Konzern verordnet sich Umbau

Aus EADS wird Airbus

31.07.2013
Ein knappes Jahr nach dem Scheitern der Fusion mit dem britischen Rüstungsgiganten BAE Systems wird Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern kräftig umgebaut. EADS nimmt dazu den Namen seiner weltweit renommierten Marke Airbus an.

Europas größter Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS wird radikal umgebaut. Das Unternehmen soll künftig den Namen seiner bekanntesten Marke Airbus tragen und nur noch drei statt bislang vier Geschäftsbereiche haben. Dafür werden die Verteidigungs- und Raumfahrtsparten Airbus Military, Astrium und Cassidian zu dem neuen Unternehmen Airbus Defence & Space zusammengelegt.

Dieser Schritt sei eine Reaktion auf das veränderte Marktumfeld, das von stagnierenden oder sogar schrumpfenden Verteidigungsbudgets in der westlichen Welt geprägt ist, teilte EADS am Mittwoch mit. Die strukturelle Veränderung stärke die Wettbewerbsfähigkeit und ermögliche einen optimierten Marktzugang und Einsparungen. Ob es massive Stellenstreichungen geben soll, blieb zunächst unklar. Detaillierte Informationen will die Konzernführung erst im vierten Quartal bekanntgeben. Die Pläne müssten vom Top-Management noch im Detail ausgearbeitet werden, sagte Unternehmenschef Thomas Enders.

Chef des neuen Geschäftsbereichs Airbus Defence & Space mit etwa 45 000 Mitarbeitern wird der bisherige Cassidian-Leiter Bernhard Gerwert. Der Hauptsitz soll im Großraum München angesiedelt sein. Dass die Rüstungssparte ihren Sitz in Bayern bekommt, geht auf eine Forderung Deutschlands zurück. Durch den Umzug der EADS-Zentrale ins französische Toulouse hatte der Standort Ottobrunn zuletzt an Bedeutung verloren.

Bevor die Veränderungen in vollem Umfang wirksam werden können, müssen nach EADS-Angaben mehrere regulatorische Voraussetzungen erfüllt sowie Konsultationen mit dem Betriebsrat und weitere Genehmigungsverfahren erfolgreich abgeschlossen werden. Auch die Hubschraubertochter Eurocopter bekommt eine neue Kennung und firmiert dann unter Airbus Helicopters. Die neue Struktur solle etwa in einem Jahr in Kraft treten, sagte Enders.

Enders setzt mit der Reorganisation und Umbenennung den Umbau des Konzerns fort, den er nach der gescheiterten Fusion mit dem britischen Rüstungsriesen BAE Systems begonnen hatte. "Unsere Verteidigungs- und Raumfahrtaktivitäten reorganisieren und fokussieren wir, um Kosten zu reduzieren, die Profitabilität zu steigern und unsere Marktposition zu verbessern", kommentierte Enders. "Was wir heute präsentieren, ist eine Evolution, keine Revolution. Es ist der nächste logische Schritt in der Entwicklung unseres Unternehmens."

Mit der Fusion mit BAE Systems wollte Enders EADS ursprünglich auf neue und vor allem größere Füße stellen. Die Rüstungsparte sollte es mit der Verbindung einfacher haben, auf Märkten Fuß zu fassen, die dem Konzern bisher versperrt waren. Doch der Plan scheiterte am Widerstand aus Berlin. Danach bekam EADS eine neue Aktionärsstruktur, Deutschland stieg als Großaktionär ein, zugleich wurde der Staatseinfluss aber verringert.

EADS wird nach dem neuen Umbau verstärkt dem US-amerikanischen Rivalen Boeing ähneln. Dieser hat ebenfalls das Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft in einem Bereich zusammengefasst (Boeing Defense, Space and SecuritySecurity). Daneben ist der zivile Flugzeugbau (Commercial Airplanes) das wichtigste Geschäft. Alles zu Security auf CIO.de

Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2013 steigerte EADS sowohl Umsatz als auch Rentabilität. Getragen wurde diese Entwicklung vor allem vom zivilen Flugzeuggeschäft. Der Umsatz von EADS stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf 26,3 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis konnte um 31 Prozent auf 759 Millionen Euro verbessert werden.

Für das laufende Jahr sieht Konzernchef Thomas Enders den Konzern auf Kurs zu seinen Gewinn- und Umsatzzielen. Der neue Langstreckenflieger A350 soll nach der ersten Flugtestphase weiterhin spätestens Ende 2014 erstmals ausgeliefert werden. Die Flugtests seien erfolgreich verlaufen. Dank einer Bestellflut auf der Paris Air Show im Juni rechnet Airbus in diesem Jahr mit Neuaufträgen für mehr als 1000 Flugzeuge - über alle Typen hinweg. (dpa/rs)

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