Karriere 45 plus

Auf der Langstrecke

12.11.2007
Von Klaus Werle

Das Netzwerk "Erfahrung Deutschland", die größte Stellenbörse für pensionierte Manager, spricht von 500.000 hoch qualifizierten Führungskräften im Ruhestand und beziffert deren Wissenspotenzial auf "mehr als eine Billion Euro". Zunehmend möchten Firmen auf die erfahrenen Kämpen nicht mehr verzichten und binden ausgeschiedene Manager als Berater ein. So praktiziert etwa die Bosch Management Support GmbH seit Jahren eine gelungene "Mischung aus jungen Wilden und grauen Panthern"; Lufthansa und andere Konzerne haben ähnliche Modelle.

Beispiel Metro

Beim Handelsriesen Metro achtet man schon seit Jahren auf eine ausgewogenere Altersstruktur; 45 Prozent aller Führungskräfte sind hier über 45. "Wir brauchen ältere Manager, denn unsere Mitarbeiterstruktur soll auch ein Abbild unserer Kundenstruktur sein", sagt Personalchef Jürgen Pfister.

Wer ausscheidet, steht der Firma meist weiter mit Rat und Tat zur Seite. So wie Wilhelm Demmer (61), frisch pensioniert nach 44 Jahren im Konzern. Seinen Nachfolger, einen jungen Juristen, hat er ein Jahr lang eingearbeitet; mindestens einmal pro Woche überlässt der akkurate Herr in weißem Hemd und grauer Hose die Rosen in seinem Garten sich selbst und besucht seine Abteilung.

Derzeit kümmert er sich um die Vorbereitung der Wahl des Arbeitnehmervertreters in den Aufsichtsrat, eine komplizierte Sache mit 1.500 Delegierten, engen Fristen und jeder Menge Formalien. "Sich in einem großen Konzern zurechtzufinden fällt Jüngeren oft schwer. Aber ich kenne den Laden in- und auswendig."

Demmer hat als Azubi angefangen, zuletzt war er Abteilungsleiter im Personalwesen, nutzte als einer der Ersten das Internet und führte ein Personal-Managementsystem ein, von dem Metro heute noch zehrt. "Es hat lange gedauert, bis ich überhaupt begriffen habe, dass ich offiziell zu den 'Älteren' zähle."

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