Kritik am Ansatz von Gartner

Bimodale IT - Fluch oder Segen?

Oliver Laitenberger leitet bei der Managementberatung Horn & Company das Kompetenzzentrum Digitalisierung und Technologie.

Eine evolutionäre oder revolutionäre strategische Ausrichtung ist nicht per se besser oder schlechter als die andere. Es kommt etwa darauf an in welcher Branche, welchem Wettbewerbsumfeld und auf welchem Entwicklungsstand sich ein Unternehmen befindet. Das Management muss eine klare Ausrichtung festlegen und entscheiden. Je nach Ergebnis werden die Eckpfeiler und Rahmenbedingungen für die Umsetzung festgelegt: in einer oder mehreren Spuren. Ob diese Ausrichtung nun das Label "bimodal" trägt, sei jedem Unternehmen selbst überlassen. Eins ist klar. Die Umsetzung beginnt mit klaren Spielregeln in Form einer Governance.

Bimodalität über die Governance regeln

Egal wie stark ein Unternehmen von der bimodalen Welle erfasst wird: Fast immer klafft zwischen Geschäft und Informationstechnik ein mehr oder weniger tiefer Verständnisgraben. Eine Ursache hierfür liegt in den Vereinbarungen und Regelungen, die zwischen Geschäft und IT zwar prinzipiell vorhanden sind, aber in der Praxis oft versagen. Über Jahre gewachsene Kulturen und Denkmuster lassen sich nicht über Nacht per Ansage aufheben.

Klare IT-Governance-Strukturen zwischen Geschäft und IT tragen deshalb in besonderem Maße dazu bei, die Unternehmensziele bezüglich der digitalen Weiterentwicklung und darüber hinaus besser zu erreichen. Sie definieren die Spielregeln, wie Unternehmens-IT und Geschäft miteinander arbeiten, wie Rechte und Pflichten im Unternehmen verteilt sind.

Eine mehrspurige IT-Aufstellung sorgt für zusätzliche Komplexität in der Governance. Plötzlich ist nicht nur die Governance zwischen Geschäft und IT zu definieren, sondern auch zwischen IT und "disruptiven" Einheiten. Ohne klare Regelungen ist der Konflikt vorprogrammiert. Während sich zum Beispiel die Unternehmens-IT an Standards hält, agieren disruptive Einheiten oft wie in einem freien Raum. Jedwede StandardisierungStandardisierung wird als Einschränkung verstanden und sofort als Gefahr für das Ziel der Geschwindigkeit gebrandmarkt. Aufgrund des großen Konfliktpotenzials tun Unternehmen gut daran, die notwendigen Regelungen im Vorfeld zu treffen. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Bimodale Strukturen und Prozesse gestalten

Wird der bimodale Ansatz unter Federführung der bisherigen IT-Einheiten angestrebt, ist meist keine Anpassung der Organisationsstrukturen erforderlich - allerdings möglicherweise die Fragestellung, ob die IT-Einheit in sich optimal aufgestellt ist.

Ein übergreifender bimodaler Angang stellt indes eine organisatorische Herausforderung dar. Zum einen besteht die Möglichkeit eines High-Speed-Angangs in der Projektorganisation. In diesem Fall dient ein Projekt der Verprobung des Modells. Für den Aufbau und die Integration einer eigenen High-Speed-Organisationseinheit ergeben sich prinzipiell drei strukturelle Optionen.

  • als dezentrale Einheit(en) auf der Geschäftsseite mit großer Nähe zum Business

  • als gebündelte Einheit in der Unternehmens-IT und

  • als gebündelte, separate Einheit (zum Beispiel Direct Report des CEO).

Die nächste Stufe der Skalierung wäre die Gründung eines eigenständigen High-Speed-Start-ups.

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