Zu wenig IT-Wissen und Feedback

Arbeitgeber verstehen ihre Entwickler nicht

Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
In Europa fehlen Programmierer an allen Ecken und Enden. Wie die EU-Kommission herausfand, trifft dies besonders auf die Region Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH) zu. Umso wichtiger ist es, die Entwickler richtig anzusprechen.

In Deutschland gibt es bei jeder zweiten BesetzungBesetzung von offenen Entwicklerpositionen Probleme. Hierzulande sollen etwa 50.000, in Österreich rund 5.000 IT-Profis fehlen - der Großteil davon Developer. In der gesamten EU könnten laut EU-Kommission bis 2020 sogar eine Million zusätzliche IT-Fachleute beschäftigt werden. Und der aktuelle Wirtschaftsaufschwung verschärft die Nachfrage nach IT-Spezialisten noch einmal. Alles zu Recruiting auf CIO.de

Gewinnen werden im Rennen um die besten IT-Talente jene Unternehmen, die Programmierer europaweit erreichen und professionell ansprechen.
Gewinnen werden im Rennen um die besten IT-Talente jene Unternehmen, die Programmierer europaweit erreichen und professionell ansprechen.
Foto: Iurii Stepanov - shutterstock.com

Öffentliche und private Ausbildungsinitiativen - etwa das private Code Institute für das Berufsbild Softwareentwickler - gibt es zu wenige. Der Schlüssel für Arbeitgeber lautet: vorhandene Ressourcen besser auszuschöpfen. Das ist die Kernaussage einer repräsentativen Studie, die Mindtake Research im Auftrag der europäischen Programmiererplattform WeAreDevelopers unter 444 Entwicklern aus der DACH-Region und dem CEE-Raum (Osteuropa und Balkan) erhoben hat.

Überraschendes Ergebnis dabei: Nur sechs Prozent der Programmierer suchen aktiv einen neuen Arbeitgeber. Aber: Fast jeder zweite Entwickler (41 Prozent) wäre für einen neuen Job offen. Bemerkenswert ist auch folgendes Ergebnis: 84 Prozent dieser Programmierer wären zu einem Jobwechsel ins Ausland bereit. Beliebteste Ziele sind Deutschland, Schweden und Großbritannien.

Personalern fehlt das IT-Basiswissen

Die Umfrage zeigt: Gewinnen werden im Rennen um die besten IT-Talente jene Unternehmen, die Programmierer europaweit erreichen und professionell ansprechen. Tatsächlich ist der größte Kritikpunkt der europäischen Programmierer-Community, so zeigt eine weitere aktuelle Umfrage von WeAre­Developers (507 Befragte), das fehlende Sachverständnis der einstellenden Personen - vor allem der Persona­ler.

Neun von zehn Entwicklern beklagen sich darüber, dass die Personalabteilungen wenig bis gar nichts über das Programmieren wissen. "Developer setzen IT-Kenntnisse für eine vernünftige und sinnvolle Kommunikation auf Augenhöhe voraus", so die Studie. Der zweitgrößte Kritikpunkt hängt eng mit dem ersten zusammen: 85 Prozent der Befragten bemängeln, dass die Arbeitgeberseite meistens nicht auf Anhieb Fragen zur konkreten Position und dem Tätigkeitsfeld beantworten kann.

Ebenfalls 85 Prozent der Entwickler kritisieren ein "unpassendes Arbeitsumfeld". Sie wollen sich beispielsweise nicht in eine Kleiderordnung zwängen lassen, außerdem wünschen sie sich flexible Arbeitszeiten inklusive Home Office. Kontroll- und Reporting-Zwänge halten sie für überholt - und ärgern sich darüber.

Mangelhaftes Feedback der Arbeitgeber

Kritisiert wird auch, dass potenzielle Arbeitgeber oft zu wenig über das Team sagen können, in dem ein einzustellender Entwickler arbeiten soll. Offensichtliche Fehler in der Jobbeschreibung sind ein weiterer Fauxpas: Stellt sich beim Erstkontakt heraus, dass die beschrie­bene Position nichts mit dem tatsächlichen Job zu tun hat, ist der Programmierer sauer.

Dieser Punkt ist für drei von vier Entwicklern ein K.o.-Kriterium, ähnlich wie der Versuch, Newcomer von veralteten Technologien und Programmiersprachen zu überzeugen, nur weil diese noch im Einsatz sind. Zudem wird von der Hälfte der Studienteilnehmer ein mangelndes Feedback im Einstellungsverfahren beklagt sowie ein "wahres Bombardement" an Jobanfra­gen - und das oft auch dann, wenn die gewünsch­ten Fähigkeiten beim Kandidaten offensichtlich nicht vorhanden sind.

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