Web-Industrie

Berlin ist für Startups der Himmel auf Erden

22.07.2013
Von Michael Kroker

Team Europe

Der biedere Außenauftritt verdeckt: IBB Beteiligung war 2011 der aktivste Wagnisfinanzierer mit Sitz in Deutschland. 16 Erst- und 20 Folgeinvestments haben Bendisch und seine Partner getätigt, ergab eine Erhebung des Münchner Beratungsunternehmens FHP Private Equity Consultants.

"Wir stemmen alle Beteiligungen zusammen mit privaten Investoren", sagt Bendisch. Ob die Samwer-Brüder, Business-Angels wie Maire, Maschmeyers Beteiligungsgesellschaft Alstin oder Risikokapitalgesellschaften von Holtzbrinck oder Burda - Bendisch kennt sie alle und fädelt Beteiligungen mit ihnen ein. Der IBB-Anteil liegt in aller Regel zwischen einigen wenigen bis 20 Prozent.

Warum sich das Land Berlin hier engagiert? "In der Frühphase von Unternehmensgründungen gibt es ein Marktversagen, weil viele Investoren das Risiko zu jenem Zeitpunkt scheuen. Wer eine lebendige Startup-Kultur will, muss als Land mit aktiv werden", sagt Bendisch. So wälzen er und seine Kollegen gut 300 Business-Pläne im Jahr, rund zehn Prozent davon seien grundsätzlich beteiligungsfähig: "Wir müssen extrem vorsichtig investieren, weil wir keine Sicherheiten bekommen."

Trotz aller Sorgfalt kommt IBB Beteiligung auf eine Erfolgsquote von bestenfalls 20 Prozent - das sind jene Unternehmen, die irgendwann ordentlich Geld verdienen. Weitere 20 Prozent der Beteiligungen gehen pleite, wie zuletzt das Solarunternehmen Soltecture. Es musste Anfang Mai wegen des Verdrängungswettbewerbes durch chinesische Anbieter Insolvenz anmelden. "Eine Pleite ist leider auch normal", sagt Bendisch.

In seinen Augen fehlt in Deutschland aktuell vor allem die Ausstiegsmöglichkeit über Börsengänge. "Das Vertrauen der Deutschen in Aktien hat seit dem Platzen der New-Economy-Blase vor rund zwölf Jahren maßgeblich gelitten. Daher fehlen Exits über Börsengänge, die normalerweise viel Geld in die Beteiligungsgesellschaften zurückspülen, das dann wieder neu investiert werden kann", sagt Bendisch.

Viele seiner Kontakte knüpft Bendisch auf einer der zahlreichen Networking-Veranstaltungen an der Spree. "Da bin ich dann meistens der Älteste", sagt er und schmunzelt.

Team Europe

Bei den Networking-Treffen begegnet Bendisch unter anderem Leuten wie Kolja Hebenstreit und Lukasz Gadowski, den Gründern und Chefs von Team Europe Ventures, neben Rocket dem zweiten großen Inkubator in Berlin. Darüber hinaus veranstalten Hebenstreit und Gadowski zum Beispiel Chefessen wie das CEO-Dinner für eine maximal zweistellige Zahl ausgewählter Teilnehmer.

Bei Team Europe in Berlin-Mitte unweit des Brandenburger Tores ist alles eine Spur kleiner, aber auch familiärer als bei Rocket. Die 34 Leute um Hebenstreit und Gadowski sind gerade erst in den vierten Stock eines historischen Baus in der Mohrenstraße eingezogen, der vor dem Zweiten Weltkrieg mal den repräsentativen Hauptstadt-Geschäftssitz der Allianz-Versicherung beherbergte.

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