Ex-Apple-Designer Esslinger

Apple fehlen die Innovationen



Simon Lohmann ist Freier Autor bei macwelt.de.
Der 71-jährige Designer Hartmut Esslinger entwickelte zusammen mit Steve Jobs den Apple IIc. Im Interview erklärt er, warum Apple nach dem Tod von Steve Jobs das Gespür für gutes Design verloren habe.
Designer Hartmut Esslinger kritisiert die aktuelle Entwicklung bei Apple.
Designer Hartmut Esslinger kritisiert die aktuelle Entwicklung bei Apple.
Foto: Hartmut Esslinger

"Designer verbinden Technologie und Business mit Symbolik und Geschichte. [...] Design fängt also immer mit der Beobachtung von Menschen an. Was fehlt ihnen? Was könnten sie toll finden? Leider ist Design heute oftmals das Resultat von Machtgedanken." Damals waren es noch die früheren Apple-Produkte oder der Walkman von Sony in den 80er Jahren, die den Designer Hartmut Esslinger wirklich faszinieren konnten. In einem Interview mit t3n verrät er, dass ihn die meisten der heutigen Designkonzepte vieler Produkte stören. Laut Esslinger erscheint heute auf dem Markt keine Software mehr, welche wirklich elegant durchgearbeitet sei. Stattdessen bezeichnet er die meisten Ideen als "ästhetische Prototypen".

"Zu Anfangszeiten unter Steve Jobs war iOS noch richtig cool und innovativ. Inzwischen ist es aber nicht mehr als eines dieser "Schönmacherprodukte". [...] Auf dem Display sieht das ja alles toll und super ästhetisch aus, aber der wirklich innovative und kulturelle Teil von Design, das heißt, etwas neues, Besseres und Einfacheres zu schaffen, der fehlt". Auf die Frage, ob AppleApple das Gespür für gutes Design verloren habe, antwortet Esslinger: "Wenn man sieht, wie es sich seit dem Tod von Steve entwickelt, dann ja." Alles zu Apple auf CIO.de

Schuld an dieser Entwicklung seien unter anderem die neuen, digitalen Werkzeuge, die bei der Designplanung von Soft- und Hardware eingesetzt werden. Das besondere, was Apple früher für Esslinger ausmachte, sei zum Großteil dem Talent und den Visionen von Steve Jobs zuzuschreiben. "Steve war in der Lage, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen.

Er hat die Philosophie von Einfach und Genial gelebt. Keep it simple. Das war er." Dagegen seien heute die meisten am Computer entwickelten Produkte nicht lohnend. "Das sind alles nur Werkzeuge, die vieles schneller, aber nicht besser machen. Im Gegenteil: Wer sie nicht richtig benutzt, macht sogar alles schlechter. 90 Prozent aller Designer kopieren nur noch."

Demnach habe auch Walter Isaacson, der einst von Steve Jobs für seine eigene Biographie engagiert wurde, bei dessen Biographie größtenteils nur abgeschrieben. "Die Biographie von Steve ist kompletter Bullshit. Abgesehen von ein oder zwei Kapiteln, wo Walter Isaacson selbst mit Steve durch Sunnyvale fährt, ist alles nur abgeschrieben." Die Tatsachen viel zu ungenau recherchiert, teilweise sogar verdreht worden, sodass Steve Wozniak als "total lächerlich" und "oft als Trottel" abgelichtet wurde, während Steve Jobs als "Evil Guy" in Erinnerung blieb. Zur letzten Herbst erschienenen Biographie "Becoming Steve Jobs", in der der Apple-Gründer in einem etwas sanfteren Licht steht, äußerte Essliinger sich nicht.

Esslinger erinnert sich an einen Steve Jobs, der für all seine Handlungen einen Grund hatte, auch wenn er dabei manchmal einige Grenzen überschritt. "Natürlich war Steve ehrgeizig, aber er hat auch gelernt wie ein Wahnsinniger. [...] Steve war ein netter und unheimlich motivierter Kerl mit dem Ziel, etwas Gutes zu tun. Wenn jemand rumgelabert hat, hat er das nicht akzeptiert. Ganz einfach. [...] Wenn Steve einen Mitarbeiter verbal angegangen ist, dann hatte er immer einen Grund dazu. Warum soll ich jemanden gut behandeln, wenn er Mist baut?"

Die großen Innovationen, die Esslinger von Apple von früher her kannte, liegen demnach schon lange zurück. Auch der letzte große Versuch, mit der Apple Watch einen Durchbruch zu starten, konnte Esslinger nicht überzeugen. "Smartwatches sind nicht mehr als ein modisches Accessoire. Darauf eine Software aufzuspielen und sie zu bedienen halte ich nicht für sehr funktional. Am besten schlägt sich da im Augenblick noch die Smartwatch von Samsung, mit dem Drehring ist sie zumindest etwas besser zu bedienen. Aber es ist kein Durchbruch."

Der nächste große Durchbruch könnte laut Esslinger im Bereich der Smart Glasses liegen. Auch wenn das Konzept der berüchtigten Google Glass nicht aufging, ist Esslinger davon überzeugt, "dass ein Gerät, das den menschlichen Körper annähernd koordinieren kann, die Zukunft ist."

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