Strategien


Fachbereiche geben weniger aus

Ausblick: Budgets und Projekte 2014

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Während Capgemini Verbesserungen in der Zusammenarbeit von IT und Business wahrnimmt, weist Arthur D. Little auf schwer beherrschbare Folgen der IT-Agilität hin. Cloud-Projekte stehen laut Morgan Stanley auf der Streichliste. Budgettechnisch wird 2014 nach Analysten-Meinung ein Jahr der Stagnation.
Auch Arthur D. Little hat IT-Trends für 2014 zusammengestellt. Die Übersicht zeigt sie.
Auch Arthur D. Little hat IT-Trends für 2014 zusammengestellt. Die Übersicht zeigt sie.
Foto: Arthur D. Little

Für CIOs stehen die Sterne für 2014 wechselhaft – zumindest finanziell. Grob muss etwa jeweils ein Drittel der IT-Chefs in Deutschland mit sinkenden oder gleichbleibenden Budgets zu Rande kommen, der Rest darf mehr als bislang ausgeben. Alles in allem stehen die Vorzeichen also auf Stagnation, wobei die Lage zwischen den Branchen und den einzelnen Firmen erkennbar schwankt.

Verschieden fallen die Prognosen dahingehend aus, ob eher mehr oder eher weniger Geld zur Verfügung steht. Während eine Umfrage auf CIO.de tendenziell sinkende Budgets nahelegt, überwiegen laut Capgemini und Morgan Stanley die ausgabefreudigen Firmen. Die Berater von Arthur D. Little sagen salomonisch ein Jahr der stagnierenden Budgets mit möglicherweise leicht positivem Ausschlag voraus. Mittel- und langfristig sei allerdings der Spardruck vorherrschend.

Ein Fünftel muss merklich sparen

277 User beteiligten sich an unserer CIO.de-Umfrage. Knapp 28 Prozent gaben an, dass ihr IT-BudgetIT-Budget 2014 unverändert bleibe. Jeweils 36 Prozent berichteten von steigenden oder fallenden Budgets. Dennoch lässt sich insgesamt eine Abwärtstendenz aus den Antworten lesen. Denn 17 Prozent kalkulieren mit mehr als einem Fünftel weniger Geld; nur 12 Prozent gehen von einer Steigerung in ähnlicher Größenordnung aus. Alles zu IT-Budget auf CIO.de

Capgemini gibt sich optimistischer

Positiver lesen sich demgegenüber die Ergebnisse einer Capgemini-Studie. Demnach steigen in fast 40 Prozent der deutschen Firmen die IT-Budgets; sie stagnieren in 32 Prozent der Unternehmen und sinken lediglich in 21 Prozent der Firmen. Insgesamt befragte Capgemini 141 Großunternehmen, darunter auch österreichische und schweizerische. Während unter den eidgenössischen Firmen der Trend zur Stagnation deutlich ausgeprägter ist als hierzulande, weist Österreich eine merklich größere Aufwärtsdynamik auf.

Insbesondere die IT-Verantwortlichen aus dem öffentlichen Dienst gehen laut Capgemini in Deutschland von gleichbleibenden IT-Ausgaben aus. „Sie rechnen erst 2015 mit Erhöhungen, wenn das neue E-Government-Gesetz voraussichtlich in die Umsetzung geht", so die Berater. Am positivsten schätzen die CIOs im HandelHandel die Situation ein. 2014 erwartet die Hälfte von ihnen höhere Budgets, für 2015 gehen sogar 64 Prozent von einer Steigerung aus. Top-Firmen der Branche Handel

Anteil der IT-Ausgaben der Fachbereiche sinkt

Der Anteil der Fachbereiche an den Technologieausgaben von Unternehmen ist laut Capgemini von 19 auf rund 16 Prozent gesunken und liegt damit wieder auf dem Niveau von 2012. Parallel dazu habe sich die Einstellung der CIOs geändert. Während im vergangenen Jahr 48 Prozent von ihnen Technologie-Investitionen der Fachabteilungen negativ bewerteten, seien es in diesem Jahr nur noch knapp 40 Prozent. Darüber hinaus nähmen jetzt mehr CIOs positive Aspekte wie zum Beispiel die schnellere Umsetzung von Anforderungen der Fachbereiche oder die Entlastung der IT-Abteilung wahr.

Capgemini zeigt, wie unterschiedlich die Erwartungen deutscher, österreichischer und eidgenössischer CIOs sind.
Capgemini zeigt, wie unterschiedlich die Erwartungen deutscher, österreichischer und eidgenössischer CIOs sind.
Foto: Capgemini

„Wir stellen in der Praxis eine immer bessere Zusammenarbeit von IT und Business fest", sagt Uwe Dumslaff, CTO von Capgemini Deutschland. „Diese muss auch weiter zunehmen, denn heterogene Systemlandschaften und Datensilos kann sich im Zeitalter von Cloud und Big DataBig Data kein Unternehmen mehr leisten." Alles zu Big Data auf CIO.de

Morgan Stanley: mehr Geld für Cloud- und Datenanalyse

Analysten des Bankhauses Morgan Stanley prognostizieren auf Basis einer Umfrage unter 150 europäischen und US-amerikanischen CIOs für 2014 ein Budgetwachstum von 4,6 Prozent. Es handle sich um die höchste Wachstumsrate seit 2008. Grenzt man die Ergebnisse auf die europäischen CIOs ein, so liegt Plus mit 3,7 Prozent erwartungsgemäß niedriger – aber dennoch leicht über den für 2013 errechneten Zuwächsen von 3,5 Prozent. Morgan Stanley befragte ausschließlich IT-Chefs aus Firmen mit mehr als 500 Millionen US-Dollar Umsatz.

