Karriere 45 plus

Auf der Langstrecke

12.11.2007
Von Klaus Werle

Solche Wechsel über Fachgrenzen hinweg, zusammen mit der gewachsenen Bedeutung informellen Wissens, spiegeln die dramatische Veränderung der Führungskräftejobs vom Fachmann zum General Manager. Die Folge: Führungs- und Sozialkompetenz werden immer wichtiger. Eine Entwicklung, die älteren Managern in die Hände spielt: Ihre Erfahrung wird plötzlich wieder mehr geschätzt.

Noch vor einigen Jahren gab es in vielen Firmen keine Entwicklungsgespräche mehr für Manager über 55 - die waren ja eh bald weg. Doch das Image der Silberrücken hat sich gewandelt. "Früher hieß es: bloß keinen über 45", sagt Personalberater Eberhard von Rundstedt, "seit zwei, drei Jahren dürfen Kandidaten auch gern über 50 sein".

Unternehmen im Wandel

Auch von den in der Studie Befragten erwarten fast 90 Prozent, dass ihr Wissen künftig länger gefragt sein wird - und fast 70 Prozent glauben, dass sie infolge des demografischen Wandels länger als Führungskräfte benötigt werden. Mehr als drei Viertel denken, dass "der Jugendwahn abnehmen wird".

Die Hoffnung ist berechtigt. Studien zeigen, dass ältere Angestellte loyaler als jüngere sind, zudem nicht häufiger krank oder weniger motiviert. Entgegen dem gängigen Vorurteil konnte auch kein eindeutiger Zusammenhang von Alter und Produktivität belegt werden. "Schon ab Mitte 20 nimmt zwar die 'mechanische Intelligenz' ab, also etwa Schnelligkeit und Arbeitsgedächtnis", sagt Ursula Staudinger, Psychologin und Verhaltensforscherin an der Bremer Jacobs University, "die 'pragmatische Intelligenz' aber, also Erfahrung, Sprache, Kulturtechniken, nimmt weiter zu und kompensiert in vertrauten Bereichen die abnehmende Mechanik."

Jung-Manager mögen fixer, kreativer und risikofreudiger sein; ältere dafür gelassener, sie denken in größeren Zusammenhängen, können Folgen besser abschätzen und wissen, welche Untiefen auf sozialer Ebene in den verschlungenen Konzernstrukturen lauern. "Ideal ist also eine Kombination", sagt Berater von Rundstedt, "der Junge hat die Idee, der Alte weiß, was die Kunden wollen."

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