waren, zum Beispiel Transport-Management in der Logistikbranche oder Vertrags-Management für Versicherer. Allerdings leidet die Usability nicht selten unter der Funktionsvielfalt, und viele Anwender sehen sich in der Komplexitätsfalle. Dass Oracle Fusion Applications Wege aus dieser Komplexitätsfalle weist, wird der Hersteller in den nächsten Monaten unter Beweis stellen müssen. Alles zu ERP auf CIO.de Alles zu SaaS auf CIO.de

Agilität und Flexibilität aktueller ERP-Systeme:
Aktuelle ERP-Systeme sind zumeist mit leistungsfähigen Softwarewerkzeugen ausgestattet, die kundenspezifische Entwicklungen ermöglichen sowie die Integration mit Fremdsystemen. Angesichts der sich dramatisch verkürzenden Lebenszyklen von Geschäftsprozesse, StrategienStrategien, ja Geschäftsmodellen, sind die aktuellen ERP-Systeme jedoch nicht flexibel genug. Die meisten ERP-Hersteller versuchen diese Anpassungsfähigkeit in Service-orientierten Architekturen (SOA) zu erreichen. Oracle hat hier mit der Oracle Application Integration Architecture (AIA) bereits große Anstrengungen unternommen. In den neuen Oracle Fusion Applications wird Oracle aber nachweisen müssen, dass es gelingt, Anpassungsfähigkeit durch nahtlos integrierte Geschäftsprozesse, kontextsensitive Web 2.0-Oberflächen und eine bedarfsgerechte Einbindung von Business-Intelligence-Funktionalität in die Transaktionsverarbeitung zu erreichen. Alles zu Strategien auf CIO.de

IT-Verständnis auf Seiten des Managements:
Aus Sicht der Doag lässt sich eine abnehmende Bereitschaft des Managements beobachten, sich mit IT-Architektur- und -Betriebsthemen auseinanderzusetzen. Insofern werden im Zusammenhang mit IT stets Kostenüberlegungen in den Vordergrund gestellt. Geschäftschancen, die sich aus neuen IT-Systemen ergeben könnten, werden deshalb nicht selten übersehen und Usability-Verbesserungspotenziale vernachlässigt.

Die Komplexität von Business und IT:
Der von vielen ERP-Herstellern beschrittene Weg, den steigenden Anforderungen im Business mit zunehmend komplexeren IT-Systemen zu begegnen, wird unweigerlich in einer Komplexitätsfalle enden. Schon heute sind ERP-Einführungsprojekte nur schwer zu beherrschen. Und die Komplexität wird weiter zunehmen. Auch agile Einführungs- und Entwicklungsmethoden werden für ERP nicht weiterhelfen. Helfen können eine sauber definierte Lösungsarchitektur aus Geschäftsprozessen, Business Rules und Geschäftsobjekten (Master Data), die in einer Service-orientierten Architektur in Form von Web Services implementiert werden.

Neue Modelle wie SaaS oder ERP-on-Demand:
SaaS oder ERP on Demand leisten zweifellos einen Beitrag zur Beherrschung der Komplexität. Sie verlagern IT-Komplexität auf einen externen Serviceanbieter, wobei diese Aussage nur gilt, wenn nicht durch die Verlagerung im Gegenzug der Integrationsaufwand ansteigt. Und die Erfahrung lehrt, dass die Bereitschaft des Business, sich auf standardisierte Geschäftsprozesse und Funktionen einzulassen, mit SaaS steigt. Generell bildet also auch bei SaaS beziehungsweise ERP on Demand eine sauber definierte Lösungsarchitektur den Ausgangspunkt des Implementierungsprojekts und eine belastbare Entscheidungsgrundlage für die zu wählende IT-Architektur und das darauf aufbauende Betriebskonzept. (Computerwoche)

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