Das neue Business Intelligence

BI wird schlauer, mobiler und vorausschauender

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

3. Mobile BI - schnelle Analysen für unterwegs

Geschäftsentscheidungen fallen heute in der Regel schnell. Dementsprechend müssen die Verantwortlichen in den Firmen zügig auf alle dafür notwendigen Daten und Analysen zugreifen können - zu jeder Zeit und von jedem Ort aus. Es verwundert daher nicht, dass Interesse an und Nachfrage nach mobilen BI-Lösungen stetig zunehmen, so das Ergebnis verschiedener Aberdeen-Umfragen. Vor zwei Jahren hatten 17 Prozent der befragten Unternehmen ihre BI-Werkzeuge so weit mobilisiert, dass Daten und Analysen via Handy und Smartphone abgerufen werden konnten. Weitere 78 Prozent gaben damals an, Interesse an derartigen Lösungen zu haben. Anlässlich der Neuauflage der Umfrage im Mai dieses Jahres erklärte fast ein Viertel der Unternehmen, die eigenen Mitarbeiter könnten bereits mobile BI-Anwendungen nutzen. Fast ein weiteres Drittel der Befragten erklärte, innerhalb des kommenden Jahres eine entsprechende Lösung implementieren zu wollen. Die Unternehmen versprechen sich schnellere Entscheidungen, mehr Effizienz im operativen Geschäft, flexiblere Workflows sowie mehr Kundennähe, erläutert Aberdeen-Analyst Andrew Borg.

Die Softwarehersteller hoffen mit den mobilen BI-Lösungen zusätzliche Nutzer für ihre Anwendungen zu erreichen und damit auch bessere Geschäfte zu machen. Fast alle BI-Anbieter arbeiten daher daran, ihre Analyse-Tools zu mobilisieren. Zusätzlich angetrieben wird die Entwicklung durch die geradezu explodierenden Verkaufszahlen leistungsstarker SmartphonesSmartphones. Die Internet-fähigen Mobiltelefone haben in den vergangenen beiden Jahren einen deutlichen Leistungssprung gemacht. Schnellere Rechenpower, größere Speicherkapazitäten sowie bessere Anzeigemöglichkeiten auf großflächigen Displays erlauben es mittlerweile, auch komplexere Applikationen auf Smartphones zu implementieren und zu betreiben. Darüber hinaus drängt mit den neuen Tablet-Rechnern à la iPadiPad mit Macht eine neue Geräteklasse auf den Markt, die mobilen BI-Anwendungen eine zusätzliche Plattform bietet. Alles zu Smartphones auf CIO.de Alles zu iPad auf CIO.de

Mobile BI gibt es in verschiedenen Variationen

Mobile BI ist allerdings nicht gleich Mobile BI. Es gibt verschiedene Spielarten und Entwicklungsstufen, beschreibt Boris Evelson, Analyst von Forrester Research, die aktuelle Situation im Markt:

  • Die einfachste Form, Informationen aus einem BI-System mobilen Endanwendern zugänglich zu machen, funktioniert über eine Website. Jedes Internet-fähige Endgerät, das mit einem Browser ausgerüstet ist, kann darauf zugreifen. Die Nutzung erfolgt allerdings statisch. Anwender können Informationen in aller Regel nur abrufen und nicht interaktiv verändern. Außerdem ist die Navigation auf den Standardseiten mit den kleinformatigen Smartphones oft mühsam und wenig komfortabel. Dafür lässt sich so ein System mit relativ wenig Aufwand einrichten.

  • Komfortabler ist die BI-Nutzung, wenn Daten und Informationen in Reports und Dashboards dargestellt werden, die in Form, Größe und Navigation auf die Besonderheiten und Möglichkeiten des jeweiligen Endgeräts angepasst sind. Das erfordert etwas mehr Entwicklungsaufwand, um die BI-Inhalte gerätekonform aufzubereiten. Allerdings braucht man auch dafür noch keine dedizierte Client-Software oder -App, sondern lediglich einen Internet-Zugang.

  • Die Anpassung der BI-Informationen kann auch automatisch durch einen speziellen mobilen BI-Server erfolgen. Über diesen laufen dann alle mobilen Datenzugriffe auf das BI-System. Der Rechner erkennt automatisch, von welchem Gerät die Daten angefragt werden, und bereitet diese automatisch in dem benötigten Format auf. Das erlaubt mehr Flexibilität, als wenn die Berichte und Dashboards händisch zusammengestellt werden und den Usern damit nur statisch zur Verfügung stehen.

  • Die Kür in Sachen Mobile BI bilden dedizierte Apps, die für spezielle Plattformen wie Apples iOS, Symbian, Android, Windows Mobile oder die Blackberry-Geräte entwickelt werden. Diese Kleinstanwendungen für mobile Clients sorgen für die Verbindung ins firmeninterne BI-System. Daten lassen sich nicht nur ansehen, sondern können in aller Regel auch verändert und wieder zurückgespielt werden. Außerdem erlaubt eine solche App, BI-Informationen auf dem mobilen Device selbst vorzuhalten, offline zu nutzen und zu bearbeiten sowie zu einem späteren Zeitpunkt wieder online mit der zentralen BI-Instanz im Unternehmen zu synchronisieren.

Etliche Softwareanbieter arbeiten derzeit mit Hochdruck auf die neue App-Ära hin. Beispielsweise kündigte SAP an, sämtliche Funktionen aus seiner Business Suite auch für die mobile Nutzung bereitzustellen, und zwar dergestalt, dass sich die Software-Services nahtlos in die jeweilige Mobile-Plattform einfügen. iPhone-Nutzer sollen mit SAP-Funktionen also genauso arbeiten können, wie sie andere Apps auf ihrem Smartphone nutzen. Das heißt jedoch, dass die Softwarehersteller eine ganze Reihe verschiedener mobiler Plattformen bedienen und unterstützen müssen.

Für viele Softwarehersteller bedeutet das allerdings noch eine Menge Arbeit. Die Apps müssen gebaut, Berechtigungskonzepte entwickelt und vor allem die Sicherheit von Zugriff und Daten gewährleistet werden. Brian Gentile, CEO des Open-Source-Anbieters Jaspersoft, ist vor den anstehenden Hausaufgaben jedoch nicht bange. In nicht allzu ferner Zukunft werde Mobile BI selbstverständlicher Bestandteil der BI-Nutzung.

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