Die Ausgabenzuwächse sind laut Morgan Stanley für Cloud- und Datenanalyse-Projekte zu erwarten, aber auch Investitionen in Enterprise Resource Planning (ERP) stünden auf der Agenda. Dort ganz unten sind laut Studie Ausgaben für PCs, mobile Endgeräte, Mobility-Beratung und OutsourcingOutsourcing zu finden. Cloud-Projekte sind zwar wie erwähnt eingeplant, stehen aber als erste Streichkandidaten auf der Kippe, falls der Rotstift angespitzt werden muss. Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Arthur D. Little: Budgethoheit zurück von Fachbereichen zur IT

Weniger euphorisch als Capgemini und Morgan Stanley schätzt Arthur D. Little die Budget-Situation ein. Hinter allzu rosigen Prognosen vermutet Klaus Schmitz, Partner im Münchner Büro der Unternehmensberatung, eher „Wunschdenken und Marktbearbeitung". In Wirklichkeit herrsche generell ein anhaltender Druck auf die IT-Budgets vor. Es werde von der IT schlichtweg verlangt, die durch Cloud Computing, StandardisierungStandardisierung und erfolgreiches ProjektmanagementProjektmanagement möglichen Effizienzgewinne auch baldmöglichst zu liefern. Alles zu Projektmanagement auf CIO.de Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Wenn für 2014 eine Stagnation auf leicht positivem Level zu erwarten ist, liegt das laut Schmitz teilweise an einer Rückverschiebung der IT-Budgethoheit von den Fachbereichen auf die IT. Das heißt, dass Ausgaben, die in der jüngeren Vergangenheit von den Abteilungen selbst getätigt wurden, künftig über die IT beauftragt werden. Ausdrücklich teilt Schmitz übrigens die Einschätzung, dass sich die Unternehmen Silostrukturen mittlerweile kaum noch leisten können.

„Budgetäre Einmaleffekte ergeben sich darüber hinaus aus strategischen Initiativen wie zum Beispiel zur Digitalisierung des Vertriebs", sagt der Berater. In der Liste der zehn wichtigsten IT-Trends für 2014 von Arthur D. Little ist Digitalisierung selbstverständlich mit drin.

Trend zur "Smartization" - Internet der Dinge

Dort findet sich auch die „Smartization". Arthur D. Little versteht darunter einen TrendTrend, der anderswo als Internet der Dinge oder Connected Devices bezeichnet wird. „Das ist ein gewichtiger Megatrend, dem sich letztlich kein CIO wird entziehen können", so Schmitz. „Smart" seien als erstes vor einigen Jahren die Mobiltelefone geworden; mittlerweile habe sich die Automobilindustrie mit ihren IT-Lösungen – von der Einparkhilfe bis hin zu selbstfahrenden Fahrzeug – an die Spitze des Trends gesetzt. Alles zu IT Trends auf CIO.de

Gleichwohl handelt es sich bei den smarten Geräten laut Arthur D. Little keineswegs nur um einen Branchentrend. „Wen die Smartization auf der Produktebene nicht berührt, den betrifft sie auf der Prozess- und Geschäftsseite", sagt Klaus Schmitz.

Insbesondere die NSA-Affäre hat laut Arthur D. Little dafür gesorgt, dass das Themenfeld DatenschutzDatenschutz und Sicherheit von den Firmen mit mehr Gewicht behandelt wird. Noch offen sei allerdings, welche tatsächliche Relevanz diesen Fragen am Ende der momentanen Evaluierungen beigemessen wird und welche Lösungsansätze gefunden werden. Alles zu Datenschutz auf CIO.de

Unternehmen unterschätzen Folgen der agilen IT

Von besonderer Bedeutung ist nach Ansicht der Berater in diesem Jahr auch das Thema Agilität. Vor allen Dingen seien bisher die Folgen einer agilen IT auf den Rest des Unternehmens unterbelichtet geblieben. „Wenn bei der IT die Bremsen gelöst werden, können die anderen Abteilungen nicht im gleichen Tempo weiterarbeiten wie bisher", erläutert Schmitz.

Laut Capgemini investieren die Fachbereiche nach wie vor in erster Linie in Pilot-Projekte zur Entwicklung neuer Geschäftsprozesse. 49 Prozent tun das laut Studie. 41 Prozent kaufen neue Hardware wie beispielsweise Smartphones und Tablets ein. Der ohnehin schon geringe Anteil externer Cloud Services, der von der Fachabteilung direkt bezahlt wird, ist von 20 Prozent im Vorjahr auf knapp 11 Prozent zurückgegangen. Analog dazu stellen Unternehmen jetzt mehr Services aus der eigenen Cloud bereit.

Cloud-Pilotprojekte wandern in der Regelbetrieb

„Wir gehen davon aus, dass viele Cloud-Projekte der Fachabteilungen im vergangenen Jahr Pilot-Charakter hatten und jetzt von der IT-Abteilung in den Regelbetrieb übernommen werden", kommentiert Peter Lempp, COO Application Services bei Capgemini in Deutschland.

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