Business Intelligence

Aufruhr in der Info-Destille

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Nach der Gartner-Untersuchung sehen die CIOs in dem strategischen BI-Einsatz, kombiniert mit dem Fokus auf Business-Prozess-Optimierung, den entscheidenden Beitrag der IT zum Unternehmenswachstum in den kommenden Jahren. "Wenn man Unternehmen fragt, welche Ziele sie mit Business Intelligence erreichen wollen, dann ist die häufigste Antwort: bessere Entscheidungen treffen", sagt Frank Buytendijk, Analyst bei Gartner. Allerdings merkt er kritisch an: "Die meisten Unternehmen treffen keine besseren Entscheidungen als vor fünf Jahren. Einsparungen und Compliance-Anforderungen haben zwar BI in den Fokus gerückt - die wenigsten Unternehmen setzen es aber strategisch ein."

Kein Anbieter über 25 Prozent Marktanteil

Bisher ist der Markt zersplittert in viele kleine und mehrere mittelgroße bis große Softwareanbieter. Es gibt keinen Marktführer mit einem Umsatzanteil von mehr als 25 Prozent. Viele Anbieter sind auf einzelne Teilkomponenten von Business-Intelligence-Systemen beschränkt. Die Kunden hingegen neigen zu Lösungen aus einer Hand und ziehen die großen Softwareanbieter vor: "Das ist aber nicht immer der beste Weg - es gibt gut funktionierende Schnittstellen im BI-Bereich, sodass auch ein Best-of-Breed-Ansatz durchaus die beste Variante sein kann", sagt Barc-Experte Keller. Die Grundregel lautet: Funktionsvielfalt und Funktionstiefe der BI-Anbieter sind meist ausgefeilter als die der Generalisten - dafür ist der Integrationsaufwand in der Regel höher. "Best-of-Breed, also die Kombination verschiedener, gut geeigneter Softwarekomponenten zum Aufbau eines Systems, muss im Vergleich zum Komplettangebot eines Herstellers ausführlicher begründet werden. Die Kunden nehmen teilweise sogar Defizite der Komplettlösungen in Kauf, um eine Ein-Anbieter-Strategie umzusetzen", hat Business-Intelligence-Berater Keller beobachtet.

Obwohl von der IT-Strategie her verständlich, ist das selten die beste Lösung - weder von der Funktionstiefe noch von den Kosten her, sagt Pendse. Zwar sei die Produktauswahl langwierig und teuer und deswegen die Versuchung groß, über das aktuelle Projekt hinaus auch gleich die Basis für einen künftigen Standard zu legen. "Aber das funktioniert fast nie und kann gefährliche Auswirkungen haben", sagt der BI-Experte. Denn obwohl sich die Produkte an der Oberfläche stark ähneln, basieren sie oft auf unterschiedlichen Architekturen. "Kein Produkt kann alles - die meisten haben einen begrenzten Funktionsumfang."

So könnten einige besonders gut mit sehr großen Datenmengen umgehen, seien aber für kleine Datenbanken komplett ungeeignet. Hier zeigten sie sich langsamer, schwerfälliger und ärmer an Funktionen als schlankere Produkte, die speziell für kleinere Anwendungen konzipiert sind. Andere seien sehr gut geeignet für eine große Zahl gleichzeitiger User, aber nicht ideal für kleinere Benutzergruppen. Wieder andere eigneten sich gut für Speicherung und Update von Multi-User-Daten für Planungssysteme, hätten aber Schwächen, wenn es ums ReportingReporting geht. Alles zu Reporting auf CIO.de

Anwender nutzen meist Standardberichte

Hinzu komme, dass nicht alle Benutzer dieselben Ansprüche und Bedürfnisse haben. Die meisten Anwender nutzen kaum mehr als vordefinierte Berichte, möglicherweise mit wenigen Zusatzinformationen und Links. Andere nutzen vordefinierte Berichte als Ausgangspunkt, modifizieren sie regelmäßig und machen eventuell eigene Daten-Auswertungen, die sie mit Kollegen teilen. Einige Power-User schließlich entwickeln eigene Modelle und benutzen fortgeschrittene statistische Methoden - sie kommen mit einem einfachen Browser-Interface nicht aus. Daneben gibt es noch die große Gruppe der passiver Anwender, die nur gelegentlich Berichte oder Nachrichten erhalten, sonst das System aber kaum nutzen. "Die unterschiedlichen Bedürfnisse von vielen Nutzern sind nur schwer mit einem einzigen OLAP-Produkt zu befriedigen", sagt Pendse, "und wer es trotzdem versucht und ein OLAP-Produkt zum Unternehmens-Standard macht, erweist den Anwendern einen schlechten Dienst. Denn sie müssen dann mit einem System arbeiten, das nicht ihren Anforderungen entspricht, das zu langsam, zu unhandlich oder zu kompliziert ist."

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