CIO von Roche Diagnostics

"Big Data - nehme ich nicht mehr in den Mund!"

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Blut gerinnt, Daten fließen

Als konkretes Beispiel führt Boeing die "Koagulation" an: Wer die Gerinnung seines Blutes senkt - etwa nach einer Thrombose -, macht dies am liebsten daheim, ohne dauernd den Arzt zu konsultieren. Roche baut für solche Patienten ein Gerät zur Messung des Gerinnungsfaktors und verschickt die Testergebnisse über das Internet an die Ärzte. Letztere zeigten sich jedoch gar nicht begeistert über diese Art der Ferndiagnose, denn die Abrechnung einer solchen Analyse hat für viel Diskussionen zwischen Ärzten und Versicherern gesorgt.

Boris Otto, Professor an der Technischen Universität Dortmund: "Wer versucht, mit seinem Tool-Set für die Nukleusdaten auf die großen Daten zuzugehen, wird scheitern."
Boris Otto, Professor an der Technischen Universität Dortmund: "Wer versucht, mit seinem Tool-Set für die Nukleusdaten auf die großen Daten zuzugehen, wird scheitern."
Foto: TU Dortmund

Daraus ist für Roche inzwischen ein neues Geschäftsmodell geworden: Die Diagnostiker beziehen nun auch die Versicherer ein, sodass der Finanzfluss geregelt ist. Der Patient kann zu Hause bleiben, der Arzt macht sich keine Sorge um die Abrechnung, und Roche ist um einen Service reicher.

Die Chancen einer solchen Datenverarbeitung lassen sich beliebig weiterspinnen. Was vom Patienten zum Arzt und zum Versicherer fließt, sollte auch Wissenschaftler und Gesetzgeber erreichen. Der Erfolg von Medikamenten und Heilungsmethoden ließe sich so viel genauer ermitteln. Wechselwirkungen kämen viel schneller ans Licht.

Forscher könnten Zusammenhänge ermitteln, die selbst in großen Feldversuchen unentdeckt bleiben. Wie lange sollte ein 57 Jahre alter Mann mit 20 Kilo Übergewicht nach einem Infarkt blutverdünnende Mittel nehmen? Wie viel die 87 Jahre alte Diabetikerin? "Daten von Kunden und Produkten gehören zusammen", findet Boeing.

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