Business Intelligence

Ausverkauf im BI-Markt

Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

Auf die Größe kommt es nicht an

Neben der Marktentwicklung spielen aber auch qualitative Faktoren im BI-Markt eine wichtige Rolle. Das ist das Ergebnis der BI Survey 7, einer herstellerunabhängigen Umfrage unter mehr als 2.000 Teilnehmern aus 60 Ländern - in der überwiegenden Anzahl Anwender -, die der britische IT-Berater und Analyst Nigel Pendse zusammen mit BARC durchgeführt hat und deren Ergebnisse nun vorliegen. Hier schneiden die großen Anbieter nicht automatisch auch am besten ab - im Gegenteil: Gerade Marktführer SAP kommt im Urteil der Anwender denkbar schlecht weg. So müssen Firmen, die mit BI-Lösungen des Walldorfer Unternehmens arbeiten, der Studie zufolge mit der geringsten Wahrscheinlichkeit leben, für ihr Business irgendeinen Benefit zu erzielen. Zudem seien hier die Kosten für die Lizenzen und für die Einführung der Systeme am höchsten, und es dauere mit SAP am längsten, diese Systeme im Unternehmen einzuführen.

Je länger aber die Einführung dauere, so eine weitere Erkenntnis der Studie, desto weniger erfolgversprechend sei ein BI-Projekt. Ergebnisse, die SAP mit Verweis auf anderen Studien kaum nachvollziehen kann: "Im aktuellen Gartner-MQ-Report heißt es beispielsweise über unsere aktuelle Plattform: "Vor allem der von SAP entwickelte BI Accelerator hat die Messlatte für die Konkurrenz sehr hoch gelegt, was die Skalierbarkeit von Daten und die reine Performance angeht", zitiert Hilmar Schepp, Pressesprecher der SAP für Applikationen und Technologie in EMEA. "Mit der Akquisition des Marktführers Business Objects bedienen wir noch stärker das Business-User-Segment in diesem Markt. Und mit noch umfassenderen Abfrage- und Reporting-Tools gestalten wir die BI-Anwendungen noch nutzerfreundlicher."

Die Umfrage unter BI-Anwendern und IT-Beratern, die in den vergangenen sechs Jahren unter dem Namen "OLAP-Survey" auf dem Markt war, bringt dennoch interessante Zusammenhänge hervor, die mit rein qualitativen Erhebungen nicht möglich wären. So ist es etwa bei der Einführung von BI-Systemen durchaus erfolgskritisch, wer sich im Unternehmen um das Projekt kümmert: Ist das Management für das Rollout verantwortlich, bringt das mehr, als wenn die interne IT dafür zuständig ist. Das Projekt ist zudem für denjenigen erfolgreicher, der sich bei der Einführung von unabhängigen Beratern helfen lässt. Und der Erfolg nimmt folgerichtig aus Anwendersicht ab, wenn herstellernahe Consultants zu Rate gezogen werden. Ein weiterer Erfolgsgarant scheint die Breite zu sein, mit der sich interessierte Firmen über den Markt informieren: Unternehmen, die ihr Produkt über eine Multiplattform-Evaluation gefunden haben, zeigten sich deutlich zufriedener mit dem Ergebnis des Rollouts als jene, die das nicht getan haben. Als Grund vermutet Nigel Pendse zum einen die größere Passgenauigkeit der Lösungen, zum anderen hält er solche ProjekteProjekte schlicht für gründlicher und sorgfältiger durchgeführt als andere. Alles zu Projekte auf CIO.de

Anwender kämpfen mit Performance

Die Notwendigkeit einer gründlichen Findungsphase wird auch durch die Aussage gestützt, derzufolge kein Hersteller ein Produkt anbietet, das alles kann. Zwar setzen Unternehmen im Durchschnitt BI-Lösungen für 4,2 Anwendungen ein - meist Ad-hoc-Abfragen und Analysen, Data-Warehouse-Reports sowie Verkaufs- und Marketing-Analysen. Jedoch streuen sich die Anwendungsszenarien so breit über die Anzahl der 38 in der BI Survey 7 berücksichtigten Produkte, dass Nigel Pendse feststellt: "Das bestätigt, dass es ebenso wenig ein Allzweck-BI-Tool gibt wie einen BI-Anbieter, der alles kann." Umgekehrt kämpfen aber die Anwender jeglicher BI-Suiten einhellig vor allem mit Performance-Problemen ihrer Lösungen; immerhin jeder fünfte Teilnehmer der Studie gab als größte Einschränkung die langsame Abfragegeschwindigkeit an.

Das wiegt umso schwerer, als dass die Studie die Performance als erfolgskritischen Faktor benennt: "Unternehmen, die Abfrage-Performance zum Auswahlkriterium erhoben, waren erfolgreicher als diejenigen, die das nicht gemacht haben." Überraschenderweise nehmen die Beschwerden über mangelnde Performance mit jeder Umfrage zu - unabhängig davon, ob die Leistungsfähigkeit der Abfragesysteme tatsächlich schwächer wird. In Wirklichkeit schwankten die Abfragezeiten bei zunehmend leistungsfähiger Hardware und gleichzeitig stark wachsendem Datenvolumen aber nur geringfügig. "Es hat den Anschein", heißt es daher in der Studie, "dass die Bereitschaft der Anwender im Google-Zeitalter nachlässt, langsame Abfragen zu tolerieren." Das aber wirke sich negativ auf den Erfolg von BI-Projekten aus: Je länger die Abfragezeiten, desto geringer der Business-Nutzen der Anwendungen. Das scheinen die Anbieter von BI-Lösungen nicht sehen zu wollen: Gerade einmal 10,5 Prozent von ihnen erkennen diesen Zusammenhang - ein weites Feld für Verbesserungen in den kommenden Zeiträumen.

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