Healthcare IT


Klinik-IT muss Industrie-Wissen nutzen

Aus dem Unterpriviligierten-Status herauskommen

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Das bedeute auch mehr Budget-Freiraum für den Einzelnen. Die Folge: "Ärzte akzeptieren inzwischen,
dass die IT strategische Entscheidungen unterstützt, Prozesse steuert, Vorgaben macht und kontrolliert, weil jede Klinik ähnlich wie ein Profit-Center handelt.

“Neben der sich allmählich herausbildenden Standardisierung medizinischer Prozesse ist es zum Teil auch die Struktur einer Klinik selbst, die die Arbeit des CIO dort erschwert. Jede Klinik, auch wenn sie formaljuristisch kein Konzern ist, muss wie ein Konzern geführt werden. Im Klinikum Aachen handelt es sich tatsächlich um 35 Einzelkliniken mit selbstständigen Direktoren, die disziplinarisch nicht dem Vorstand des Klinikums unterstehen, sondern dem Rektor. "Das Konstrukt führt sich ähnlich wie ein Konzern mit 35 unabhängigen Gesellschaften", sagt IT-Manager Lowitsch. Von außen könne man die Komplexität nicht erkennen, weil man nur das eine "Gebäude" im Blick habe. Von innen sieht man 35 Klinikchefs, die sich als selbstständige Unternehmer betrachten.

Hoher Aufwand für die Pflege der Schnittstellen

Hinzu kommt die enge Integration der kaufmännischen mit der medizinischen IT, durch welche die Zukunftsfähigkeit wesentlich mitbestimmt wird. Die Kommunikation der verschiedenen diagnostischen und therapeutischen Subsysteme vergleicht der Münchner IT-Leiter Poth mit Unternehmensnetzen, die Daten via Edifact austauschen - der Aufwand innerhalb des Hauses für die Pflege der Schnittstellen sei gewaltig. Hinzu komme, dass die Subsysteme in der Klinik funktional sehr viel mächtiger seien als ihre Gegenstücke in der Industrie, die lediglich Steuerungsaufgaben hätten. Und natürlich gelte es, interdisziplinäre Subsysteme und Prozesse zusammenzubringen. "Die Einbindung von diagnostischen und therapeutischen Systemen ist relativ schwierig und aufwendig", berichtet IT-Leiter Bräuer aus Amberg.

Das bremst die Klinik-IT
  • Komplexe Prozesse in der Klinik

  • Fehlende Unterstützung für standardisierte Prozesse durch die Klinikleitung

  • Unantastbare Freiheit in der medizinischen Wissenschaft

  • Medizinproduktegesetz und gesetzliche Auflagen für Medizingeräte

  • Hohe Anzahl von interdisziplinären Subsystemen

Manche Systeme seien sehr widerspenstig in der Integration. Und über allem wachen auch noch DatenschutzDatenschutz und Medizinproduktegesetz. Bräuers Bilanz: "Unsere IT-Welt ist etwas bunter." Zwar erwartet auch PwC-Berater Ruppel nicht, dass sich in einigen Jahren die Healthcare- und die Industrie-IT vollständig angleichen, "denn die Aufgabenstellungen an die IT im Gesundheitswesen sind sehr speziell". Dennoch ist die Branche auf einem guten Weg: "Als Dienstleistungsabteilung in der Klinik werden sie nie an den 99 Fällen gemessen, die gut laufen, sondern an dem einen Fall, der schiefgeht“, sagt IT-Leiter Bräuer aus Amberg. Und dass die Uniklinik Aachen zur Industrie aufgeschlossen hat, kann man seit einem Jahr mit Fug und Recht behaupten: Im November 2008 wurde das richtungsweisende Gebäude in den Rang eines offiziellen Industriedenkmals erhoben. Alles zu Datenschutz auf CIO.de

Dieser Artikel stammt aus der Verlegerbeilage Health-IT des CIO-Magazins.
Die gesamte Beilage Health-IT können Sie im November hier kostenlos downloaden.

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